Hilfe in besonderen Situationen: Unterstützung für Tirols Bergretter
In Tirol wird die psychische Gesundheit der Bergrettung ernst genommen. Das Projekt „Stressverarbeitung nach belastenden Einsätzen"bietet gezielte Unterstützung für Einsatzkräfte. Eine Veranstaltung in Kitzbühel vermittelte wertvolle Einblicke.
Kitzbühel – Die Bergrettung Tirol hat ein neues Projekt ins Leben gerufen, um ihre Einsatzkräfte nach besonders belastenden Einsätzen zu unterstützen. Mit „Stressverarbeitung nach belastenden Einsätzen“ (SvE) stehen ausgebildete Peers bereit, um den Kolleg:innen zur Seite zu stehen. Diese erfahrenen Bergretter, die eine Spezialausbildung durchlaufen haben, bieten eine erste Anlaufstelle nach emotional fordernden Einsätzen.
Belastende Einsätze
Emotionale Nähe und die Liebe zu den Bergen verbinden die Bergretter miteinander. Diese Leidenschaft schafft nicht nur einen starken Zusammenhalt im Team, sondern auch eine besondere emotionale Verbindung zu den Patienten. Doch diese Verbundenheit kann zur Belastung werden, insbesondere wenn Einsätze tragisch enden, etwa durch Lawinen, tödliche Abstürze oder vermisste Personen. Solche Ereignisse hinterlassen oft tiefe Spuren.
Auch schwierige Entscheidungen oder das Gefühl, nicht ausreichend helfen zu können, führen zu innerer Belastung. Fragen wie „Hätten wir etwas anders machen können?“ bleiben oft länger präsent als der eigentliche Einsatz. Um Raum für diese Aspekte zu schaffen und einen bewussteren Umgang zu fördern, fand kürzlich eine Informationsveranstaltung gemeinsam mit dem Kriseninterventionsteam (KIT) des Roten Kreuzes Kitzbühel statt.
Praxisnahe Einblicke
Im Mittelpunkt stand der Austausch über den Umgang mit belastenden Einsätzen und der sensible Kontakt mit Angehörigen nach schweren Unfällen oder Todesfällen. Die Veranstaltung bot wertvolle Impulse und praxisnahe Einblicke in professionelles und menschliches Handeln in extremen Situationen.
Die Bergrettung Tirol nimmt diese psychischen Herausforderungen ernst und sieht sich in der Verantwortung, ihren Mitgliedern strukturelle Unterstützung zu bieten. Magdalena Winkler, stellvertretende Bezirksleiterin, betont: „Mit dem neuen SvE-Projekt wird ein professionelles Peer-System etabliert, bei dem speziell geschulte Bergretter:innen als Gleiche unter Gleichen bereitstehen. Sie sind für Kolleg:innen nach belastenden Einsätzen da - niederschwellig, anonym und kostenlos.“
30 Peers in Tirol
Andreas Riedmann, einer der ersten Peers, erklärt: „Ein gemeinsames Bier nach dem Einsatz kann helfen - aber es darf nicht die einzige Form der Verarbeitung sein. Mit dem Angebot wollen wir den Kollegen zeigen: Niemand ist mit schwierigen Einsatzerlebnissen allein.“ Rund 30 Peers stehen im Land Tirol zur Verfügung, um Unterstützung zu leisten. (TT)