UNO drängt auf Hilfslieferungen

Krieg im Gazastreifen: Israel begann neue Großoffensive, 150 Tote gemeldet

Die humanitäre Lage im Gazastreifen ist katastrophal. Massen an Hilfslieferungen stehen bereit, Israel blockiert aber die Einfuhr.
© APA/AFP/BASHAR TALEB

Tel Aviv, Gaza – Über 150 Menschen sind nach palästinensischen Angaben bei israelischen Angriffen im Gazastreifen innerhalb eines Tages getötet worden. Das von der Hamas kontrollierte Gesundheitsministerium meldete, 153 Tote seien in den vergangenen 24 Stunden registriert worden. Seit Kriegsbeginn vor mehr als eineinhalb Jahren wurden demnach mehr als 53.200 Palästinenser in Gaza getötet. Die Angaben, die sich nicht verifizieren lassen, unterscheiden nicht zwischen Kämpfern und Zivilisten.

Israel leitete indes nach eigenen Angaben die neue Großoffensive im Gazastreifen ein. Im Laufe des Freitags habe die Armee damit begonnen, „umfangreiche Angriffe durchzuführen und Truppen zu mobilisieren, um die operative Kontrolle in Gebieten des Gazastreifens zu erlangen“, teilte das Militär in der Nacht auf Samstag mit.

📽️ Video | Israels Armee beginnt neue Großoffensive in Gaza

Die israelische Nachrichtenseite ynet hatte unter Berufung auf Sicherheitsbeamte gemeldet, die massiven Angriffe seien eine Vorbereitung auf den Einmarsch weiterer Truppen. Die neue Militäroffensive unter dem Namen „Gideon's Chariots“ dürfte die Notlage der Menschen in dem dicht besiedelten und nach mehr als eineinhalb Jahren Krieg großflächig zerstörten Gazastreifen weiter verschärfen. Die UNO und Hilfsorganisationen warnen vor Hungersnot.

Dies sei Auftakt zur „Erreichung der Kriegsziele“ – einschließlich der Freilassung von Geiseln und der Zerschlagung der Terrororganisation Hamas, so die israelische Armee weiter. Die israelische Regierung hatte jüngst angekündigt, den Einsatz im Gazastreifen ausweiten zu wollen. Israelische Medien hatten berichtet, dies solle nach dem Ende der Reise von US-Präsident Donald Trump in die Region passieren, sollte bis dahin kein neues Gaza-Abkommen erzielt werden. Inzwischen hat Trump seinen mehrtägigen Besuch in der Golfregion beendet. Ein neuer Deal ist weiter nicht in Sicht.

UNO drängt auf Hilfslieferungen

UNO-Nothilfekoordinator Tom Fletcher sagte indes, er wolle keine Zeit mit einem alternativen US-Vorschlag für Hilfslieferungen nach Gaza verschwenden. „An diejenigen, die eine alternative Methode für die Hilfsverteilung vorschlagen: Lasst uns keine Zeit verschwenden. Wir haben bereits einen Plan“, erklärte er in einer Mitteilung. Die Vereinten Nationen hätten 160.000 Paletten mit Hilfsgütern, die sofort in das palästinensische Gebiet gebracht werden könnten. Israel blockiert die Lieferung humanitärer Hilfe seit 75 Tagen.

Die von den USA unterstützte Gaza Humanitarian Foundation will Ende Mai mit der Verteilung von Hilfsgütern beginnen. Sie will mit US-Sicherheits- und Logistikfirmen zusammenarbeiten. Kreisen zufolge hat sich Israel bereits dazu verpflichtet, der US-Stiftung Hilfslieferungen zu ermöglichen. Fletcher sagte, die UNO werde nicht mit der Organisation zusammenarbeiten, weil ihr Verteilungsplan nicht unparteiisch, neutral oder unabhängig sei. Dagegen würden 9000 Lastwagen der UNO nur darauf warten, in den Gazastreifen gelassen zu werden. „Wir haben die Mitarbeiter. Wir haben die Verteilungsnetzwerke. Wir haben das Vertrauen der Gemeinschaften“, betonte er. (APA, dpa, Reuters)