Leidenschaft und Berufung

Vom Tischlerlehrling zum Gastronomen und Unternehmer

Julia und Johannes Tiefenthaler führen gemeinsam mit einem jungen Team den Gasthof.
© Victoria Hoertnagl

Johannes Tiefenthalers erste große Leidenschaft war das Handwerk. Heute kommen die meisten seiner handgemachten Werke aus der Küche.

Das Material Holz hat es Johannes Tiefenthaler angetan. „Im Gegensatz zu Eisen und Metallen ist Holz ein lebendiger Rohstoff und gibt sich in der Verarbeitung weich und warm“, merkt man ihm die Leidenschaft für die Materie an, wenn er darüber spricht. Tiefenthaler ist gelernter Tischler und arbeitet heute als Gastronom. Für seine ursprüngliche Berufswahl war eben diese Begeisterung für das Handwerk ausschlaggebend. Für den späteren Berufswechsel das Leben selbst.

Eine Lehrausbildung zu starten, das war für Johannes Tiefenthaler alternativlos. Als eines von fünf Kindern war es ihm besonders wichtig, schnell auf eigenen Füßen stehen zu können. Handwerklich zu arbeiten machte ihm schon in jungen Jahren Spaß. Die Schulbank zu drücken wiederum, darauf hatte er wesentlich weniger Lust. „Ich habe den theoretischen Teil in der Berufsschule so schnell wie möglich hinter mich gebracht – geblockt, so war es mir am liebsten.“

Kleinere, traditionelle Betriebe stärken

Den Praxisteil absolvierte er in einer Tischlerei in der Ferdinand-Weyrer-Straße in Innsbruck. Nach Möglichkeit in einem kleineren, regionalen Betrieb zu lernen, das würde er heute noch allen ans Herz legen, die überlegen, eine Lehre zu beginnen. „In einem kleinen Unternehmen lernt man, vielseitig einsetzbar zu sein. Bei großen Industriebetrieben geben Strukturen den Lehralltag vor und erschweren teilweise die Kommunikation bzw. das Verständnis für Details“, meint Tiefenthaler. In den Betrieben, in denen er als Tischler arbeitete, war Handarbeit bei den Kundschaften stets gefragt.

Kleine, heimische Betriebe, die Fachkräfte ausbilden, zu unterstützen, das liegt Tiefenthaler am Herzen: „Ich fände es wichtig, die kleinen, die lokalen, die traditionellen Betriebe in jeder Branche zu fördern und mehr ins Bewusstsein zu rücken.“

Zusätzlich würde er empfehlen, eine Fachschule, wie z. B. das Bildungszentrum Imst, zu besuchen. Die beendet man mit vielen praxisnahen Einblicken in verschiedene Berufe – schließlich weiß man nie, was das Leben bringt. Diese Erfahrung machte Johannes Tiefenthaler auch persönlich.

Ein junges Team mit Blick auf Regionalität

Nach 13 Jahren in seinem Beruf als Tischler ist er heute Gastronom und Unternehmer. Gemeinsam mit seiner Frau Julia übernahm er nach einem Todesfall in der Familie den Gasthof Tiefenthaler in Mils. Ganz hat er seinen ursprünglichen Beruf aber nicht an den Nagel gehängt – im Gegenteil: „Wir haben den Gasthof saniert, da konnte ich vieles selber machen: von den Türen über die Böden bis zu Ausbesserungen an den Wänden und mehr. Das Haus ist ein sehr schöner Altbau – da gibt es immer was zu tun.“

Während sich Johannes Tiefenthaler beruflich neu orientierte – vom Tischlerlehrling zum Gastronomen und Unternehmer –, hat er die Fähigkeiten aus seinem alten Job in den neuen mitgenommen. Und auch das Neue macht ihm viel Spaß. Im Familienbetrieb mit einem jungen Team werden im traditionellen, gemütlichen Ambiente der Stuben, Gasträume und der großzügigen Veranda bodenständige, aber modern interpretierte Schmankerln serviert.

Wichtig ist dem Team, dass die verwendeten Produkte saisonal gewählt werden, aus der Region und der eigenen Landwirtschaft kommen. Für das Wohlfühlambiente in den Räumlichkeiten sorgt unter anderem helles, warmes, modern eingesetztes Holz – größtenteils Handarbeit vom Chef persönlich.

Bei der Sanierung konnte der gelernte Tischler Tiefenthaler viele Arbeiten selbst erledigen.
© Victoria Hoertnagl