Sport Österreich

Salzburg klammert sich an den letzten Strohhalm

Die kleine Chance, sie lebt für Salzburg-Trainer Letsch
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Noch einmal hat Salzburg mit dem 2:0 über die Wiener Austria das vorzeitige Aus im Titelrennen abgewendet. Drei Runden vor Schluss dürfen die Bullen hoffen, mit einem Sieg am kommenden Sonntag bei Sturm Graz dem Leader bis auf einen Punkt nahezurücken. Dank der Austria und des WAC ist es freilich kein Zwei-, sondern ein Vierkampf, der schon jetzt dramatische Züge trägt. Denkbar ist selbst, dass das Quartett nur durch einen Punkt getrennt in die letzten beiden Runden geht.

In Salzburg darf man zumindest für einige Tage durchatmen, noch lebt die Hoffnung auf die Titelrückeroberung. Lange mühten sich die dominanten Gastgeber in einer flotten Partie um die guten Möglichkeiten, lange hielt die Austria erfolgreich dagegen und kam ihrerseits zu Chancen. Erst im Finish belohnten Dorgeles Nene (80.) und Petar Ratkov (89.) die Bemühungen.

Sieben Tage nach dem 1:2 beim WAC war die Erleichterung auch Trainer Thomas Letsch anzumerken. "Wir wollten unbedingt eine Reaktion auf letzte Woche zeigen. Das ist uns gelungen", betonte der Deutsche, dem gegen die Austria wieder mehrere Akteure verletzt bzw. gesperrt fehlten, bei Sky. "Wenn man bedenkt, dass fünf Leute am Platz waren, die heuer auch in der Youth League gespielt haben, muss man eine tolle Mannschaftsleistung konstatieren", sagte Letsch. Gerade die neuformierte Defensivzentrale mit den beiden 18-jährigen Joane Gadou und John Mellberg (Letsch: "Alle haben heute gesehen, dass er das Niveau hat, ganz oben zu spielen") wusste zu gefallen.

Im Ligafinish ist in Salzburg nun aber eine Tugend gefragt, die man auch unter Winter-Neuzugang Letsch noch nicht entwickelt hat: Konstanz. Es wird drei weitere Siege bei Sturm und Blau-Weiß Linz sowie gegen Rapid - und Patzer der Konkurrenz - brauchen, um die Blackys noch abfangen zu können. Letsch sah deswegen auch "keinen Grund, euphorisch zu sein. Das ist die Performance, die wir eigentlich immer abrufen müssen. Unterm Strich haben wir nullkommanull erreicht. Drei Spieltage vor Schluss auf Platz vier zu stehen, ist eigentlich nicht das, was wir wollten."

Gewinner der 29. Runde war zweifellos Sturm, das bei BW Linz einen zwar nicht klaren, aber verdienten 1:0-Sieg dank des Treffers von Otar Kiteishvili (48.) bejubelte und je drei Punkte vor dem WAC und der Austria bzw. vier vor Salzburg rangiert. "Man hat gesehen, dass jeder Spieler von uns alles gibt. In der Mannschaft steckt ein brutaler Teamspirit, es gibt eine gute Mischung aus Führungsspielern und Youngstern", schwärmte Trainer Jürgen Säumel.

Tatsächlich bewies seine Truppe, dass man die zwei Niederlagen gegen die Austria gut weggesteckt hat. Die Steirer sind drauf und dran, den Titelcoup aus der Vorsaison zu wiederholen. "Die Energie und die Mentalität, die die Mannschaft seit Wochen zeigt, ist beeindruckend und stimmt mich für die entscheidende Saisonphase sehr zuversichtlich", sagte Säumel zum Restprogramm (Salzburg/h, Rapid/a, WAC/h).

Vergessen werden dürfen im Meisterrennen freilich auch die Austria und der WAC nicht, der am Sonntag bei Rapid einen 1:0-Erfolg feierte - und das trotz des "bisschen Restalkohol", den seine Spieler nach dem donnerstägigen Cuptriumph noch intus gehabt hätten, wie Trainer Dietmar Kühbauer scherzte. Die Kärntner sind so wie die Austria drei Punkte hinter Sturm, und schließen die Saison mit einem direkten Auswärtsduell mit den Grazern ab. Davor warten Heimspiele gegen Blau-Weiß und die Austria. Der - eigentlich unerhörte - Traum vom Double lebt. Kühbauer trat aber auf die Emotionsbremse: "Das Double ist für uns sehr weit weg, wir sind nur Passagier, die Mannschaften vorne können das bestimmen. Wir schauen von Spiel zu Spiel."

Aus dem Quartett der Titelkandidaten lief es einzig für die Austria nicht nach Wunsch. "Wir haben uns ehrlicherweise mehr erwartet", gestand Trainer Stephan Helm vor den abschließenden Spielen gegen Rapid (h), WAC (a) und Blau-Weiß (h). Nach einer bisher so oder so unerwartet erfolgreichen Saison war der Burgenländer darum bemüht, die Mannschaft schnell auf andere Gedanken zu bringen. "Die Trauben hängen hoch in Salzburg. Wichtig ist, dass wir schnell wieder in die Spur kommen. Wir haben doch noch einiges vor."