„Roter“ Sonntag bei Bürgermeister-Stichwahlen in Vorarlberg, Feldkirch und Lustenau bleiben schwarz
Fäßler wird Bürgermeister in Dornbirn. Staudinger verteidigte den Bürgermeistersessel in Hard. ÖVP-Ortschefs in Feldkirch, Lustenau, Götzis und Nenzing. In Lochau bleibt der grüne Bürgermeister Matt.
Bregenz – Vorarlberg hat wie bereits vor fünf Jahren einen „roten“ Bürgermeister-Stichwahl-Sonntag erlebt: Markus Fäßler (SPÖ) schaffte in Vorarlbergs größter Stadt Dornbirn die Sensation und überflügelte Julian Fässler (ÖVP) deutlich.
In Hard am Bodensee verteidigte Ex-SPÖ-Landesparteichef Martin Staudinger gerade noch seinen Bürgermeistersessel. In Feldkirch, Lustenau, Götzis und Nenzing setzten sich die ÖVP-Kandidaten durch, in Lochau bleibt Frank Matt (Grüne) Ortschef.
Vor fünf Jahren hatten Michael Ritsch – ebenfalls ehemaliger Vorarlberger SPÖ-Chef und Staudinger völlig überraschend die Bürgermeisterämter in der Landeshauptstadt Bregenz und in Hard erobert. Nachdem Staudinger in der Stichwahl reüssierte, bleiben beide für fünf weitere Jahre im Amt.
Für die ÖVP bedeutete der Verlust des Bürgermeistersessels in Dornbirn hingegen einen unerwarteten wie herben Tiefschlag. ÖVP-Landesparteiobmann Landeshauptmann Markus Wallner sprach von einem „Rückschlag“. Da nützten auch die Erfolge in den anderen großen Gemeinden wenig. Die ÖVP stellt nur noch in zwei der fünf Vorarlberger Städte das Stadtoberhaupt. Auch für die FPÖ endete der Stichwahl-Sonntag enttäuschend, weil mit drei Niederlagen und ohne Erfolg.
Die Grünen freuten sich über den Verbleib von Frank Matt im Amt. Er hatte vor fünf Jahren den ersten Bürgermeistersessel für die Grünen geschafft. Grundsätzlich galt: Bis auf Hard fielen alle Entscheidungen deutlich aus.
Fäßler war im Polit-Duell gegen Vizebürgermeister Fässler vor zwei Wochen noch um 2161 Stimmen zurückgelegen. Doch dürften nicht nur die Grün-, sondern auch viele FPÖ-Wähler auf ihn gesetzt haben. Am Sonntag resultierte ein Vorsprung von 2685 Stimmen. Letztlich setzte sich Fäßler mit 9601 Stimmen (58,13 Prozent Stimmenanteil) klar gegen Fässler (6916 Stimmen, 41,87 Prozent) durch. Fässler gab noch am Sonntagabend in einem sozialen Netzwerk seinen Rückzug aus der Politik bekannt.
Erstmals SPÖ-Bürgermeister in Dornbirn
Der 1980 geborene neue Bürgermeister sitzt seit 2005 in der Stadtvertretung und ist seit 2019 Tiefbau-Stadtrat. 2020 hatte er für ein halbes Jahr das Amt des Vizebürgermeisters inne gehabt. Mit Fäßler bekommt die Stadt Dornbirn erstmals in ihrer Geschichte einen SPÖ-Bürgermeister. „Unbeschreiblich“ nannte er den Erfolg in einer ersten Reaktion am Sonntag und meinte damit wohl auch seine Gefühlslage.
Er wird Nachfolger von Andrea Kaufmann (ÖVP). Auch Bundesparteichef Andreas Babler gratulierte und stellte in Blickrichtung zu Fäßler fest: „Er schreibt heute Geschichte.“ Eine Mehrheit in der Stadtvertretung hat Fäßler mit der SPÖ aber nicht. Dort liegt sie mit einem Stimmenanteil von 20,45 Prozent (7 Mandate) hinter der ÖVP (34,26 Prozent, 13 Mandate) und der FPÖ (20,70 Prozent, 8 Mandate).
Das Wahlergebnis vom 16. März umzudrehen, gelang auch Staudinger in Hard. Letztlich erhielt er 35 Stimmen mehr als René Bickel (ÖVP), der vor zwei Wochen noch 227 Stimmen Vorsprung gehabt hatte. Für Staudinger resultierten 2.621 Stimmen (50,34 Prozent Stimmenanteil), für Bickel 2586 Stimmen (49,68 Prozent).
Rädler und Wiedl setzten sich durch
In Vorarlbergs zweitgrößter Stadt Feldkirch und Österreichs größter Marktgemeinde Lustenau wurden Bürgermeister Manfred Rädler (ÖVP) und Patrick Wiedl (ÖVP) ihren Favoritenrollen gerecht. In der Montfortstadt verbuchte Rädler 6934 Stimmen (60,33 Prozent Stimmenanteil) für sich, auf Andrea Kerbleder (FPÖ) entfielen 4560 Stimmen (39,67 Stimmenanteil). Wiedl seinerseits erreichte in Lustenau eine Zustimmung von 64,25 Prozent (5876 Stimmen), Martin Fitz (FPÖ) musste sich mit 37,75 Prozent Stimmenanteil (3269 Stimmen) begnügen. Damit folgt Wiedl Bürgermeister Kurt Fischer (ÖVP) nach, der nicht mehr angetreten war.
Auch in Götzis (Bez. Feldkirch) und Nenzing (Bez. Bludenz) blieben die ÖVP-Kandidaten Manfred Böhmwalder und Michael Hartmann vorne. Bürgermeister Böhmwalder schlug Christoph Längle („Bürger-Bewegung Götzis“) mit einem Stimmenanteil von 59,17 Prozent (2085 Stimmen gegenüber 1439 Stimmen) klar.
Farbwechsel in Nenzing
In Nenzing bedeutete der Wahlerfolg von Hartmann das vorläufige Ende einer FPÖ-Hochburg. Hartmann hatten schon beim ersten Wahlgang am 16. März lediglich zehn Stimmen zur absoluten Mehrheit gefehlt. Am Sonntag erhielt er 1895 Stimmen (63,61 Prozent Stimmenanteil), Kornelia Spiß (FPÖ) 1084 Stimmen (36,39 Prozent). Damit hat die FPÖ in Nenzing nach der Mehrheit in der Gemeindevertretung auch den Bürgermeistersessel eingebüßt. Hartmann folgt auf Florian Kasseroler (FPÖ), der seit 2003 die Geschicke der Gemeinde leitete.
In den 96 Vorarlberger Gemeinden gab es damit nach dem Stichwahlsonntag neben 32 ÖVP-Bürgermeistern fünf SPÖ-, vier FPÖ-, drei SPÖ- sowie zwei Grünen-Bürgermeister. 19 Bürgermeister werden Listen zugerechnet. In 34 Kommunen werden erst noch die neu gewählten Gemeindevertretungen bestimmen, wer Bürgermeister wird. (APA)