Frachtschiff rammte Tanker

Russischer Kapitän wird nach Schiffskollision in der Nordsee beschuldigt

An einer Seite der „MV Stena Immaculate“ prangt ein tiefes Loch.
© AFP

London – Nach der Schiffskollision vor der britischen Nordseeküste wird dem russischen Kapitän des beteiligten Frachtschiffs "Solong" fahrlässige Tötung zur Last gelegt. "Der Kapitän des Schiffes 'Solong', Wladimir Motine, 59 Jahre alt, aus Primorsky, Sankt Petersburg, Russland, wird der fahrlässigen Tötung beschuldigt", teilte die Polizei im britischen Humberside am Freitag mit. Der Beschuldigte werde am Samstag vor dem Amtsgericht Hull erscheinen, erklärte die Polizei weiter.

Das Frachtschiff "Solong" der Hamburger Reederei Ernst Russ hatte am Montag aus bisher unbekannten Gründen den vom US-Militär gecharterten Tanker "Stena Immaculate" gerammt, der rund 20 Kilometer vor der nordostenglischen Küste ankerte. Ein Besatzungsmitglied der "Solong" wird seit der Kollision vermisst, die britischen Behörden gehen von seinem Tod aus.

Festnahme am Tag der Kollision

Die Polizei erklärte, es habe eine "umfangreiche Suchaktion" seitens der Küstenwache gegeben. Laut Staatsanwaltschaft handelt es sich bei dem Vermissten um einen 38-jährigen Philippiner. Der russische "Solong"-Kapitän war noch am Tag der Kollision festgenommen worden. Seine vorläufige Haft wurde am Mittwoch um 36 Stunden und am Donnerstag um weitere 24 Stunden verlängert.

Dass die "Solong" die ankernde, 183 Meter lange "Stena Immaculate" rammte, wirft viele Fragen auf. Nach Angaben der britischen Regierung gibt es aber keine Hinweise auf eine vorsätzliche Tat gegen den von der US-Armee gecharterten Tanker. Nach der Kollision war auf beiden Schiffen Feuer ausgebrochen. Die Löscharbeiten nahmen mehrere Tage in Anspruch, bis Donnerstagabend waren die Feuer bis auf "wenige Brandherde" auf der "Solong" gelöscht, wie die britische Küstenwache mitteilte.

Behörden: Umweltkatastrophe nicht zu befürchten

Eine Umweltkatastrophe infolge der Schiffskollision ist nach Einschätzung der Behörden nicht zu befürchten. Aufklärungsflüge hätten am Donnerstag bestätigt, dass die beiden Schiffe anscheinend keine Umweltverschmutzung verursachten, erklärte Küstenwachen-Chef Paddy O'Callaghan. Nach der Kollision war allerdings aus einem beschädigten Tank, der insgesamt 220.000 Barrel Kerosin enthielt, ein Teil des Flugkraftstoffs ausgelaufen. (APA/AFP)