Große Feierlichkeiten

„Bin ohne Verdienst auserwählt worden“: Neuer Papst Leo XIV. offiziell ins Amt eingeführt

Dem neuen Papst wurde vom philippinischen Kardinal Luis Antonio Gokim Tagle der Fischerring angelegt.
© JACQUELYN MARTIN

Knapp eine Woche nach seiner Wahl wurde am Sonntag der neue Papst Leo XIV. offiziell ins Amt eingeführt. Hunderttausende Gläubige fanden sich auf dem Petersplatz ein. Für die österreichische Delegation war Bundeskanzler Christian Stocker vor Ort.

Vatikanstadt – Papst Leo XIV. ist am Sonntag offiziell ins Amt eingeführt worden. Die Messe wurde von 200 Kardinälen und 750 Bischöfen und Priestern mitzelebriert. Anwesend waren auch 400 Diakone und Priester, die die Kommunion verteilen. Vor der Einführungsfeier hatte der Papst kniend am Grab des Apostels Petrus gebetet. In seiner Predigt unterstrich der Pontifex, dass er „ohne Verdienst“ zu Franziskus' Nachfolger auserwählt worden sei.

Im Rahmen des Gottesdienstes erhielt der 69-Jährige den Fischerring in Erinnerung an den Apostel und ersten Papst Petrus und das Pallium, ein mit schwarzen Kreuzen besticktes weißes Band aus der Wolle eines gesegneten Lamms, als Zeichen seiner Papstwürde. Damit hat das Pontifikat von Leo XIV. offiziell begonnen. Der Stoffschal, der sich vorher in der Pallien-Nische am Petrusgrab befand, ist ein besonderes Zeichen seiner Amtsvollmacht und mit fünf Kreuzen für die fünf Wundmale Jesu versehen.

Der aus Chicago stammende Pontifex ist der 267. Papst und Nachfolger des am Ostermontag verstorbenen Papst Franziskus. Der Messe, die weltweit von Fernsehsendern live übertragen wurde, wohnten Delegationen aus 200 Ländern bei.

Unter den anwesende war auch Fürst Albert von Monaco mit seiner Frau.
© FILIPPO MONTEFORTE

„Ich komme mit Furcht und Zittern als ein Bruder zu euch“

In seiner Predigt in italienischer Sprache hob der Papst die Trauer der Kirche über das Ableben von Franziskus hervor. Er selber sei „ohne Verdienst“ zum Heiligen Vater auserwählt worden. „Ich bin ohne jeden Verdienst auserwählt worden und komme mit Furcht und Zittern zu euch als ein Bruder, der ein Diener eures Glaubens und eurer Freude sein will, der mit euch auf dem Weg der Liebe Gottes geht, der uns alle in einer Familie vereint sehen will“, sagte der Papst. Seine Worte wurden von den Gläubigen mit Beifall aufgenommen.

Der neue Papst plädierte für eine geeinte Kirche, die sich für den Weltfrieden einsetze. „In unserer Zeit erleben wir noch immer zu viel Zwietracht, zu viele Wunden, die durch Hass, Gewalt, Vorurteile, Angst vor dem Anderen und durch ein Wirtschaftsmodell verursacht werden, das die Ressourcen der Erde ausbeutet und die Ärmsten an den Rand drängt. Und wir möchten in diesem Teig ein kleines Stückchen Sauerteig sein, das Einheit, Gemeinschaft und Geschwisterlichkeit fördert. Wir möchten der Welt mit Demut und Freude sagen: Schaut auf Christus! Kommt zu ihm“, erklärte Leo XIV.

Das Petrusamt sei gerade durch aufopfernde Liebe gekennzeichnet. „Es geht niemals darum, andere durch Zwang, religiöse Propaganda oder Machtmittel zu vereinnahmen, sondern immer und ausschließlich darum, so zu lieben, wie Jesus es getan hat“, betonte der Pontifex.

Hunderttausende Gläubige waren vor Ort.
© TIZIANA FABI

Hunderttausende begrüßten Papst mit Applaus

Mit tosendem Applaus und Jubel hatten hunderttausende auf dem Petersplatz versammelte Pilger Leo XIV., der vor Beginn der Messe in einem offenen Auto stehend durch die Menge fuhr, begrüßt. Gläubige aus den Vereinigten Staaten schwenkten US-Fahnen. Der Pontifex aus den USA winkte den Menschen lächelnd zu und segnete sie.

Bei sommerlichem Wetter strömten etwa 250.000 Menschen zum Vatikan. Der italienische Zivilschutz und die Sicherheitskräfte sperrten das Gebiet um den Vatikan weiträumig ab. Zum Schutz der zahlreichen Staatsgäste waren Anti-Terror-Truppen im Einsatz.

Die Delegationsmitglieder saßen auf der rechten Seite des Platzes, wie es bei der Beerdigung von Papst Franziskus bereits der Fall war. Italien, die USA und Peru hatten Vorrang bei der Sitzordnung. Leo XIV. ist der erste Pontifex aus den USA in der Geschichte der Kirche. Er hat lange in Peru gelebt und hat auch die Staatsbürgerschaft dieses Landes. Italiens Delegation wurde vom italienischen Staatschef Sergio Mattarella geleitet.

Stocker leitete Österreichs Delegation

Bundeskanzler Christian Stocker (ÖVP) führte Österreichs Delegation an. Er ist der Ansicht, dass große Erwartungen mit dem Pontifikat des neuen Papstes Leo XIV. verbunden sind. „Es wird spannend sein zu sehen, welche Akzente der neue Papst gegenüber denen seines Vorgängers Franziskus setzen wird“, betonte Stocker im Gespräch mit österreichischen Journalisten nach seiner Ankunft in Rom am Samstagabend.

„Wir haben aus seinen ersten Ansprachen gesehen, dass ihm Frieden, Gerechtigkeit und der Umgang mit Künstlicher Intelligenz ganz besondere Anliegen sind“, erklärte Stocker, der am 27. April an der Trauerzeremonie für den verstorbenen Papst Franziskus teilgenommen hatte. Der Bundeskanzler zeigte sich zuversichtlich, dass der neue Papst bald die Fähigkeiten als „Brückenbauer“, die ihm zugeschrieben werden, unter Beweis stellen werde. „Der Papst hat bereits gezeigt, verschiedene Kulturen verbinden zu können“, meinte Stocker.

Kirchenglocken läuteten für 15 Minuten

Die heimische katholische Kirche war bei der Messe zum Pontifikatsbeginn unter anderem mit dem Vorsitzenden der Bischofskonferenz, Salzburgs Erzbischof Franz Lackner, und dem Grazer Bischof Wilhelm Krautwaschl vertreten. In Österreich läuteten zu Beginn der offiziellen Amtseinführung um 10.00 Uhr für 15 Minuten die Kirchenglocken.

Auch US-Vizepräsident JD Vance und US-Außenminister Marco Rubio waren auf dem Petersplatz - ebenso wie der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj und Vertreter von Königshäusern wie Felipe und Letizia von Spanien, Königin Maxima der Niederlande und der britische Prinz Edward. Frankreich entsendete Premierminister Francois Bayrou, aus Deutschland reiste Bundeskanzler Friedrich Merz nach Rom. Brasilien, das größte katholische Land der Welt, schickte Vizepräsident Geraldo Alckmin nach Rom.

Anwesend waren auch der orthodoxe Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios I., ebenso wie Spitzenvertreter des Weltkirchenrates. Vertreter der jüdischen, muslimischen und buddhistischen Gemeinschaften waren ebenfalls auf dem Petersplatz anwesend. (APA)