„Ins Haus des Vaters zurückgekehrt“: Papst Franziskus ist tot
Einen Tag nach dem Ostersegen trauert die Welt um Papst Franziskus. Das Oberhaupt von weltweit 1,4 Milliarden Katholiken ist am Ostermontag gestorben, wie der Vatikan mitteilte. Als Todesursache könnte demnach eine Hirnblutung in Frage kommen. Der Argentinier stand seit 2013 an der Spitze der katholischen Kirche.
Papst Franziskus ist tot. Das wurde am Ostermontag vom päpstlichen Kämmerer, Kardinal Kevin Farrell, mitgeteilt. „Liebe Brüder und Schwestern, mit tiefer Trauer muss ich den Tod unseres Heiligen Vaters Franziskus bekannt geben. Heute Morgen um 7.35 Uhr ist der Bischof von Rom, Franziskus, in das Haus des Vaters zurückgekehrt“, hieß es in dem Text. Ein erstes öffentliches Gebet nach dem Tod des Heiligen Vaters kündigte der Vatikan für 19.30 Uhr auf dem Petersplatz in Rom an.
Das Rosenkranzgebet werde vom italienischen Kardinal Mauro Gambetti geleitet, teilte der Heilige Stuhl am Montag weiter mit. Es werden Tausende Gläubige erwartet. Der Leichnam von Franziskus könnte bereits am Mittwoch im Petersdom aufgebahrt werden. Dann könnten Gläubige ihm die letzte Ehre erweisen, teilte der Sprecher des Vatikans, Matteo Bruni, mit. Die dafür zuständigen Kardinäle würden am Dienstag die Entscheidung treffen.
📽️ Video | Kardinal Kevin Farrell gab Tod des Papstes bekannt
„Sein ganzes Leben war dem Dienst des Herrn und seiner Kirche gewidmet. Er hat uns gelehrt, die Werte des Evangeliums mit Treue, Mut und universeller Liebe zu leben, insbesondere zugunsten der Ärmsten und Ausgegrenzten. In großer Dankbarkeit für sein Beispiel eines wahren Jüngers des Herrn Jesus empfehlen wir die Seele von Papst Franziskus der unendlichen barmherzigen Liebe des dreifaltigen Gottes“, so Kardinal Farrell über das verstorbene Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche.
Die Bekanntgabe des Todes von Papst Franziskus durch Farrell erfolgte in der Kapelle der Casa Santa Marta. Neben ihm standen der Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, der stellvertretende Substitut Edgar Pena Parra und der Zeremonienmeister Bischof Diego Ravelli, teilte der Vatikan mit. Der Papst könnte an einer Hirnblutung gestorben sein. Der Tod trat plötzlich ein und soll nicht direkt mit einer Atemwegserkrankung zusammenhängen, verlautete aus dem Vatikan. Die Todesursache werde „wahrscheinlich“ Montagabend öffentlich bekannt gegeben. Zuvor soll gegen 20 Uhr die offizielle Todeserklärung erfolgen.
Messe für verstorbenen Papst in Lateranbasilika geplant
„Wir trauern um den Zeugen des Evangeliums, den barmherzigen Hirten, den Propheten des Friedens“, erklärte der Kardinalvikar für die Diözese Rom, Baldo Reina. Er wird um 19 Uhr in der Lateranbasilika einer Messe zum Ableben des Pontifex vorstehen, zu der die Priester, Diakone und alle Gläubigen der Diözese Rom eingeladen sind. Die Lateranbasilika ist nach dem Petersdom die zweitgrößte Kirche Roms.
Wenige Stunden nach dem Tod von Papst Franziskus läuteten die Kirchenglocken im Petersdom. Seit vielen Jahrhunderten ist das Läuten der Glocken das offizielle Zeichen, das die katholischen Gläubigen über den Verlust ihres Kirchenoberhauptes informiert. Das Läuten ist ein symbolischer Akt, der Trauer ausdrückt und die Gläubigen zum Gebet aufruft.
Der Argentinier Jorge Mario Bergoglio war im März 2013 zum Nachfolger des aus Deutschland stammenden, zurückgetretenen Papstes Benedikt XVI. gewählt worden. Ein neues Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche muss nun von den wahlberechtigten Kardinälen im Konklave auserkoren werden, also hinter verschlossenen Türen. Ein Kardinal aus Österreich wirkt dieses Mal dabei nicht mit: Der emeritierte Erzbischof von Wien, Kardinal Christoph Schönborn, hatte dafür die Altersgrenze von 80 Jahren im Jänner überschritten.
📽️ Video | Papst Franziskus am Ostersonntag verstorben
Staatstrauer in Argentinien
Im Heimatland von Papst Franziskus wurde nach Bekanntwerden seines Todes in den frühen Morgenstunden des Ostermontags (Ortszeit) eine siebentägige Staatstrauer ausgerufen.
Angeordnet wurde sie laut Kathpress von Präsident Javier Milei, der sich „als Präsident, als Argentinier und vor allem als gläubiger Mensch“ von Franziskus verabschiedete und sich mit allen verbunden fühlte, „die heute von dieser traurigen Nachricht betroffen sind.“
Trauer und Bestürzung in Österreich
Als Zeichen der Trauer über den Tod von Papst Franziskus läuten am heutigen Ostermontag um 17 Uhr auch in ganz Österreich die Glocken für zehn Minuten. Ebenso werden Kirchen und kirchliche Gebäude schwarz beflaggt. Im Stephansdom wird Kardinal Christoph Schönborn um 18 Uhr ein kleines Requiem für den verstorbenen Papst leiten.
Bundespräsident Alexander Van der Bellen würdigte den Papst als „Inspiration für Millionen Gläubige und weit darüber hinaus“ sowie „Wegweiser der Hoffnung“. Franziskus sei ein „Papst für soziale Gerechtigkeit“ gewesen und „ganz nah den Menschen“. Für Bundeskanzler Christian Stocker (ÖVP) ist der Tod von Franziskus „ein schmerzlicher Verlust für die katholische Kirche und für viele Menschen rund um den Globus“.
🔗Reaktionen aus aller Welt
Beisetzung am Samstag
Leiche von Papst Franziskus im Petersdom aufgebahrt, Gläubige nehmen Abschied
Konklave wählt neuen Papst
Demnächst steht in der Sixtinischen Kapelle in Rom nun wieder ein Konklave an. Auf diese Weise bestimmt die katholische Kirche mit ihrer mehr als zwei Jahrtausende alten Geschichte den nächsten Papst. Wahlberechtigt sind Kardinäle aus aller Welt, solange sie das 80. Lebensjahr nicht vollendet haben. Franziskus' Nachfolger wird der 267. Pontifex sein. Zuvor gibt es nach katholischem Brauch eine neuntägige Trauerzeit, die sogenannte Novendiale. Zur Beisetzung werden Staatsgäste aus aller Welt erwartet.
Franziskus war seit längerer Zeit angeschlagen: Im Sommer 2021 musste er sich am Darm operieren lassen. Zudem machte ihm ein Knieleiden zu schaffen, weshalb er bei öffentlichen Terminen meist im Rollstuhl saß. Im Frühjahr 2023 wurde er schon einmal wegen einer schweren Lungenentzündung im Krankenhaus behandelt. Einige Wochen später wurde er unter Vollnarkose am offenen Bauch operiert.
Mahner zu Frieden
Trotzdem meldete sich Franziskus bis zuletzt regelmäßig zu kirchlichen Fragen und auch zur Weltpolitik zu Wort. Im Herbst 2024 brachte er eines seiner großen Projekte zu Ende: die Weltsynode, eine Art globale Bestandsaufnahme der katholischen Kirche, an der erstmals auch Frauen beteiligt waren. Konkrete Reformen entstanden daraus aber nicht. Andere Vorhaben wie eine neue Verfassung für den Vatikan konnte er umsetzen.
In seine Amtszeit fielen auch zahlreiche Skandale wegen sexuellen Missbrauchs in verschiedenen Bistümern rund um die Welt. Als Reaktion setzte der Papst Kommissionen zur Aufarbeitung und Vorbeugung ein. Franziskus war die gesamten Jahre über ein recht volksnaher Papst und großer Mahner. Er versuchte, durch Taten und Reden Schwache und Ausgestoßene in den Fokus zu rücken. Er setzte sich auch für Flüchtlinge ein.
Sohn italienischer Einwanderer
Der Sohn italienischer Einwanderer wurde am 17. Dezember 1936 in Buenos Aires geboren und machte zunächst eine Ausbildung zum Chemietechniker. Dann trat er in einen Jesuitenorden ein. 1969 wurde er zum Priester geweiht, 1992 zum Bischof. Mitte der 1980er Jahre lebte er einige Monate in Deutschland, um an einer Doktorarbeit zu schreiben, die er aber nicht zu Ende brachte. 2001 machte ihn Johannes Paul II. zum Kardinal.
📽️ Video | Der bescheidene Papst vom anderen Ende der Welt
Beim Konklave 2005 unterlag der damalige Erzbischof von Buenos Aires noch gegen Ratzinger. Nach seiner Wahl acht Jahre später präsentierte er sich scherzend als Papst vom „Ende der Welt“. Mit der Wahl seines Namens stellte sich der Jesuit in die Tradition Franz von Assisis. Der Gründer des Bettelordens der Franziskaner wird bis heute als „Patron der Armen“ verehrt. Franziskus trat deutlich bescheidener auf als viele Vorgänger und verzichtete oft auf Prunk.
Bescheidenheit und Demut
Anders als der eher zurückhaltende und konservative Benedikt sorgte Franziskus auf vielen Auslandsreisen für Begeisterung unter den Gläubigen. Zu manchen Messen kamen mehr als eine Million Menschen. Im vergangenen Herbst war er noch einmal für zwölf Tage im Pazifikraum unterwegs. Er stellte Bescheidenheit und Demut in den Fokus seines Predigens und Handelns. Er kritisierte Gleichgültigkeit und auch eine Tendenz, zulasten Schwächerer noch mehr Geld und Einfluss anhäufen zu wollen.
Franziskus trat wie ein großer Reformer an, blieb nach Meinung vieler aber hinter den Erwartungen zurück. Das Zölibat etwa könne schon irgendwann abgeschafft werden, sagte er. Letztlich änderte er daran aber nichts. Franziskus unterstrich in unzähligen Reden die Rolle von Frauen in der Kirche - die Priesterweihe aber verweigerte er ihnen. Der Vatikan hat unter Franziskus auch Reformen der deutschen Bischöfe immer wieder ausgebremst.
Kritik von konservativen Kardinälen
Einige konservative Kirchenobere kritisierten teils unverhohlen Franziskus' Pontifikat. Vor allem wegen der gesundheitlichen Probleme wurde zudem seit Jahren über einen Rücktritt spekuliert, nach dem Vorbild seines deutschen Vorgängers. Der Argentinier wollte von solchen Spekulationen nichts wissen.
Spannend wird nun, in welche Richtung der nächste Papst die katholische Kirche lenken wird. Es ist gut möglich, dass Franziskus' theologische und gesellschaftliche Vorstellungen weiterverfolgt werden: Von den mehr als 130 im Konklave stimmberechtigten Kardinälen suchte er deutlich mehr als die Hälfte persönlich aus.
Stellvertreter Christi auf Erden
Der katholischen Glaubenslehre zufolge ist der Papst Nachfolger des Apostels Paulus und Stellvertreter von Jesus Christus auf Erden. Der offizielle Titel lautet: „Bischof von Rom, Statthalter Jesu Christi, Nachfolger des Apostelfürsten, Oberhaupt der Gesamtkirche, Patriarch des Abendlandes, Primas von Italien, Erzbischof und Metropolit der Kirchenprovinz Rom, Souverän des Staates der Vatikanstadt, Diener der Diener Gottes“.
Dem Matthäus-Evangelium zufolge wurde der erste Papst Petrus unmittelbar von Jesus eingesetzt, mit den Worten: „Du bist Petrus, der Fels. Auf diesem Felsen will ich meine Kirche bauen.“ Der Überlieferung zufolge ging Petrus dann nach Rom, wo er als Märtyrer gekreuzigt wurde. Auf dem Hügel mit seinem mutmaßlichen Grab wurde der Petersdom errichtet. Dort werden normalerweise auch Päpste bestattet. Franziskus hat sich als Ort der letzten Ruhe aber die römische Marienkirche Santa Maria Maggiore ausgesucht. (APA, Reuters, TT.com)
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