Das Transitforum beginnt Unterschriften entlang der Fernpassstrecke zu sammeln
Fritz Gurgiser und Mitstreiter glauben die Bevölkerung hinter sich zu wissen und hoffen deshalb auf großen Zuspruch bei einer Unterschriftensammlung. Tirol soll nicht durch eine Maut geteilt werden.
Reutte – Monika Scheidle reichen die Belastungen, denen sie und ihre Familie tagtäglich an der hochbelasteten B 179 ausgesetzt sind. „Wir sind direkt Betroffene. Ich lebe seit 30 Jahren an der Straße und es ist nicht auszuhalten.“ Sie betreibt eine Frühstückspension im Lermooser Ortsteil Gries und könne wegen der Verkehrsbelastungen vieles nicht mehr nutzen. „Wenn ich telefonieren will, muss ich ins Haus gehen. Davor versteht man das eigene Wort nicht.“
Die Lermooserin war gleich mit drei Generationen zum Pressetermin erschienen. Ehemann Ferdinand Scheidle, Tochter Kathrin Mager und Enkel Simon sollten ihrem Anliegen mehr Gewicht verleihen. Ihr Mann legte gleich nach. Im Ortsteil Gries gebe es viel zu wenig Lärmschutzwände. Die Fahrzeuge würden nach der Ausfahrt aus dem Lermooser Tunnel im dreispurigen Abschnitt laut beschleunigen – „und dabei sind dort links und rechts der B 179 Häuser“.
Verkehr in 30 Jahren verdoppelt
Der Bichlbacher Albert Linser zeigte den Zuwachs auf, seit er im Widerstand gegen die Verkehrslawine ist. „1990 gab es im Tagesschnitt 8000 Fahrzeuge, heute 17.000. Als Spitzenwert 31.000.“ Man könnte natürlich den Protest ausweiten und die Fernpassstrecke mit Traktoren blockieren, aber: „Wir sind keine Terroristen. Das tun wir nicht. Das trifft nur die eigenen Leute, nicht die Politik.“
Margit Dablander, grüne Gemeinderätin in Reutte, sah auch die Bezirkshauptstadt stark belastet. „Die Archbachsiedlung liegt direkt unter der Umfahrung Reutte und ist durch Lärm, aber vor allem durch Abgase betroffen.“ Die Landesregierung höre im Hinblick auf Verkehrsbeschränkungen „einfach nicht den Ruf der Bevölkerung“, welche alle bei der Pressekonferenz Anwesenden zu vertreten beteuerten.
Fritz Gurgiser formulierte schließlich den Grund des Zusammenkommens aus: „Wir stellen den Start einer Unterschriftenaktion entlang der Fernpassroute vor.“ Die zusammengefasste Forderung lautet „Lärm,- stau- und mautfrei“. Es gebe einen Rechtsanspruch auf Entlastung. Tirol dürfe auch nicht geteilt werden. Die angedachte Fernpassmaut sperre acht Bezirke aus.
Mit den Unterschriften soll mit „einer Art Stimmungsbild aus der Bevölkerung“ Druck auf die Landesregierung erzeugt werden. Unter anderem werden Maßnahmen gefordert, den Verkehr flüssig zu machen. Der Bau des Fernpass-Scheiteltunnels wird bekanntermaßen rundweg abgelehnt. Denn mit all den Maßnahmen komme in Wirklichkeit „eine schleichende Ulm-Mailand“ – eine Transversale, die man längst abgewehrt glaubte.
Bindungslose Klicks
Nichts hält Gurgiser von Online-Petitionen. Dort gebe es nur flüchtige Klicks ohne echte Beteiligung und Bindung. Bei einer Unterschriftenaktion hingegen seien die UnterzeichnerInnen mobilisierbar, wenn es um Kampfmaßnahmen gehe.