Innsbruck, Wien, Graz und Co.

Das große Ringen hat begonnen: Welche Städte den ESC 2026 austragen wollen

Ein Song Contest im Zeichen des Wiener Stephansdoms oder des Grazer Uhrturmes? Neben Innsbruck haben sich auch schon andere Städte gemeldet, die sich vorstellen könnten den ESC 2026 in Österreich auszutragen.
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Nach dem Sieg am Samstagabend stellt sich am Tag darauf die Frage: Wo in Österreich soll der 70. ESC 2026 stattfinden? Bereits am Sonntagvormittag hat Innsbruck seinen Hut in den Ring geworfen. Auch andere Orte bekundeten bereits Interesse, während bestimmte Landeshauptstädte bereits abwinken. Das Ringen um den Austragungsort hat begonnen.

Innsbruck, Oberwart – Nach dem Sieg von JJ beim 69. Eurovision Song Contest sieht alles danach aus, dass der Bewerb trotz der hohen Kosten kommendes Jahr in Österreich stattfinden wird. Kultur- und Medienminister Andreas Babler (SPÖ) freute sich am Sonntag bereits auf eine Rückkehr des Events nach einem guten Jahrzehnt. Mehrere österreichische Städte brachten sich als Austragungsort in Stellung, etwa Innsbruck, Oberwart und Wels. Graz erwägt eine Bewerbung.

Babler, der sich über einen „großen Moment für die österreichische Musikszene“ freute, zeigte sich zuversichtlich, dass man die Finanzierung des Megaevents zustande bringen werde. Man sei bereits „in guten Gesprächen mit dem ORF, wie die Veranstaltung organisiert und finanziert werden kann".

Ludwig: „Wien ist bereit!“

2015 hatte der Song Contest in Wien stattgefunden. Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) brachte die Bundeshauptstadt gegenüber der APA auch gleich wieder ins Spiel: „Der Sieg Österreichs beim Eurovision Song Contest ist ein großer Moment für unser Land - und eine wunderbare Chance für Wien. Bereits 2015 haben wir eindrucksvoll bewiesen, dass wir internationale Großereignisse mit Professionalität, Gastfreundschaft und kultureller Strahlkraft ausrichten können. Wien ist bereit, auch diesmal Bühne Europas zu sein.“

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Wien ist bereit, auch diesmal Bühne Europas zu sein.
Michael Ludwig, Wiener Bürgermeister

Ludwig gratuliere dem Sieger herzlich und freute sich, „dass JJ an der städtischen Musik- und Kunstuniversität Wien (MUK) klassischen Gesang studiert - ein schöner Beleg für die hohe Qualität unserer Kultur- und Ausbildungslandschaft.“

Innsbruck interessiert, Graz will abwägen

Für den ESC 2015 waren auch Graz und Innsbruck ernsthafte Bewerber. Die Tiroler Landeshauptstadt will sich jedenfalls wieder als Austragungsort bewerben. Bürgermeister Johannes Anzengruber (JA - Jetzt Innsbruck) bekundete im Gespräch mit der TT bereits Interesse.

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Die Grazer Bürgermeisterin Elke Kahr (KPÖ) will eine mögliche Bewerbung der steirischen Landeshauptstadt im Stadtsenat besprechen, teilte sie in einer Stellungnahme mit: „Das Vorhaben ist nur dann umsetzbar, wenn es von allen mitgetragen wird und die Kosten für die Stadt zu bewältigen sind.“ Mit der Stadthalle habe Graz nicht nur die passende Infrastruktur, sondern auch das Know-how, um Großveranstaltungen durchzuführen, meinte sie.

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Das Vorhaben ist nur dann umsetzbar, wenn es von allen mitgetragen wird und die Kosten für die Stadt zu bewältigen sind.
Elke Kahr, Bürgmeisterin Graz

Die Grazer SPÖ mit ihrer Vorsitzenden Doris Kampus sprach sich am Sonntag ebenfalls für eine Austragung des ESC aus: „Graz war Kulturhauptstadt Europas (2003, Anm.). Wir haben gezeigt, dass wir das können. Und der ESC passt zu uns als Menschenrechtsstadt“, sagte sie im APA-Gespräch. „Kultur ist ein zentraler Teil unserer Identität. Jetzt ist es Zeit, dass wir wieder diesen Stellenwert im Herzen Europas einnehmen“, meinte sie weiter.

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Kultur ist ein zentraler Teil unserer Identität. Jetzt ist es Zeit, dass wir wieder diesen Stellenwert im Herzen Europas einnehmen.
Doris Kampus, SPÖ Graz

Die steirische Landesregierung zeigte sich offen für eine Bewerbung. Doch vorher seien noch viele offene Fragen zu klären. Erste Gespräche würden zeitnah geführt. "Ich bin grundsätzlich ein großer Befürworter von Großveranstaltungen in der Steiermark. Sie haben für Quartiergeber und Gastronomen, auch viele Kilometer vom Veranstaltungsort entfernt, einen wirtschaftlichen Mehrwert und die Tourismusregionen der Steiermark können sich einem internationalen Publikum präsentieren", sagte Landeshauptmann Mario Kunasek (FPÖ).

Oberwart und Wels wollen mitrittern

Ebenfalls seinen Hut in den Ring warf die drittgrößte Stadt Burgenlands, Oberwart. Bürgermeister Georg Rosner (ÖVP) sah ebenfalls „alle Voraussetzungen“, solche Events zu veranstalten. Einziges „Handicap“ ortete er in der Verfügbarkeit von Quartieren, allerdings habe man in den nahe gelegenen Orten Stegersbach und Bad Tatzmannsdorf Möglichkeiten. „Grundsätzlich wäre das Interesse da. Oberwart steht zur Verfügung“, hielt Rosner fest.

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Oberwart steht zur Verfügung.
Georg Rosner, Bürgermeister Oberwart

Die Stadt Wels will sich ebenfalls für die Austragung bewerben. „Wir bauen gerade eine neue Messehalle, die im März 2026 fertig wird, und investieren dafür rund 30 Millionen Euro. Wels möchte sich jedenfalls bewerben“, sagte Bürgermeister Andreas Rabl (FPÖ) am Sonntag im APA-Gespräch. Die neue Messehalle sei mit mehr als 10.000 Quadratmetern größer als die alte Messehalle, erklärte der Bürgermeister. Sie liegt im Zentrum von Wels und sei auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichbar, es gebe einen Bahnanschluss. Diese Halle eigne sich sehr gut für die Austragung von Großveranstaltungen und Konzerten, meinte Rabl. Die Stadt Wels hatte bereits im Jahr 2014 die Messehalle als Austragungsort für den ESC 2015 angeboten.

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Wels möchte sich jedenfalls bewerben.
Andreas Rabl, Bürgermeister Wels

Klagenfurt und Salzburg winken ab

Im Wörthersee Stadion, das 2014 ebenfalls als mögliche Austragungsstätte im Gespräch war, wird es 2026 wohl keinen ESC geben: Die Stadt hat die Anforderungen vor zehn Jahren analysiert. Die Evaluierung brachte zu Tage, dass die Austragung im Stadion „nicht möglich“ ist, weil zu kostspielige Adaptierungen notwendig wären, die man danach wohl kaum noch brauchen würde. Die Stadt Klagenfurt hat daher am Sonntag „leider“ abwinken müssen, wenngleich es „natürlich super wäre“. „Es ist aber bei uns einfach nicht möglich“, hieß es auf APA-Nachfrage.

Auch die Stadt Salzburg wird sich voraussichtlich nicht als Austragungsort für den Eurovision Song Contest 2026 bewerben. „Der Gedanke an sich wäre reizvoll, wir sind die Stadt der Musik. Wir werden aber nicht die erforderliche Infrastruktur dafür haben und es auch finanziell nicht stemmen können“, sagte Bürgermeister Bernhard Auinger (SPÖ) am Sonntag auf APA-Anfrage.

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Wir werden aber nicht die erforderliche Infrastruktur dafür haben und es auch finanziell nicht stemmen können.
Bernhard Auinger, Bürgermeister Salzburg

Diese Veranstaltung benötige auch eine Vorlaufzeit von rund sechs Wochen, und gerade im April und Mai sei die Salzburgarena im Messezentrum gut gebucht, erklärte Auinger. Die ESC-Veranstaltungskosten von rund 40 Millionen Euro könne die Stadt jedenfalls nicht allein stemmen. Mit dem Land habe er zwar noch nicht darüber gesprochen, aber ob sich das Land angesichts der finanziellen Lage an den Kosten beteiligen wolle, sei fraglich. „Hätten wir die Infrastruktur, würde ich versuchen, Gespräche mit Sponsoren aufzunehmen“, sagte der Bürgermeister. Die Stadt Salzburg hatte sich auch nicht für die Austragung des ESC 2015 in Österreich beworben. (APA)

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