Überraschende Wahl

Ex-Vizekanzler wird neuer ÖFB-Präsident: „Stolz, dass es uns gelungen ist“

Josef Pröll war von Dezember 2008 bis April 2011 Vizekanzler und Finanzminister.
© APA/Manhart

Man kann von einem Paukenschlag sprechen. Die Suche nach einem neuen Oberhaupt des Österreichischen Fußball-Bundes (ÖFB) endete bei einem ehemaligen Vizekanzler: Josef Pröll wird nach der angedachten Strukturreform neuer Aufsichtsratsvorsitzender im Fußballbund. Dies wurde bei der am Mittwoch stattfindenden Sitzung des Wahlausschusses in Wien festgelegt.

Der frühere Vizekanzler, Finanzminister und Ex-Parteiobmann der ÖVP soll am 18. Mai im Rahmen der Bundesversammlung in Bregenz offiziell an die Spitze des ÖFB gewählt werden. Der Fußball ist kein Neuland für den 56-jährigen Niederösterreicher, schließlich fungierte er zwischen 2018 und 2021 als Vizepräsident des Traditionsclubs Austria Wien. Als kolportierter Favorit hatte eigentlich Sturm-Graz-Präsident Christian Jauk gegolten.

Ich bin stolz, dass es uns gelungen ist, diesen Namen so lange unter Verschluss zu halten.
Josef Geisler, TFV-Präsident

Über drei Stunden rang der Wahlausschuss des ÖFB mit dem Tiroler Stellvertreter Josef Geisler um eine Lösung. Die zehn Mitglieder einigten sich in ihrer Sitzung schließlich einstimmig auf den Überraschungsmann. „Ich bin stolz, dass es uns gelungen ist, diesen Namen so lange unter Verschluss zu halten. Denn nur so war es möglich, die von mir seit Jahren angestrebte externe Lösung zu erreichen“, ergänzte der Tiroler Verbandspräsident und ÖFB-Vize Josef Geisler.

Pröll sagte in einer ersten Stellungnahme der APA: „Der Wahlausschuss ist zu meiner Überraschung aktiv auf mich zugekommen, ich musste dann aus meiner beruflichen Situation heraus klären, ob es möglich ist, dieses Amt anzunehmen. Dann wurde ich heute informiert, dass die Wahl auf mich gefallen ist, was mich ehrt und wo ich mich auch verpflichtet fühle.“

Pröll will „absolute Ruhe“ in ÖFB bringen

Pröll kündigte an, bis zu seiner offiziellen Wahl keine Interviews zu seiner künftigen Tätigkeit im Verband zu geben, stellte aber schon jetzt klar: „Aus meiner Sicht ist es wichtig, dass wir absolute Ruhe in den ÖFB bringen, um einen maximalen sportlichen Erfolg zu garantieren. Es steht mit der WM-Qualifikation eine herausfordernde Periode an, deshalb geht es jetzt darum, mit Ruhe und Klarheit die richtigen Signale zu senden.“

Steckbrief des ÖFB-Präsidenten

Josef Pröll (56 Jahre)

  • Geboren: 14. September 1968, Stockerau
  • Wohnort: Wien
  • Verheiratet mit Gabriele, drei Kinder (Viktoria, Isabella, Alexander). Sohn Alexander ist seit 3. März Staatssekretär im Bundeskanzleramt. Onkel Erwin Pröll war von 1992 bis 2017 Landeshauptmann von Niederösterreich.
  • Aktuelle Tätigkeit: Generaldirektor des zur Raiffeisen-Holding Niederösterreich-Wien gehörenden Konzerns Leipnik-Lundenburger (seit 2014)
  • Wichtige Stationen in der Politik: Vizekanzler 2. Dezember 2008 – 20. April 2011; Bundesminister für Finanzen 2. Dezember 2008 – 20. April 2011; Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft 28. Februar 2003 – 2. Dezember 2008
  • Stationen als Fußball-Funktionär: Vizepräsident von Austria Wien November 2018 – Mai 2021; Mitglied des Aufsichtsrates von Austria Wien Februar 2012 – Mai 2021

Der designierte ÖFB-Boss war bei der Sitzung nicht anwesend, er nahm an einer Podiumsdiskussion im EU-Parlament in Brüssel teil. Seine vorrangigen Ziele teilte er aber dem Wahlausschussvorsitzenden Martin Mutz schon im Vorhinein mit. „Es geht ihm in einem ersten Schritt vor allem darum, die Einigkeit nach außen zu stärken und eine gewisse Ruhe in den ÖFB reinzubringen“, berichtete der Kärntner Landesverbandspräsident, der mit Pröll nach eigenen Angaben vor 14 Tagen einen ersten Austausch hatte. „Er wurde von einem Mitglied des Wahlausschusses (Anm.: die neun Landespräsidenten plus Philip Thonhauser von der Bundesliga) vorgeschlagen und daraufhin von mir kontaktiert. Er hat sich darüber sehr gefreut und es als Ehre empfunden“, erklärte Mutz.

Wutzlhofer künftiger Aufsichtsrats-Vize

Bei der Abstimmung für Pröll habe es keine Gegenstimme gegeben, betonte Mutz. Dass sich einige Mitglieder enthielten, wollte der Kärntner nicht bestätigen, aber auch nicht dementieren. Weitere Kandidaten seien Hartberg-Präsidentin Brigitte Annerl, Sturm-Graz-Präsident Christian Jauk und Burgenlands Landesverbandspräsident Johannes Wutzlhofer gewesen. Letzterer werde in Bregenz zum Aufsichtsrats-Vize gewählt, so Mutz. Den zweiten Stellvertreter stellt die Liga, hier gibt es noch keine Entscheidung. (TT.com, APA)