Lothar Lockl zieht sich als Vorsitzender des ORF-Stiftungsrats zurück
Lockl steht für eine neue vierjährige Funktionsperiode wegen „enormem Zeitaufwands“ nicht zur Verfügung. Sein Fokus liege auf dem Job als Strategie- und Kommunikationsberater.
Wien – Lothar Lockl zieht sich aus dem ORF-Stiftungsrat zurück und gibt damit auch seinen Posten als Stiftungsratsvorsitzender ab. Das teilte er den „Salzburger Nachrichten“ und dem „Standard“ mit. In einem der APA vorliegenden Statement begründet er seinen Abschied im Juni aus dem obersten ORF-Gremium mit dem „enormen Zeitaufwand“, der mit der ehrenamtlichen Arbeit einhergehe. Er wolle sich künftig auf seinen Job als Strategie- und Kommunikationsberater konzentrieren.
Die ORF-Gremien starten im Zuge einer Gesetzesnovelle im Juni in eine neue vierjährige Funktionsperiode. Lockl steht für diese nach fünf Jahren im Stiftungsrat - drei davon als Vorsitzender - nicht länger zur Verfügung. Bis zum Zeitpunkt der Neu-Konstituierung werde er die Funktion jedoch in vollem Umfang weiter wahrnehmen. „Ich bin zuversichtlich, dass an der Spitze des neuen Stiftungsrats eine Persönlichkeit gewählt wird, die Erfahrung, hohe fachliche Kompetenz und eine breite Mehrheit vereint, um den Herausforderungen für den ORF und den Medienstandort Österreich erfolgreich zu begegnen“, so der scheidende Stiftungsratsvorsitzende.
„Privileg“ für ORF und Publikum tätig zu sein
Es sei ein „Privileg“ gewesen, für den ORF und sein Publikum tätig zu sein, sagte der 56-Jährige, der auf einem Ticket der Grünen ins oberste ORF-Gremium kam, und sprach von „wichtigen Weichenstellungen“ in seiner Zeit, die trotz „harten Sparkurses“ umgesetzt worden seien. „Trotz internationaler Konkurrenz nutzen über 85 Prozent der Bevölkerung in Österreich täglich mindestens ein ORF-Angebot. Der ORF ist damit eines der erfolgreichsten öffentlich-rechtlichen Medienunternehmen in Europa“, hielt Lockl zum Abschied vor Augen.
Grünen-Parteichef Werner Kogler und Grünen-Mediensprecherin Sigrid Maurer bedankten sich in einer Aussendung bei Lockl. Er habe „mit großem Verantwortungsbewusstsein, Weitblick und einer tiefen Überzeugung für die Bedeutung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks gewirkt“. „Gerade in Zeiten, in denen Medienfreiheit unter Druck gerät, ist sein Einsatz für redaktionelle Unabhängigkeit und Innovation besonders hoch zu schätzen“, meinten Kogler und Maurer.
Wahl des nächsten ORF-Chefs
In der neuen Funktionsperiode des ORF-Stiftungsrats wird u.a. der nächste ORF-Chef gewählt. Bei Stimmengleichstand entscheidet die Stimme des Vorsitzenden. Die Bundesregierung ist derzeit auf der Suche nach sechs neuen Stiftungsrätinnen und -räten. Die weiteren Mitglieder werden vom ORF-Publikumsrat (9), Landesregierungen (9), ORF-Zentralbetriebsrat (5) und Nationalratsparteien (6) entsandt. (APA)
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