🎧 Podcast „Wirtschaft im Gespräch“

Innsbrucker Goldschmied-Familie Norz: Goldpreis verändert Design beim Schmuck

Andrea (l.) und Christoph Norz mit Schmuckstücken aus eigener Werkstatt.
© TT/Axel Springer

Goldschmied Christoph Norz und seine Frau Andrea sprechen über Trends beim Schmuck und die Konkurrenz des Online-Handels zum stationären Handel.

🎧 Podcast | Christoph und Andrea Norz im Gespräch

Herr Norz, ihre Familie ist seit mehr als 260 Jahren als Goldschmied in Innsbruck tätig. Wie geht man mit so einer langen Tradition um?

Christoph Norz: Die Tradition steht für einen reichen Erfahrungsschatz, auf dem man aufbauen kann. Es ist auch eine große Verpflichtung diesem Erbe gerecht zu werden. Als ich vor 35 Jahren das Geschäft übernommen habe, waren es große Schuhe, in die ich erst hineinwachsen musste.

Die Zeiten für den Handel sind derzeit nicht einfach. Wie entwickelt sich die Schmuckbranche?

Christoph Norz: Die Schmuckbranche ist nicht in dem Ausmaß von der Krise betroffen wie andere Bereiche. Wir als Goldschmied spüren sie kaum, da wir unsere eigenen Kollektionen entwerfen. Zwischen 60 und 70 Prozent unserer Ware kommt aus der eigenen Werkstatt. Wir stehen nicht in direkter Konkurrenz mit Online-Schmuckhändlern, denn unsere Kunden schätzen die Individualität der Goldschmiede Norz.

Das Design von Schmuck wird häufig von Trends beeinflusst. Was ist denn so gerade in Mode?

Andrea Norz: Der Goldpreis eilte von Rekord zu Rekord. Dadurch hat sich das Design verändert. Leicht und luftig soll Goldschmuck nun wirken. Diese Entwicklung hält schon länger an.

Kaufen jetzt Kunden Goldschmuck als Wertanlage?

Andrea Norz: Vereinzelt schon, doch das wird nicht betont, sondern man freut sich still an der Wertigkeit des Stücks.

Welche Steine kommen zur Zeit bei den Kunden besonders gut an?

Andrea Norz: Es gilt noch immer: „Diamonds are a girl‘s best friend.“ Auch schöne farbige Steine sind gefragt. Rubin, Smaragd und Saphir erleben ein Revival.

Wann kommen Ihnen die besten Ideen für Ihre Entwürfe, Herr Norz?

Christoph Norz: Die Ideen entstehen häufig, wenn ich mich mit den Steinen beschäftige, die ich verarbeiten will. Meist ist es die Form oder Textur eines Steins, die eine gewisse Gestaltung erfordert. Das inspiriert mich zu neuen Ideen, ebenso wie Formen aus der Natur und Architektur.

Sie betreiben Ihr Geschäft in der Maria-Theresien-Straße, der Einkaufsmeile von Innsbruck. Wie schätzen Sie den Standort ein?

Christoph Norz: Das ist die beste Lage, die ein Geschäft in Innsbruck haben kann. Ich bin meinen Vorfahren sehr dankbar für die Standortwahl. Natürlich weiß ich, dass es derzeit nicht leicht ist und es Leerstände gibt.

Andrea Norz: Der stationäre Handel ist stark unter Druck und befindet sich im Umbruch.

Christoph Norz: Die Konkurrenz durch das Internet setzt dem stationären Handel extrem zu. Die Politik hat es zugelassen, dass sich die Rahmenbedingungen zu Ungunsten des stationären Handels verändert haben. Das ist ein Versäumnis. Der Handel muss nun ungeschützt mit Herstellern aus Fernost konkurrieren. Ich erwarte mir, dass die EU ihn beispielsweise durch Zölle schützt. Denn der Handel in unseren Städten ist Teil der europäischen kulturellen Identität.

Was müsste sich außer Zöllen noch ändern?

Andrea Norz: Bei den Gratis-Rücksendungen und den Umtauschrechten des Online-Handels kann der stationäre Handel leider nicht mithalten. Da besteht sicher Reformbedarf, damit Chancengleichheit besteht.

Goldschmied Norz

Seit 35 Jahre leitet Christoph Norz das Innsbrucker Familienunternehmen Goldschmied Juwelier Norz. Er selbst ist der Goldschmied seine Frau Andrea – sie hat Rechtswissenschaften studiert – unterstützt ihn u.a. in Sachen Verkauf, Werbung und PR. Norz beschäftigt drei Mitarbeiter:innen in der Werkstatt und fünf im Verkauf.