Israel plant die Eroberung des gesamten Gazastreifens, Hungersnot droht
Sicherheitskabinett beschloss einstimmig die Ausweitung der Angriffe im Palästinensergebiet. Israels Polizeiminister gegen Hilfslieferungen.
Jerusalem, Gaza – Israels Sicherheitskabinett hat einen Plan verabschiedet, der unter anderem die „Eroberung“ des Gazastreifens und eine dauerhafte Besetzung des Palästinensergebiets vorsieht. Die Bevölkerung des Gazastreifens sollte „zu ihrem Schutz“ nach Süden umgesiedelt werden, hieß es. Die Nachrichtenagentur Reuters zitierte einen israelischen Regierungsvertreter, wonach das gesamte palästinensische Küstengebiet unter Kontrolle gebracht werden könnte.
Hilfsorganisationen warnen vor Hungersnot
Das Sicherheitskabinett beschloss den Angaben der AFP zufolge zudem eine „mögliche“ Verteilung humanitärer Hilfen im Gazastreifen. Diese solle „falls notwendig“ erfolgen. Angesichts der ausbleibenden Hilfslieferungen hatten Nichtregierungsorganisationen wiederholt vor einer drohenden Hungerkatastrophe und Gesundheitskrise im Gazastreifen gewarnt. Das Welternährungsprogramm gab vor wenigen Tagen bekannt, dass alle seine Lebensmittelvorräte im Gazastreifen aufgebraucht seien. Die Zeitung Times of Israel berichtete, es habe eine „hitzige Diskussion“ zwischen dem rechtsextremen Polizeiminister Itamar Ben-Gvir und dem Militärchef Ejal Zamir gegeben. Ben-Gvir habe gesagt, es sei „nicht nötig“, die Hilfslieferungen wieder aufzunehmen.
Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu befürwortet weiterhin den Plan von US-Präsident Donald Trump zu einer Umsiedlung der Palästinenser. Der Vorstoß hatte international große Entrüstung ausgelöst. Ägypten und Jordanien lehnen die Umsiedlungen kategorisch ab.
Der neue Plan für den Gazastreifen wurde einstimmig vom israelischen Sicherheitskabinett verabschiedet. Geplant sind neue „kraftvolle“ Angriffe auf die islamistische Hamas. Ziel ist es, den Druck auf die Terrororganisation weiter zu erhöhen, um die Freilassung weiterer Geiseln zu erzwingen.
Kritik von Angehörigen
Angehörige der Geiseln kritisierten die Pläne des Sicherheitskabinetts. Die Regierung wolle die Geiseln „opfern“, erklärte das Forum der Geiselfamilien. Der Kurs von Netanjahus rechtsnationaler Regierung im Gaza-Krieg ist in der israelischen Bevölkerung höchst umstritten. Regelmäßig gibt es Demonstrationen für ein Abkommen mit der Hamas zur Freilassung der Geiseln. Noch immer befinden sich 58 Geiseln in der Gewalt der Hamas, von denen noch 24 am Leben sein sollen.
Laut israelischen Medien hatte Netanjahu bereits zuvor grünes Licht für Vorbereitungen zu einer neuen Militäroffensive gegeben. Generalstabschef Ejal Zamir bestätigte die massive Mobilisierung von Reservisten für eine Ausweitung der Angriffe. Der beschlossene Plan soll aber erst nach dem Besuch von US-Präsident Donald Trump in der Region in der nächsten Woche umgesetzt werden.
Warnung an den Iran
Unterdessen machte Israel deutlich, auf den Huthi-Angriff auf seinen internationalen Flughafen nicht nur gegen die jemenitische Miliz selbst, sondern auch gegen deren iranische Verbündete reagieren zu wollen. Teheran wies die Behauptung, in den Angriff involviert gewesen zu sein, zurück. (TT, APA, Reuters, AFP, dpa)