Ex-RAF-Terroristin Daniela Klette tritt lächelnd vor die Justiz
Massive Sicherheitsvorkehrungen begleiten den Raubprozess gegen Ex-RAF-Mitglied Daniela Klette.
Jahrzehnte lebte die mutmaßliche Räuberin und frühere RAF-Terroristin im Untergrund, nun betritt Daniela Klette den Hochsicherheitssaal des Oberlandesgerichts Celle. Die 66-Jährige wirkt gelassen und gut gelaunt. Zur Begrüßung umarmt sie ihre Verteidiger in einem Glaskasten, der eigentlich für Angeklagte in Terrorismusverfahren vorgesehen ist. In dem mit Panzerglas gesicherten Raum wird Klette wahrscheinlich viele Tage verbringen. Vor ihr liegt ein langer Prozess.
Überfälle in drei Ländern?
Die Staatsanwaltschaft wirft der Deutschen versuchten Mord unter anderem aus Habgier vor. Die Anklage spricht zudem von versuchtem und vollendetem schweren Raub als „Mitglied einer Bande“ sowie von unerlaubtem Waffenbesitz. Demnach soll Klette 13 Überfälle auf Geldtransporter und Geschäfte gemeinsam mit Ernst-Volker Staub (70) und Burkhard Garweg (56) begangen haben, die wie sie der so genannten dritten Generation der linksextremistischen Rote Armee Fraktion (RAF) zugerechnet werden. Wo sich die beiden Männer aufhalten, ist unbekannt. Bei den Überfällen soll Klette meist das Fluchtauto gefahren haben.
Klette, Garweg und Staub hätten die zeitintensive Planung und die Ausführung der Raubüberfälle als ihre Arbeit angesehen, sagte die Staatsanwältin. Demnach wollten sie mit den Straftaten, bei denen sie 2,7 Mio. Euro erbeutet haben sollen, ihren Lebensunterhalt finanzieren.
Um Widerstände zu überwinden, hatte das Trio den Ermittlungen zufolge Waffen dabei: Eine täuschend echt aussehende Panzerfaust, Elektroschocker und Pistolen. Der Staatsanwaltschaft zufolge soll das Trio in Kauf genommen haben, Menschen tödlich zu verletzen. Laut Anklage bedrohten die drei ihre Opfer.
Die Verteidigung hingegen fordert die Einstellung des Verfahrens und die Aufhebung des Haftbefehls. Gegen die 66-Jährige sei kein fairer, rechtsstaatlicher Prozess möglich, heißt es in dem Antrag, den die Anwälte am ersten Prozesstag stellen. Klettes Anwälte befürchten ein politisches Verfahren, obwohl aus ihrer Sicht die ehemalige RAF-Mitgliedschaft nicht bewiesen ist. Es sei nicht davon auszugehen, dass das Gericht den RAF-Hintergrund vollständig ausblende.
Unterstützer vor Gericht
Vor den Eingängen des Gerichtsgebäudes stehen Justizbeamte und Polizisten mit Maschinenpistolen. Rund 50 Unterstützer Klettes tragen Transparente, auf denen „Freiheit für alle politischen Gefangenen“ steht. Gegen die 66-Jährige besteht auch Haftbefehl wegen des Verdachts der Beteiligung an Terroranschlägen. Die Bundesanwaltschaft wirft ihr versuchten Mord in zwei Fällen sowie Mittäterschaft bei Sprengstoffexplosionen bei drei RAF-Anschlägen vor. Dazu wird eine weitere Anklage erwartet. Die RAF-Mitgliedschaft an sich ist verjährt.
Der Raubprozess wird nächsten Dienstag fortgesetzt. (TT, dpa)