Einflussreicher Medienmanager

Er machte RTL zur großen Nummer: Helmut Thoma starb an seinem 86. Geburtstag

Der Wiener Helmut Thoma prägte über viele Jahre das deutsche Privatfernsehen.
© imago/Sven Simon

Innsbruck – Der Wiener Medienmanager Helmut Thoma ist tot. Er starb an seinem 86. Geburtstag am 3. Mai in Wien an Herzversagen, teilte seine Familie am Montag der APA mit. Er galt als einer der wichtigsten Medienmanager Österreichs. In den 80er- und 90er-Jahren machte er RTL als Geschäftsführer groß und prägte damit das deutsche Privatfernsehen nachhaltig.

Karriere begann im ORF

Geboren 1939 in Wien, sah es zunächst nicht danach aus, als würde Thoma einen Privatfernsehsender aufbauen, brach er doch das Gymnasium ab und betätigte sich in einer Molkerei. Bald sattelte er aber um, studierte Rechtswissenschaften und promovierte mit nur 23 Jahren. Mit der Medienbranche kam er über den ORF in Kontakt. Er leitete Ende der 60er- und Anfang der 70er-Jahre die Rechtsabteilung des öffentlich-rechtlichen Medienhauses.

Vom „25-Mann-Betrieb“ zum Branchenriesen

Anschließend wechselte Thoma ins Ausland zu Radio Luxemburg, wo der deutsche Privatfernsehableger RTL gegründet und er 1984 zu dessen Geschäftsführer wurde. Bis 1998 übte er diese Funktion (zwischendurch gemeinsam mit Erich Staake) aus, wobei er das Unternehmen vom „25-Mann-Betrieb“ zu einem Branchenriesen aufbaute. Unter ihm erreichte RTL Jahresmarktanteile von teilweise über 17 Prozent – heute kaum noch für den Privatsender vorstellbar.

„GZSZ“ und „Tutti Frutti“

„Ich habe immer aufs Publikum geachtet, und ich habe Fernsehen als Dienstleistung gegenüber dem Kunden gewertet“, gab Thoma vor mehreren Jahren in einem Horizont-Interview sein Geheimnis für den Aufbau eines erfolgreichen Fernsehunternehmens preis. In seiner Zeit traf er, immer mit Blick auf die Einschaltquote, viele meist profitable Entscheidungen wie etwa den Start der deutschen Daily Soap „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ (GZSZ) und der Spielshow „Tutti Frutti“ samt viel nackter Haut. Auch der Kauf der Formel 1-Übertragungsrechte fiel in seine Ära. Zudem führte er die werberelevante Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen im deutschsprachigen Raum ein.

„Im Seichten kann man nicht ertrinken“

Immer wieder war RTL mit dem Vorwurf mangelnden Niveaus konfrontiert. Thoma, der selten um markige Sprüche verlegen war, sah das locker: „Ich habe immer gesagt: Im Seichten kann man wenigstens nicht ertrinken.“

1998 endete seine RTL-Karriere unfreiwillig. Er musste den Posten an der Spitze an einen weiteren Österreicher, Gerhard Zeiler, abgeben. Zu seinem Rücktritt hielt er gegenüber der Welt am Sonntag einst fest: „Das Ausmaß an Undankbarkeit ist einfach unfassbar. Es gibt niemanden in Europa, der wie ich einen Fernsehsender von null aufgebaut und zur Marktführerschaft geführt hat."

Kritischer Blick auf Privatsender

Viele Jahre nach seinem Abgang sah er die Medienlandschaft kritisch, bezeichnete das Privatfernsehen in Deutschland als „Katastrophe“. Zwei große Gruppen, RTL und ProSiebenSat.1, würden sich den gesamten Kuchen teilen und hätten kein Interesse daran, „wirkliches Programm“ zu machen. „Die beiden würden am liebsten das Testbild senden, wenn es ginge. Dadurch erhöhen sich die Gewinne, aber es tut sich nichts mehr“, meinte Thoma.

Vielfach ausgezeichnet

Für sein berufliches Schaffen wurde Thoma vielfach ausgezeichnet. In Österreich erhielt er das Goldene Ehrenzeichen der Stadt Wien und das Große Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich. (APA, tt.com)