Wie der ÖFB den Rumänen eine Sturm-Hoffnung vor der Nase wegschnappte
Komplizierte Probleme erfordern kreative Lösungen: Raul Florucz soll der ÖFB-Elf offensiv helfen. Aber wer ist der 23-Jährige überhaupt?
Wien – Wer es mit Real Madrid hält, dem läuft beim Namen Raul noch heute das Wasser im Munde zusammen: Der langjährige Kapitän erzielte 323 Tore im Dress der Königlichen, gewann drei Champions-League-Titel und glänzte mit Eleganz. Was das Ganze mit dem österreichischen Nationalteam zu tun hat? Auch die ÖFB-Elf hat jetzt ihren Raul, allerdings nicht Gonzalez Blanco, sondern Florucz. Aber wer ist der 23-Jährige überhaupt?
In Linz beginnt’s
Als Sohn rumänischer Eltern – das sollte später noch wichtig werden – in Vöcklabruck geboren, wurde der Offensivspieler in der LASK-Akademie ausgebildet, um 2019 den Sprung ins Ausland (Lokomotiva Zagreb) zu wagen. Ein kreativer (Karriere-)Weg, auf dem er zu Beginn allerdings viele Stolpersteine zu überwinden hatte. In der kroatischen Hauptstadt spielte Florucz nicht wirklich, er wurde mehrmals verliehen, bevor der Weg wieder näher an die Heimat führte.
Durchbruch in Laibach
2023 wechselte Florucz nach Laibach, wo er in nunmehr 68 Pflichtspielen an 40 Treffern (24 Tore und 16 Assists) beteiligt war. „Er hat für einen Spieler, der nicht immer im Sturmzentrum spielt, eine richtig gute Quote. Deswegen haben wir entschieden, ihn dazuzunehmen“, begründet Rangnick die Nominierung. Meist kommt Florucz bei Olimpija Ljubljana mit der Nummer zehn und seinem Vornamen auf dem Rücken über den rechten Flügel, manchmal auch durchs Zentrum. Eines ist also auch klar: Ein Heilmittel für Österreichs Sorgen im Sturmzentrum – Arnautovic wird nicht jünger, Gregoritsch hat seinen Stammplatz in Freiburg eingebüßt, Kalajdzic kämpft nach drei Kreuzbandrissen immer noch um die Rückkehr und Marco Grüll (Bremen) war zuletzt auch verletzt – wird der Senkrechtstarter wohl nicht sein. Eine willkommene Ergänzung ist Florucz trotzdem.
Korb für Rumänien
Vielleicht hat Teamchef Rangnick bei der Nominierung für die Matches gegen Serbien (Donnerstag/Sonntag) auch schon die WM-Quali im Fokus. Denn dort scheint Rumänien einer der Hauptkonkurrenten. Jenes Land, für das Florucz theoretisch ebenfalls spielen könnte und das ihm – Teamchef Mircea Lucescu nahm Kontakt auf – ebenfalls den Hof machte. Da der rumänische Pass bislang aber nicht ausgestellt wurde, schlug Österreich zu – und Florucz sagt: „Hier bin ich geboren, aufgewachsen, und ich habe hier meine ersten Schritte im Fußball gemacht. In die Nationalmannschaft berufen zu werden, ist eine unglaubliche Ehre.“
Zuletzt hatte Florucz 2020 für die U19 den Adler auf der Brust getragen – nun kehrt er ins A-Team zurück und will „der Mannschaft helfen“. Rangnick betont: „Alleine die Reaktion von ihm hat mir gezeigt, dass wir da einen richtig guten Jungen nominiert haben.“ Einer, der lang unter dem Radar schwebte. Mit dem Namensvetter aus Madrid sollte man ihn trotzdem nicht vergleichen, aber das gilt für viele Stürmer auf diesem Planeten ...
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