Trump sieht sich am Zug

Friedensgespräche in Istanbul ohne Kremlchef Putin und Ukraines Präsident Selenskyj

Aufregung und Verwirrung in Istanbul: Rund 200 Reporter versammelten sich am Donnerstag in der Nähe des Dolmabahçe-Palastes am Bosporus – dem von den Russen verlautbarten Verhandlungsort. Doch der Beginn der Gespräche ließ auf sich warten.
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Nach der Absage von Russlands Präsidenten Wladimir Putin reiste auch der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selenskyj nicht zu den Verhandlungen nach Istanbul.

Istanbul – Der russische Präsident Wladimir Putin ist am Donnerstag nicht zu den Friedensverhandlungen mit der Ukraine nach Istanbul gekommen, sondern hat nur ein Verhandlungsteam aus der dritten Reihe unter der Leitung des früheren Kulturministers Wladimir Medinski in die Türkei entsandt. Er ignorierte damit die Aufforderung der Regierung in Kiew zu einem persönlichen Treffen zwischen ihm und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Putins Abwesenheit warf Zweifel an den Erfolgsaussichten der Gespräche auf – den ersten seit den frühen Kriegswochen im März 2022.

Russlands Präsident Wladimir Putin reiste nicht nach Istanbul, berief in Moskau aber eine Sondersitzung zu den Verhandlungen in Istanbul ein.
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Trump: Frieden nur mit mir

Nach der Absage Putins sagte Donnerstagnachmittag auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, der zuvor zu Gesprächen mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan nach Ankara reiste, sein Kommen zu den Verhandlungen in Istanbul ab. Er schickte eine von Verteidigungsminister Rustem Umjerow angeführte Delegation. Diese sei befugt, über eine Waffenruhe zu verhandeln.

Trotz der prominenten Absagen sollten die Gespräche noch am Donnerstag oder am Freitag beginnen. Putin hatte selbst direkte Gespräche in Istanbul zwischen Russland und der Ukraine vorgeschlagen. Damit reagierte er auf Forderungen Selenskyjs und mehrerer europäischer Staats- und Regierungschefs nach einer Waffenruhe.

US-Präsident Donald Trump, der derzeit in der Golfregion große Geschäfte anbahnt, erklärte vor Reportern, es werde keine Fortschritte bei den Friedensgesprächen ohne ein Treffen zwischen ihm und Putin geben. „Nichts wird passieren, bis Putin und ich zusammenkommen“, sagte Trump an Bord der Air Force One vor der Landung in Dubai und untergrub damit mögliche diplomatische Fortschritte in der Türkei. Er fügte hinzu: „Ich hoffe nur, dass Russland und die Ukraine etwas unternehmen können. Es muss aufhören.“

Selenskyj kritisierte in Ankara die russische Delegation als „dekorativ“ und sprach von einem Täuschungsmanöver. Russland betonte, seine Delegation sei für ernsthafte Arbeit bereit. Der Ukraine warf Moskau vor, „eine Show zu inszenieren“.

Scharfe Kritik von Lawrow

Russlands Außenminister Sergej Lawrow, der ebenfalls nicht nach Istanbul kam, befeuerte das Treffen aus Moskau mit scharfen Kommentaren. So bezeichnete er laut der staatlichen Nachrichtenagentur Tass Selenskyj als „jämmerlichen Kerl“, weil dieser die Anwesenheit von Kremlchef Putin bei den Verhandlungen gefordert hatte. Auch für Berlin, Paris und London hatte Lawrow wenig schmeichelnde Worte übrig. Er kritisierte die Unterstützung der Europäer für Selenskyj als Kriegstreiberei. „Es gibt eine Menge Anzeichen dafür, dass weder Berlin noch Paris und Brüssel und schon gar nicht London einen Frieden in der Ukraine wollen“, erklärte er. (TT, APA, AFP, dpa, Reuters)