Nehmen wir das Heft wieder in die Hand
MutMacher – so nennt sich die neue, von der Tiroler Tageszeitung ins Leben gerufene Initiative für mehr Wirtschaftsoptimismus im Land, die Raiffeisen Tirol partnerschaftlich mitunterstützt.
Wie Thomas Wass, der neue Vorstandsvorsitzende der RLB Tirol und Sprecher der Tiroler Raiffeisenbanken, im Gespräch betont, sind gerade in der gegenwärtigen Situation Mut und Optimismus unabdingbar.
Herr Wass, Sie sind seit 1. Mai der neue Vorstandsvorsitzende der RLB Tirol und folgen damit Reinhard Mayr nach, der in Pension geht. Wie viel Mut braucht es für diese Position?
Wass: Es braucht Mut im Sinne von Demut. Eine Eigenschaft, die gegenwärtig mindestens genauso wichtig ist wie Mut, weil sie mit konstanter Selbstreflexion einhergeht. Und mit dem Bewusstsein, dass wir als Verantwortliche stets das große Ganze im Auge haben sollten und darüber hinaus immer auch dem Wohle aller Stakeholder verpflichtet sind. Wir sehen ja gerade am großen Parkett der Weltpolitik, wie viel Chaos und Unsicherheit es nach sich zieht, wenn nur noch egomaner Machterhalt am Werk ist. Es ist erschreckend, wie viel in kürzester Zeit an Werten und Strukturen zerstört wird, wenn es den Akteuren an Werthaltung mangelt.
Welche Schwerpunkte möchten Sie als Vorstandsvorsitzender setzen?
Meine wichtigste Aufgabe ist Empowerment – und das sowohl nach innen wie nach außen. Als genossenschaftlich organisierte und führende Bankengruppe des Landes sind wir seit unserer Gründung vor über 130 Jahren den Menschen und Unternehmen in unserer Region verpflichtet. Gerade in herausfordernden Zeiten ist es unerlässlich, ganz nah an den Kundinnen und Kunden dran zu sein, sie nach Kräften zu unterstützen. So anstrengend die gegenwärtige Situation auch sein mag: Krisen sind wichtige Augenöffner für alles, was offenkundig nicht mehr funktioniert und wir zuvor erfolgreich verdrängt haben. Und sie sind natürlich ein wichtiges Momentum, um sich der eigenen Stärken wieder richtig bewusst zu werden.
Raiffeisen Tirol engagiert sich als Partner der neuen Initiative MutMacher - warum?
Weil sich die Stimmung nicht von allein drehen wird. Und weil es höchst an der Zeit ist, das Heft wieder selbst in die Hand zu nehmen. Niemand wird kommen und uns retten. Jetzt gilt es, unseren Wohlstand, unser Sozial- und Bildungssystem, unsere Demokratie nicht nur für uns selbst, sondern auch für unsere kommenden Generationen nachhaltig auszubauen und abzusichern. Das entspricht ja auch ganz unserer Philosophie. Unser Gründer Friedrich Wilhelm Raiffeisen hat dafür einen legendären Satz geprägt: Was einer allein nicht vermag, das vermögen viele. Oder um es auch mit unserem aktuellen Slogan zu sagen: Wir macht’s möglich.
Ihr Unternehmen hat sich dabei für die Patenschaft der Kategorie Neustart entschieden. Was macht Ihrer Meinung nach erfolgreiche Gründer:innen aus?
Sie stehen mit beiden Füßen fest am Boden und sind gleichzeitig mit kühnen Ideen dem Zeitgeist um Längen voraus. Die wohl wichtigste Fähigkeit erfolgreicher Gründer:innen ist es, die Pain Points oder Missing Links der jeweiligen Branche zu erkennen und dann alles in ihrer Macht Stehende zu unternehmen, um hierfür Lösungen zu entwickeln. Sie haben einen enormen Eigen-Sinn und eine hohe Resilienz, sehen Rückschläge auf ihrem Weg nicht als Scheitern, sondern als Aufforderung, eine eben noch bessere Lösung zu finden. Mit ihrer Beharrlichkeit und ihrer Begeisterung für die Sache stecken sie dann natürlich auch andere an, „out of the box“ zu denken. Und werden so zu Mutmacher:innen, nicht nur für die eigene Branche und Region, sondern im besten Fall weit darüber hinaus.
Wie kann angesichts der vielen Unsicherheitsfaktoren und dieser Negativspirale an schlechten Nachrichten der Stimmungsumschwung gelingen?
Die wichtigste Währung des Digitalisierungszeitalters ist Aufmerksamkeit. Wir können uns dem Algorithmus der Medienplattformen entweder unreflektiert ausliefern oder unser Interesse und unsere Aufmerksamkeit ganz bewusst auf das richten, was uns selbst und unserer Umwelt guttut. Wir können uns in sozialen Netzen digital echauffieren und darin verlieren oder uns real engagieren, ein jeder in seinem jeweiligen Bereich. Ob als Unternehmer:in, Gründer:in, Mitarbeiter:in oder Ehrenamtliche:r in einem Verein oder einfach als achtsamer Mitmensch. Wir haben glücklicherweise noch immer und in jedem Moment die Wahl, das sollten wir nutzen.
Was macht Ihnen ganz persönlich Mut?
Vieles, insbesondere aber die Kraft eines starken Wir. Man spürt diese Power glücklicherweise nach wie vor in so vielen Tiroler Unternehmen, die sich tagtäglich den Herausforderungen des Marktes stellen, ebenso in den zahllosen Vereinen landauf, landab und nicht zuletzt bei unseren Tiroler Raiffeisenbanken. Dies stimmt mich trotz der vielen Negativmeldungen und Unkenrufe aus allen möglichen Richtungen doch sehr zuversichtlich.
Neuer Wirtschaftspreis MutMacher
Die von der Tiroler Tageszeitung ins Leben gerufene Initiative will Unternehmen ins Rampenlicht rücken, die gerade in der aktuell herausfordernden wirtschaftlichen Situation mit ihrer Innovationskraft Mut machen. Der von Raiffeisen Tirol mitunterstützte neue MutMacher-Preis wird erstmals am 14. Mai an herausragend mutige Unternehmen in den Kategorien Soziales Engagement & gesellschaftliche Verantwortung, Produkt- & Dienstleistungs-Innovation, Mitarbeiterentwicklung und Neustart verliehen.