Dramatische Lage in Myanmar: Junta setzt Krieg trotz Erdbeben-Katastrophe fort
Während die Rebellen eine Teil-Waffenruhe ausriefen, setzt die Militärregierung die Angriffe offenbar fort. Die offizielle Opferzahl durch das verheerende Beben stieg auf mehr als 1600, jedoch dürften deutlich mehr Menschen gestorben sein. Auch in Thailand laufen die Rettungsarbeiten auf Hochtouren.
Mandalay/Bangkok – Nach dem verheerenden Erdbeben in Myanmar haben gegen die Militärregierung des Landes kämpfende Rebellen eine zweiwöchige Teil-Waffenruhe verkündet. Die oppositionelle Nationale Einheitsregierung erklärte am Sonntag, die sogenannten Volksstreitkräfte (PDF) würden in den von dem Erdbeben betroffenen Gebieten keine offensiven Militäreinsätze ausführen. "Aktionen zur Verteidigung" seien aber ausgenommen. Berichten zufolge setzte hingegen die Junta ihre Angriffe gegen die Rebellen fort.
Bürgerkrieg in Myanmar
Das Land am Golf von Bengalen leidet seit vier Jahren unter einem Bürgerkrieg, der mit der Machtübernahme der Junta einsetzte. Das Militär hatte im Februar 2021 die mit großer Mehrheit gewählte Regierung von Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi gestürzt und die Macht in Myanmar an sich gerissen. Die Volksstreitkräfte der oppositionellen Nationalen Einheitsregierung und verschiedene ethnische Gruppen bekämpfen die Militärjunta.
Die aus dem Exil agierende Einheitsregierung erklärte weiter, sie werde in den von ihr kontrollierten Gebieten "mit der UNO und mit Nichtregierungsorganisationen zusammenarbeiten, um Sicherheit, Transport und die Einrichtung von temporären Rettungscamps und medizinischen Lagern zu gewährleisten".
Mehr als 1600 Tote bei Erdbeben
Das südostasiatische Land war am Freitag von einem schweren Erdbeben der Stärke 7,7 verwüstet worden. Laut offiziellen Angaben starben mehr als 1600 Menschen, die tatsächliche Opferzahl dürfte noch viel höher liegen. Tote gab es auch im Nachbarland Thailand.
Die Lage in dem Land ist dramatisch. Wie auf Fotos zu sehen ist, sind etliche Häuser in sich zusammengebrochen und Brücken eingestürzt. Ein Krankenhaus im Bundesstaat Shan wurde völlig zerstört. Laut "Myanmar Now" brachte die Naturkatastrophe auch den Flugverkehrskontrollturm auf dem internationalen Flughafen der Hauptstadt Naypyitaw zum Einsturz. Dabei seien mindestens sechs Menschen ums Leben gekommen.
17 Tote und 83 Vermisste in Bangkok
Rettungskräfte befinden sich aktuell im Wettlauf gegen die Zeit, um Erdbebenopfer möglicherweise noch lebend aus den Trümmern zu befreien. Die Zahl der bestätigten Toten in der thailändischen Hauptstadt Bangkok stieg auf 17. Zudem wurden 83 Menschen noch vermisst, teilten die Behörden am Sonntag mit.
Die Suche nach Überlebenden oder weiteren Opfern in Bangkok konzentriert sich auf ein in sich zusammengestürztes Hochhaus. Offiziell bestätigt wurden bisher zehn Tote. Unter den Trümmern des Rohbaus des Wolkenkratzers werden jedoch noch weitere Menschen vermutet.
Behörden untersuchen Einsturz
Das 30-stöckige Hochhaus im Rohbau war zusammengebrochen, als schwere Erdstöße mit Epizentrum in Myanmar am Freitag Südostasien erschütterten. Das kräftigste Beben ereignete sich nahe Mandalay, der zweitgrößten Stadt Myanmars, mit einer Stärke von 7,7. Ein paar Minuten später folgte etwas südlich davon ein weiteres starkes Erbeben - das Geoforschungszentrum in Potsdam (GFZ) und die US-Erdbebenwarte (USGS) meldeten hier eine Stärke von 6,5 beziehungsweise 6,7. Es gab zahlreiche weitere Nachbeben. Auch in Teilen von China und Vietnam waren die großen Beben deutlich zu spüren.
Auch wenn das Beben das Hochhaus in Bangkok letztlich zum Einsturz brachte: Die thailändischen Behörden haben mittlerweile eine Untersuchung eingeleitet, um zu ermitteln, wie es so weit kommen konnte. (TT.com, APA/dpa)
Verheerende Schäden
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6000 Österreicher vor Ort