Frist bis zum 5. April

„Enormes Interesse“: Zwangsverkauf von TikTok steht laut Trump kurz bevor

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Bei grünem Licht könnte die USA Einfuhrzölle auf chinesische Waren senken. Trump möchte, „dass TikTok am Leben bleibt“.

Peking, Washington – Der Zwangsverkauf von TikTok steht nach Aussagen von US-Präsident Donald Trump kurz bevor. Eine Einigung mit dem chinesischen Mutterkonzern ByteDance sei noch vor Ablauf der Frist am 5. April möglich, sagte Trump am Sonntagabend (Ortszeit) in einem Pressegespräch an Bord des Regierungsfliegers „Air Force One“. „Wir haben eine Menge potenzieller Käufer. Es gibt ein enormes Interesse an TikTok. Ich möchte, dass TikTok am Leben bleibt.“

Zuvor hatte er angedeutet, die Einfuhrzölle auf chinesische Waren zu senken, falls die Regierung in Peking dem TikTok-Verkauf grünes Licht gibt. Die Kurzvideo-Plattform war für einen Kommentar zunächst nicht zu erreichen.

Wegen möglicher Datenspionage und Manipulation der öffentlichen Meinung hatte der Kongress im vergangenen Jahr mit großer Mehrheit ein Gesetz verabschiedet, das ByteDance dazu verpflichtet, sein US-Geschäft bis zum 19. Jänner 2025 zu verkaufen. Ansonsten werde die Kurzvideo-App landesweit gesperrt. Weil bis zu diesem Zeitpunkt keine Einigung erzielt werden konnte, verlängerte Trump die Frist um 75 Tage. Die vor allem bei Kindern und Jugendlichen beliebte Plattform hatte sich zuvor in den USA kurzzeitig selbst abgeschaltet. Davon waren 170 Millionen Nutzer betroffen, etwa die Hälfte der US-Bevölkerung.

Spekulationen über mögliche Käufer

Als mögliche TikTok-Käufer gelten die Software-Konzerne Microsoft und Oracle. Auch der Milliardär und Trump-Intimus Elon Musk, der YouTube-Star Jimmy Donaldson alias „Mr. Beast“ sowie ein neuer US-Staatsfonds wurden zeitweise als Investoren gehandelt. Der Milliardär Frank McCourt hat nach eigenen Angaben bereits Finanzierungszusagen im Volumen von 20 Milliarden Dollar für den Kauf von TikTok eingesammelt.

Insidern zufolge favorisierte die US-Regierung zuletzt eine Übernahme durch US-Finanzinvestoren wie KKR, Susquehanna oder General Atlantic, die teilweise bereits an ByteDance beteiligt sind. Blackstone könnte zudem einen Minderheitsanteil erwerben, sagten weitere mit der Angelegenheit vertraute Personen.

Die US-Regierung begleitet die Verkaufsverhandlungen unter Führung des US-Vizepräsidenten JD Vance sehr eng. Mit diesem bisher beispiellosen Engagement in diesem Prozess agiert sie fast wie eine Investmentbank.

Empfehlungsalgorithmus ist Dreh- und Angelpunkt

Der Knackpunkt bei den Verhandlungen um einen TikTok-Verkauf ist der Algorithmus, der Nutzern weitere Videos empfiehlt. Er gilt als Herzstück der Plattform. Experten bezweifeln, dass ByteDance diese Technologie aus der Hand geben würde. Außerdem falle sie voraussichtlich unter chinesische Ausfuhrbeschränkungen. Der Milliardär Frank McCourt hat nach eigenen Aussagen ein Geschäftsmodell für TikTok erarbeitet, das ohne den aktuellen Algorithmus auskommt. Insider hatten zudem gesagt, dass TikTok eine für das US-Geschäft gedachte Kopie dieses Programms vorbereite.

US-Präsident Trump hatte das Verbotsverfahren gegen TikTok während seiner ersten Amtszeit angestoßen, um China für den Ausbruch der Coronavirus-Pandemie zu bestrafen. Im Wahlkampf des vergangenen Jahres, in dem TikTok für seine Kampagne eine wichtige Rolle gespielt hatte, legte er aber eine Kehrtwende hin und sprach sich für einen Erhalt der Plattform aus. Er stellte sich damit gegen führende Politiker seiner republikanischen Partei und konservative Staatsanwälte zahlreicher US-Bundesstaaten. TikTok-Chef Shou Zi Chew war Gast bei Trumps Amtseinführung Anfang 2025. (APA/Reuters)