Havarie im Weltall vor 55 Jahren

„Houston, wir haben ein Problem“: Ein Unfall, der die Welt in Atem hielt

April 1970: US-Präsident Richard Nixon mit den Astronauten John Swigert, Jim Lovell und Fred Haise.
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Heute vor 55 Jahren startete die US-Mondmission Apollo 13, die beinahe in einer Katastrophe geendet hätte. Spätestens seit der Verfilmung der Ereignisse im All ist nicht nur der Funkspruch zur Erde Legende.

Houston – Als die drei NASA-Astronauten Jim Lovell, Jack Swigert und Fred Haise am 11. April 1970 an Bord einer Saturn-V-Rakete vom Kennedy Space Center in Florida Richtung Mond abhoben, schaute der deutsche Bundeskanzler Willy Brandt mit US-Vizepräsident Spiro Agnew live vor Ort beim Start zu. Ansonsten war das öffentliche Interesse überschaubar: Weil Apollo 13 bereits die dritte Mondlandung innerhalb von knapp neun Monaten gewesen wäre, übertrugen die US-Fernsehsender keine Live-Sendungen aus dem Raumschiff mehr.

Unfall hielt die Welt in Atem

Erst als 56 Stunden nach dem Start einer der Sauerstofftanks aufgrund eines elektrischen Kurzschlusses explodierte und der Unfall die Welt für Tage in Atem hielt, schalteten sich Medien aus aller Welt zu. Der Spiegel berichtete von einer Astronautenmesse, die in der Münchner Frauenkirche gelesen wurde, denn ob die Mission ohne menschliche Verluste enden würde, schien mehr als fraglich.

Kommandozentrale in Houston, Texas, mit direkter Verbindung zur Crew im All. Hier ging der legendäre Funkspruch ein, der längst zum geflügelten Wort geworden ist.
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88 Stunden vergingen, bis das Kommandomodul mit den drei Astronauten am 17. April im Südpazifik schließlich problemlos wasserte. Lovell, Swigert und Haise überlebten die Havarie im All, weil sie in die Mondlandefähre umstiegen, wo sie die meiste Zeit bis zum Wiedereintritt in die Erdatmosphäre verbrachten.

Mit zwei Oscars belohnt

Wem die Geschichte bekannt vorkommt: 1995, also auch schon ein paar Jahren her, wurde die Mission verfilmt und ein Hit an den Kinokassen: „Apollo 13“ mit Tom Hanks, Kevin Bacon, Ed Harris, Gary Sinise und Bill Paxton in den Hauptrollen, erhielt zwei Oscars. Spätestens seit der Verfilmung der Eregnisse im All ist der Funkspruch „Houston, wir haben ein Problem“ in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen.

Dabei lautete die berühmte Meldung der Astronauten an Housten im Original „Okay, Houston, we‘ve had a problem here“ (Swigert) und auf Nachfrage noch einmal: „Housten, we‘ve had a problem“ (Lovell). Die deutsche Übersetzung hat sich freilich etabliert und wird ebenfalls als korrekt bewertet.

Warum die Mondmission Apollo 13 doch gut ausgegangen ist? Zum einen war mit Jack Swigert jener Astronaut an Bord, der sich am besten mit den Notfallmaßnahmen in der Kommandokapsel auskanne. Er war an der Ausarbeitung der Vorgänge beteiligt gewesen.

Retter der Mission

Und dann war da auch noch Thomas K. Mattingly, kurz „TK“. Eigentlich war er als Kommandomodul-Pilot für den Flug eingeteilt gewesen, aber er musste 72 Stunden vor dem Start wegen einer Erkrankung absagen. Und so wurde er unfreiwillig zum Retter der Unglücks-Mission.

Mattingly entwickelte von der Erde aus das ausgeklügelte, technisch höchst anspruchsvolle Energiespar-Verfahren, mit dem das Raumschiff sicher in die Atmosphäre zurückkehren konnte. Damit rettete Mattingly seinen Kollegen vermutlich das Leben. Mattingly begann seine Karriere als Pilot bei der US Navy, 1966 wurde er in die Astronautenklasse aufgenommen.

Offizielles NASA-Porträt der Apollo 13-Crew: Die Astronauten Jim Lovell, Jack Swigert und Fred Haise.
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Während Kommandant Jim Lovell den Verlauf der Mission später als „erfolgreichen Fehlschlag“ bezeichnete, sprach NASA-Flugdirektor Gene Kranz von der „größten Stunde der NASA“. Im Jänner 1971 wurde das Apollo-Programm mit der Mission Apollo 14 fortgesetzt. (TT)