Warum Arbeit Sinn macht: Vortrag in Lienz über die Suche nach Bedeutung
In einer Welt, die zunehmend von Sinnkrisen geprägt ist, stellt sich die Frage nach dem „Warum" der Arbeit mehr denn je. Hans Rusinek, Arbeitsforscher und Bestsellerautor, besuchte Lienz, um mögliche Antworten zu geben.
Lienz – „Wozu das alles?“ Diese Frage bewegt viele Menschen im Arbeitsleben. Hans Rusinek, ein in Hamburg lebender und in St. Gallen forschender Experte, brachte bei Workshops und einem Abendvortrag auf Einladung von Innoss eine Erkenntnisse nach Lienz. Dabei setzte er sich mit der Sinnfrage in der Arbeitswelt auseinander. In seinen sechs Thesen zeigte er, dass nicht nur Gehalt, sondern auch Zeitwohlstand wichtig ist. Seine frühere Tätigkeit bei einem amerikanischen Beratungsunternehmen und seine Promotion haben ihn dazu gebracht, sich kritisch mit dem Thema Purpose-Beratung auseinanderzusetzen. „Früher war es ein sehr anerkannter Job, in einem Automobilkonzern Manager zu sein, heute fragt dich die Tochter beim Frühstück, warum du den Planeten kaputt machst?“
Die Corona-Pandemie hat die Sinnsuche verstärkt. Viele fragen sich, wie sinnvoll ihre Arbeit wirklich ist. Rusinek hebt die Veränderung der Arbeitswelt hervor: „Unsere Arbeit wird immer körperloser, keine E-Mail ist so in der Welt wie der Tisch, den ein Tischler gebaut hat.“
Hans Rusinek, Arbeitsforscher
Unsere Arbeit wird immer körperloser, keine E-Mail ist so in der Welt wie der Tisch, den ein Tischler gebaut hat.
Er warnt vor einer Gehetztheit, die zu innerer Enttäuschung führt, wenn Aufgaben nicht mehr gründlich erledigt werden. Anerkennung sei ungleich verteilt, so Rusinek. Er beschreibt die Arbeitswelt als eine, in der hohe Gehälter oft mit sinnloser Arbeit und gesellschaftlich sinnvolle Tätigkeiten mit geringem Einkommen verbunden sind.
Der Sinn der Arbeit entsteht laut Rusinek, wenn objektiver Wert auf subjektive Wertschätzung trifft. „Sinn macht nicht immer Spaß“, betont er und sieht Leidenschaft als wichtigeren Aspekt. Inspiration komme von innen und nicht von externen Quellen. Er kritisiert die ständigen Unterbrechungen in deutschen Büros als hinderlich für fokussiertes Arbeiten.
Rusinek fordert eine umfassendere Definition von Arbeit, die nicht nur Lohnarbeit umfasst. Er spricht sich gegen die Trennung von Arbeit und Leben aus und plädiert für eine "erfüllte Fraglosigkeit", bei der die Arbeit nicht für die Weltrettung, sondern für persönliche Erfüllung sorgt. Seine Tipps: Raum zur Selbstinspiration schaffen, die vier Arbeitsfelder anerkennen und den Anteil an Bullshit-Jobs untersuchen.
Hans Rusinek hinterlässt sein Publikum mit einem Appell: Arbeit sollte nicht nur vom Tod ablenken, sondern soziale Verbindung und Sinnstiftung bieten.