Verdächtiger festgenommen

Zwei Mitarbeiter der israelischen Botschaft in Washington erschossen

Zu dem Angriff kam es beim Capital Jewish Museum.
© ALEX WROBLEWSKI

Aus nächster Nähe wurden zwei israelische Botschaftsmitarbeiter bei einer Veranstaltung beim Capital Jewish Museum erschossen. Der Verdächtige soll „Free Palestine, Free Palestine“ skandiert haben.

Zwei israelische Botschaftsmitarbeiter sind am Mittwochabend (Ortszeit) in Washington erschossen worden. Der Angriff ereignete sich aus nächster Nähe im Rahmen einer Veranstaltung beim Capital Jewish Museum. Ein Verdächtiger wurde festgenommen. Die Polizeichefin von Washington, Pamela Smith, sagte, dass der 30-jährige mutmaßliche Täter nach der Festnahme „Free Palestine, Free Palestine“ skandiert habe.

Nach den Schüssen habe der mutmaßliche Täter das Museum betreten, wo er von privaten Sicherheitskräften festgenommen worden sei. Der mutmaßliche Täter sei aus der Stadt Chicago im US-Staat Illinois. Die Nachrichtenseite Jewish Insider zitierte einen Augenzeugen, wonach der Schütze eine Kufiya getragen habe, die auch als Palästinensertuch bekannt ist.

Opfer ein Paar vor der Verlobung

Die zwei getöteten Mitarbeiter sind ein junges Paar gewesen, das kurz vor der Verlobung stand. Das sagte der israelische Botschafter Yechiel Leiter vor Journalisten. Der Mann habe in dieser Woche einen Ring gekauft und wollte seiner Freundin in der kommenden Woche in Jerusalem einen Heiratsantrag machen. „Sie waren ein schönes Paar, das gekommen war, um einen Abend in Washingtons kulturellem Zentrum zu genießen“, sagte der Botschafter.

Ob der mutmaßliche Schütze die beiden kannte oder in welcher Verbindung er zu ihnen stehen könnte, ist unklar. Laut Polizei näherte sich der Täter einer Gruppe von vier Personen und schoss dann auf die beiden. Die israelische Nachrichtenseite ynet zitierte die Sprecherin der israelischen Botschaft in Washington mit der Aussage, dass die Botschaftsmitarbeiter „aus nächster Nähe erschossen wurden“.

Getöteter Mann hatte deutschen Pass

Ein getöteter Mitarbeiter der israelischen Botschaft in der US-Hauptstadt Washington hatte einen Bezug zu Deutschland. Die Deutsch-Israelische Gesellschaft (DIG) in Berlin teilte am Donnerstag mit, der erschossene Mann sei Gründungsmitglied des Jugendforums der Schwesterorganisation Israelisch-Deutsche Gesellschaft gewesen. Yaron Lischinsky sei teils in Bayern aufgewachsen und habe fließend Deutsch gesprochen. Laut Diplomatenangaben hatte er einen deutschen Pass.

Sicherheit für Vertretungen Israel wird verstärkt

US-Heimatschutzministerin Kristi Noem bestätigte, dass zwei israelische Botschaftsangehörige getötet wurden. „Wir ermitteln aktiv und arbeiten daran, mehr Informationen zu erhalten“, schrieb Noem in einem Beitrag auf X. Und: „Wir werden diesen verwerflichen Täter vor Gericht bringen.“ FBI-Direktor Kash Patel sagte, er und sein Team seien über die Schießerei unterrichtet worden.

Israel will seine Vertretungen weltweit stärker sichern. Das ordnete Ministerpräsident Benjamin Netanyahu nach Angaben seines Büros an. Der Regierungschef sei „erschüttert über den grausamen antisemitischen Mord“ in der US-Hauptstadt. „Wir erleben den schrecklichen Preis, den Antisemitismus und grassierende Hetze gegen den Staat Israel fordern“, sagte Netanyahu demnach. Sein Herz schmerze für die Familien der jungen Opfer.

BMI: In Österreich keine konkrete Gefährdung

„In Österreich besteht aktuell keine konkrete Gefährdung, dennoch stehen die Sicherheitsbehörden in enger Abstimmung, um rasch Anpassungen der Sicherheitsvorkehrungen vorzunehmen.“ Das teilte das Innenministerium in Wien am Donnerstag mit. Österreich habe bereits „sehr hohe“ bestehende Sicherheitsvorkehrungen bei jüdischen bzw. israelischen Einrichtungen. Schon seit dem Hamas-Überfall auf Israel im Oktober 2023 würden zudem laufend Lagebeurteilungen erfolgen, um die Sicherheit jüdischer Einrichtungen aufrechtzuerhalten.

Trump und Herzog verurteilen Tat

US-Präsident Donald Trump verurteilte den Schusswaffenvorfall scharf. „Diese schrecklichen Tötungen in Washington, die offensichtlich auf Antisemitismus beruhen, müssen aufhören, jetzt!“, schrieb er auf der Online-Plattform Truth Social – zum Teil in Großbuchstaben. Hass und Radikalismus hätten in den USA keinen Platz. Trump sprach den Familien der Opfer sein Beileid aus. „Es ist so traurig, dass so etwas passieren kann!“

US-Außenminister Marco Rubio sprach nach dem Anschlag in Washington von einem „unverfrorenen Akt feiger, antisemitischer Gewalt“. Er verurteile diesen „auf das Schärfste“, schrieb er auf der Plattform X. Man sei mit Gebeten bei den Angehörigen.

Israels Staatspräsident Yitzhak Herzog zeigte sich entsetzt. „Ich bin erschüttert über die Szenen in Washington DC. Dies ist ein verabscheuungswürdiger Akt des Hasses, des Antisemitismus, der das Leben zweier junger Mitarbeiter der israelischen Botschaft gefordert hat“, sagte Herzog in einer Stellungnahme. „Wir stehen an der Seite der jüdischen Gemeinde in DC und in den gesamten USA“, hieß es. „Amerika und Israel werden in der Verteidigung unseres Volkes und unserer gemeinsamen Werte zusammenstehen. Terror und Hass werden uns nicht brechen“, sagte Herzog weiter.

Israels Außenminister Gideon Saar betonte: „Israel wird sich dem Terror nicht beugen.“ Israelische Vertreter weltweit seien ständig einem erhöhten Risiko ausgesetzt – „insbesondere in diesen Zeiten“, so Saar am Donnerstag auf der Plattform X. Er sprach von einem Terroranschlag. Israel stehe in engem Kontakt mit den amerikanischen Behörden, schrieb er weiter.

Danny Danon, Israels Botschafter bei den Vereinten Nationen, bezeichnete die Schießerei als einen „abscheulichen Akt des antisemitischen Terrorismus“. „Diplomaten und die jüdische Gemeinschaft zu verletzen, überschreitet eine rote Linie“, schrieb Danon in einem Beitrag auf X. „Wir sind zuversichtlich, dass die US-Behörden energisch gegen die Verantwortlichen für diese kriminelle Tat vorgehen werden.“

📽️ Video | Zwei Tote nach Schusswaffenangriff

Stocker „zutiefst traurig“

Bundeskanzler Christian Stocker (ÖVP) zeigte sich über die Ermordung der zwei Mitarbeiter der israelischen Botschaft in Washington „zutiefst traurig“. Stocker, der am Dienstag mit Netanyahu telefoniert hatte, verurteilte in einem Posting in Onlineplattformen wie X „diese verabscheuungswürdige Tat auf das Schärfste“. „Österreich wird weiterhin alles in seiner Macht Stehende tun, um die Sicherheit Israels zu gewährleisten und die jüdische Gemeinschaft zu schützen.“

Auch der deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz verurteilte die Tat: „Diese abscheuliche Tat verurteile ich auf das Schärfste“, erklärte Merz im Onlinedienst X. Er sei bestürzt über „die Nachricht vom Mord an zwei Mitarbeitern der israelischen Botschaft in Washington“. „Unsere Gedanken sind bei den Angehörigen“, schrieb Merz. „Derzeit müssen wir von einem antisemitischen Motiv ausgehen.“

Frankreichs Außenminister Jean-Noël Barrot sprach von einem „schrecklichen Akt antisemitischer Barbarei“. „Nichts kann solche Gewalt rechtfertigen“, schrieb er am Donnerstag im Onlinedienst X. Er sprach den Familien, den Kollegen der Toten und dem Staat Israel sein Mitgefühl aus.

Tat vor dem Hintergrund des Gazakriegs

Die Tat erfolgte vor dem Hintergrund des Krieges zwischen Israel und der islamistischen Hamas im Gazastreifen. Der Krieg hatte im Oktober 2023 mit einem Terrorangriff der Hamas in Israel begonnen. Etwa 1.200 Menschen wurden dabei getötet und etwa 250 Menschen nach Gaza entführt. In dem Krieg wurden nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde bisher mehr als 53.300 Palästinenser in Gaza getötet. Die USA sind Israels wichtigster Waffenlieferant. (APA/Reuters/dpa)

Ein in die israelische Flagge gehüllter Man am Tatort.
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