Maul- und Klauenseuche in der Slowakei: Österreich hilft und ergreift erste Maßnahmen
Am slowakisch-ungarischen Grenzübergang Rajka werden pro Stunde bis zu 25 Großfahrzeuge dekontaminiert, österreichische Soldaten sind seit Mittwochabend im Hilfseinsatz. Auch der Wiener Tiergarten Schönbrunn hat bereits Vorsichtsmaßnahmen ergriffen.
Wien, Bratislava – In der Seuchenbekämpfung zählt jede Minute. Nach einem Unterstützungsansuchen über den EU-Zivilschutz-Mechanismus ist das österreichische Bundesheer seit Mittwochabend im Einsatz. 53 Soldatinnen und Soldaten der Austrian Forces Disaster Relief Unit (AFDRU) rückten aus und begannen mit der Dekontamination von Großfahrzeugen am slowakisch-ungarischen Grenzübergang Rajka. Das erklärte Ziel: Die Ausbreitung der Maul- und Klauenseuche zu verhindern.
Vorsichtsmaßnahmen hat auch der Wiener Tiergarten Schönbrunn ergriffen, um seinen Tierbestand zu schützen. Zur Sicherheit wurde der Streichelzoo vorerst geschlossen.
Für Menschen ungefährlich
Weitere Schritte seien die vorübergehende Abgabe der Turopolje-Schweine sowie eine Teilsperre des Tirolerhofs, teilte der Zoo auf seiner Homepage mit. Die Viruserkrankung betreffe ausschließlich Paarhufer wie Rinder, Schweine und Ziegen, aber auch Zoo- und Wildtiere wie Antilopen, Hirsche und Giraffen, erläuterten die Tiergarten-Verantwortlichen. Der Erreger verbreitet sich durch direkten Kontakt mit dem Tier, aber auch durch kontaminierte Produkte, Ausscheidungen und Gegenstände. Für Menschen ist die Krankheit ungefährlich. "Allerdings können Menschen das Virus, das zum Beispiel an Kleidung oder Schuhen haften kann, auf Tiere übertragen."
Unterdessen sind die AFDRU-SoldatInnen am Grenzübergang Rajka weiter dabei, Fahrzeuge zu dekontaminieren. Stündlich werden bis zu 25 Fahrzeuge behandelt, um die Einreise in die Slowakei zu ermöglichen.
Ursprünglich war die Maul- und Klauenseuche in Ungarn ausgebrochen und in der Slowakei erstmals in unmittelbarer Umgebung des Grenzübergangs aufgetreten. Der Bundesheer-Hilfseinsatz schützt auch Österreich, denn der Grenzübergang liegt im Dreiländereck. Von dort ist es nicht weit bis Nickelsdorf, Zurndorf oder Pama (alle Bezirk Neusiedl am See) im Nordburgenland. Die Erfüllung des Auftrags müsse dabei Tag und Nacht im Schichtdienst erfolgen, um eine Verschleppung der Seuche in andere Staaten zu verhindern, hieß es am Freitag.
Was macht die AFDRU?
Die AFDRU (Austrian Forces Disaster Relief Unit), eine Spezialeinheit des Bundesheeres für Katastrophenhilfeeinsätze im In- und Ausland, ist auf technische Hilfeleistungen, Dekontaminationsmaßnahmen und humanitäre Unterstützung spezialisiert und Teil des europäischen Katastrophenschutzmechanismus. Zuletzt war die Einheit zum Beispiel beim katastrophalen Erdbeben Anfang 2023 im türkisch-syrischen Grenzgebiet im Einsatz. Beim verheerenden Tsunami 2004 in Südostasien bereitete die AFDRU in Sri Lanka zwei Millionen Trinkwasser auf.
Die Einheit, der auch SoldatInnen aus Tirol angehören, wird durch Milizangehörige verstärkt und ist mit 18 Kraftfahrzeugen, davon sechs Spezialwagen, im Einsatz. Stündlich werden derzeit 1000 Liter Wasser und 100 Liter Chemikalien zur Desinfektion benötigt. (TT, APA)