Nach langem Warten

Schwarzer Rauch im Vatikan: Erster Wahlgang brachte kein Ergebnis

Schwarzer Rauch bedeutet, dass keine Einigung erzielt wurde.
© FILIPPO MONTEFORTE

Kurz nach 21 Uhr war es so weit: Zum ersten Mal kam schwarzer Rauch aus dem Kamin in der Sixtinischen Kapelle in Rom. Die 133 Kardinäle hatten im ersten Wahlgang des Konklaves keine Einigung erzielt, wer Nachfolger von Papst Franziskus werden soll. Am Donnerstag wird weiter abgestimmt.

Rom – Beim Konklave in Rom haben die Kardinäle am Mittwochabend im ersten Wahlgang noch keinen Papst gewählt. Nach langem Warten stieg aus dem Rauchfang der Sixtinischen Kapelle kurz nach 21 Uhr schwarzer Rauch auf – als Zeichen, dass bei der Abstimmung kein Name die nötige Zweidrittelmehrheit bekommen hatte. Das Votum wird am Donnerstag fortgesetzt. Für die Wahl des 267. Papstes sind 89 Stimmen notwendig. Ab Donnerstag sind täglich vier Wahlgänge vorgesehen.

Bei einer erfolgreichen Wahl steigt weißer Rauch aus einem eigens installierten Kamin auf dem Dach der Sixtinischen Kapelle. Kommt die nötige Mehrheit nicht zustande, steigt schwarzer Rauch auf. Nach dem ersten Wahlgang war allgemein schwarzer Rauch erwartet worden.

Gespannte Erwartung auf dem Petersplatz

Zehntausende Menschen auf dem Petersplatz verfolgten mit Blick auf das Dach der Sixtinischen Kapelle gebannt, welche Farbe das erste Rauchzeichen aus dem Konklave haben würde. Bis der Rauch aufstieg, dauerte es deutlich länger als erwartet: Erst gut drei Stunden nach Schließung der Türen der Kapelle kam das Signal. Bis dahin machten Wartende ihrer Ungeduld mit Klatschchören Luft. Gelächter kam auf, als ein Flugzeug hinter dem Rauchfang weiße Kondensstreifen in den Himmel zog.

Zehntausende Menschen warteten am Petersplatz auf das Rauchsignal.
© STEFANO RELLANDINI

Erst wählen, dann beten

Im Anschluss an den erfolglosen ersten Wahlgang geht es für die Kardinäle nach einem kurzen Gebet zurück ins Vatikan-Gästehaus Santa Marta. Dort sind die Kirchenoberen während der gesamten Dauer der Papstwahl untergebracht – auch hier abgeschottet von der Außenwelt. Alle Handys und sonstigen digitalen Geräte mussten sie abgeben. Den Abend können sie in der Domus Sanctae Marthae, so der offizielle Name, für Gespräche, Gebete oder Lektüre nutzen.

Am Donnerstag geht das von der Öffentlichkeit abgeschottete Konklave weiter. Dann finden bis zu vier Wahlgänge statt, zwei vormittags und zwei nachmittags – außer, es gibt eine Zweidrittelmehrheit für einen der Kardinäle.

Die Wahlversammlung wird vom ranghöchsten wahlberechtigten Kardinal geleitet, dem Italiener Pietro Parolin. Als Kardinalstaatssekretär war der 70-Jährige unter Franziskus im Vatikan die Nummer zwei. Parolin wird auch als Favorit für die Nachfolge des Argentiniers gehandelt. Allerdings wurden die Listen mit den Namen von möglichen neuen Päpsten zuletzt von Tag zu Tag länger.

Das Konklave ist dieses Mal so groß und so international besetzt wie noch nie. Franziskus hatte sehr viele neue Kirchenobere befördert, oft auch aus weit vom Vatikan entfernten Ländern.

133 Kardinäle stimmen seit Mittwoch hinter verschlossenen Türen darüber ab, wer das neue Oberhaupt der katholischen Kirche wird.
© ANDREAS SOLARO

Auftakt zum Konklave: „Alle hinaus“

In einer feierlichen Prozession zogen die Kardinäle am Nachmittag von der Paulinischen Kapelle in die Sixtinische Kapelle. Dort legten sie einen Eid ab. Darin versprachen sie, sich an die Regeln zu halten. Dazu gehört insbesondere absolute Verschwiegenheit über das, was hinter der Tür in der Kapelle passiert. Anschließend ertönte der lateinische Ruf „extra omnes“ („Alle hinaus“). Bis auf die Männer in Rot mussten dann alle die Kapelle verlassen. Punkt 17.46 Uhr wurde die Tür der Sixtinischen Kapelle verschlossen.

Das Konklave findet in der Sixtinischen Kapelle unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.
© IMAGO/Vatican Media

Mit einer prunkvollen Messe im Petersdom hatte am Vormittag um zehn Uhr das Zeremoniell zur Wahl des neuen Papstes begonnen. Vor Kardinälen und Würdenträgern aus aller Welt erbat Kardinaldekan Giovanni Battista Re die Hilfe Gottes bei der Entscheidung über den nächsten Pontifex.

Bedeutung des Papstes

Der katholischen Glaubenslehre zufolge ist der Papst Nachfolger des Apostels Petrus und Stellvertreter von Jesus Christus auf Erden. Zudem ist er Bischof von Rom, Primas von Italien und Staatsoberhaupt des Vatikans. Große weltliche Macht hat er nicht. Er ist aber für viele Menschen eine moralische Autorität.

„Wir sind hier, um den Beistand des Heiligen Geistes zu erbitten, um sein Licht und seine Kraft zu erflehen, damit der Papst gewählt wird, den die Kirche und die Menschheit an diesem schwierigen und komplexen Wendepunkt der Geschichte benötigen„, erklärte Re in seiner Predigt in der traditionellen feierlichen Messe „Pro eligendo Pontifice“ (für den zu wählenden Papst) vor Beginn des Konklaves.

Wie viele Wahlgänge werden nötig sein?

Bis zur Bekanntgabe des 267. Papstes in zwei Jahrtausenden Kirchengeschichte kann es dauern. Allgemein erwartet wird, dass die Entscheidung bis Ende dieser Woche fällt. Sicher ist das allerdings nicht. Bis dahin ist der interessierte Rest der Welt auf jene Rauchzeichen auf dem Dach der prunkvollen Kapelle im Apostolischen Palast angewiesen.

Der Argentinier Jorge Mario Bergoglio, der sich den Papstnamen Franziskus gab, wurde 2013 nach anderthalb Tagen gewählt, im fünften Wahlgang. Beim deutschen Papst Benedikt XVI. ging es 2005 sogar noch schneller: vier Wahlgänge nur. Benedikt trat 2013 als erster Papst nach vielen Jahrhunderten völlig überraschend zurück. Er starb 2022 im Alter von 95 Jahren. (dpa, TT.com)

Mehr zum Thema:

undefined

Zwischen Tradition und TikTok

Teenager-Papst, Kardinal-O-Mat und „Fantapapa“: Kurioses zum Konklave und der Papst-Wahl

undefined

Die Geheimversammlung

So läuft das Konklave: Wie wird der neue Papst gewählt und was passiert danach?

undefined

Auftakt zur Papstwahl

Gottesdienst im Petersdom leitete Konklave ein, Tiroler Dekan nahm mit Pilgergruppe teil