Zu Besuch in einem der besten Eiscafes Tirols

„Weißwurst-Eis schmeckte zu gewagt“

Marie-Theres (l.) verkauft an die kleinen Kunden Eis, das Marlene und Doris Leis (v. l.) produzieren.
© Axel Springer / TT

Ob Zimt, Stracciatella oder Ingwer – Axams ist Tirols Eis-Hochburg. Das „Eis von Leis“ begeistert Naschkatzen seit 21 Jahren. Grund genug, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen.

Was haben Chinesen, Griechen und Römer mit der Axamer Kinderspielgruppe gemeinsam? Sie wissen Eisgenuss zu schätzen. Während die einen schon vor Jahrhunderten Genüsse aus Schnee, Honig und Früchten zauberten, lassen sich die anderen bei Eis Leis in Axams verköstigen.

„Ich will das orange!“ ruft Ben, während er den Tresen vor der Eisdiele erklimmt. Die Finger des Vierjährigen gleiten sehnsüchtig über die Glaswand, die ihn von der farbenfrohen Vielfalt trennt. Sein Freund Hannes greift bereits nach einer Tüte. Vanille, der Klassiker. Der Vierjährige lutscht, genießt und dreht sich eilig weg, denn ein Mädchen aus der Spielgruppe nähert sich seiner Kugel gefährlich – mit gezücktem Löffel und diebischem Lächeln.

In einem Punkt sind sich die Naschkatzen einig: Das Eis hat die Bewährungsprobe bestanden. Ein Dutzend glücklicher Kindergesichter kann nicht irren. Das Strahlen erfasst auch die Damen auf der anderen Seite der Eistheke: Marlene und Doris Leis, die Schwestern, deren kalte Köstlichkeit fünfmal von Falstaff prämiert wurde.

Die harte Schule der Eisherstellung

„Nach Jahren in der Gastronomie wollte ich mich verändern“, erinnert sich Marlene, die die Eismanufaktur im Herzen von Axams seit 21 Jahren betreibt. Der Zufall führte Regie, als ihr ein Bekannter damals erzählte, dass dessen Schwager in Manuta Eis produziert: „Den bat ich, ob er mich unterrichten könnte.“ Wenig später zog „Gelataio“ Dino für ein halbes Jahr nach Tirol, um die kühle Kunst zu lehren. „Eine harte Schule“, schildert Doris, die Jahre später in das Geschäft einstieg: „Dino war sehr pedantisch, was Hygiene angeht.“

Zu Recht, denn die sei in der Eisherstellung das Um und Auf: „Etwa beim Sortieren und Waschen der Früchte. Bei deren Einkauf versuchen wir, so oft wie möglich heimische, frische Ware zu bekommen.“

Außerdem tolerieren die Leis-Schwestern, dass sich Bananen- oder Apfeleis nach einigen Stunden leicht verfärbt: „Eine natürliche Veränderung des Obsts.“ Bleiben diese Eissorten weiß, könnte das ein Indiz für viele Zusatzstoffe sein.

Während Doris spricht, gießt sie in einem der Hinterzimmer eine weiße Flüssigkeit in eine kniehohe Maschine: „Die Fior-Di-Latte haben wir vor 24 Stunden angesetzt und heute pasteurisiert. Nun wird aus der Flüssigkeit in der Eismaschine eine Creme.“ Das Rührwerk schaufelt diese Ausgangsform der verschiedenen Milcheissorten zehn Minuten lang im Kreis herum, bis Marlene einen Zugang öffnet und die weiße Pracht hervorquillt.

Während das Eis in ein Wännchen gleitet, träufelt die Axamerin erwärmte Schokolade darauf: „Die meisten nehmen an, dass Schokostückchen in Stracciatella-Eis gerührt werden. Dabei formen sich die aus der flüssigen Schokolade, sobald die mit der kalten Creme in Berührung kommt.“

22 Sorten Eis stellen Marlies und Doris Leis im Schnitt für jeden Tag her.
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Chilli-Ananas-Eis für Mutige

Der schwarz-weiße Klassiker ist bei den Eis-Leis-Kunden am beliebtesten. Doch die Kreativität der emsigen Schwestern geht weit darüber hinaus: „Auf Ausflügen testen wir verschiedene Sorten. Im Urlaub zuletzt etwa Weißwurst- und Currywurst-Eis.“ Bei der Erinnerung daran rümpft Doris die Nase: „Das schmeckte zu gewagt.“

Die Chilli-Ananas-Variante wiederum, die Marlies und Doris kreierten, kam bei den Tiroler Kunden nicht gut an: „Unsere Testesser – großteils Familienmitglieder – waren vom Geschmack überzeugt. Und die sind ganz schön kritisch! Aber die Zutaten klangen wohl zu exotisch.“

Ingwer-Orange hingegen raubte den Schwestern zwar den letzten Nerv, zählt seitdem aber zum Standardprogramm: „Wir haben ewig getüftelt, bis wir zufrieden waren. Jede Minute, die der Ingwer länger kocht, macht etwa schon einen großen Geschmacks-Unterschied.“

Meistens nutzen Marlies und Doris die ruhigen Nachmittagsstunden, während Angestellte ihre Kreationen verkaufen, um Neues zu entwickeln. Vormittags haben sie dafür keine Zeit, denn schon um halb 5 läutet der Wecker: „Dann produzieren wir rund 22 Sorten für den Tag.“

Stracciatella aus Milcheis und warmer, flüssiger Schokolade ist die beliebteste Sorte.
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Preis für Tüten verdreifacht

Ein kleiner Wermutstropfen ist, dass eine Kugel inzwischen zwei Euro kostet. Marlies würde dies gerne ändern: „Aber die Zutaten sind so teuer geworden. 25 Kilo Zucker kosteten vor wenigen Jahren 18 Euro, jetzt 47 Euro. Der Preis von Eistüten hat sich fast verdreifacht.“

Doch der Preis scheint die Nachfrage nicht zu beeinflussen. Gerade nähert sich eine Gruppe Kindergärtnerinnen in Ausbildung. „Ist noch zu früh, oder?“, rufen sie herüber, denn die Eisdiele öffnet erst um 11 Uhr – in einer Stunde. Doch die Schwestern winken die Jugendlichen herbei und beginnen, ihre köstlichen Kugeln zu verteilen. Bei so viel Engagement wird offensichtlich, dass Eis für die beiden nicht nur ein Beruf ist – sondern Berufung.

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