Katastrophe im Schweizer Wallis

Schuttberg über Blatten 100 Meter hoch, Suche nach vermisstem Schafbauer geht weiter

Der Großteil des Dorfes liegt nun unter dem Schuttberg, der Rest im aufgestauten See.
© APA/AFP/FABRICE COFFRINI

Der vermisste 64-Jährige war außerhalb des Sperrgebiets unterwegs. In den letzten Tagen war die Suche zu gefährlich, am Montag wurde sie fortgesetzt. Aufräumarbeiten sind aber weiterhin nicht möglich, die Eisschmelze könnte zur Herausforderung werden.

Eis, Fels und Geröll türmen sich nach dem Gletscherabbruch in der Schweiz nach neuen Schätzungen teils 100 Meter über dem verschütteten Dorf Blatten. In der Nähe war zu dem Zeitpunkt ein Schafbauer unterwegs. Nach mehrtägiger Unterbrechung hat die Polizei die Suche nach dem 64-Jährigen wieder aufgenommen.

„Spezialisten der Spezialeinheiten, der Gebirgsgruppe sowie Hundeführer der Kantonspolizei und der kantonalen Walliser Rettungsorganisation wurden von der Air Zermatt in das Gebiet geflogen“, teilte die Polizei mit. „Ein Bagger wurde ebenfalls vor Ort eingesetzt.“

Bilder vom Katastrophenort

Schafbauer war außerhalb des Sperrgebiets

Die rund 300 Einwohner von Blatten waren angesichts des erwarteten Felsabbruchs vor zwei Wochen in Sicherheit gebracht worden, deshalb kam keiner zu Schaden. Aber der Schafbauer hielt sich zum Zeitpunkt des Unglücks wahrscheinlich in einem Stall rund 300 Meter außerhalb des Sperrgebiets auf, schreibt die Zeitung Blick. Entgegen den Erwartungen wurde das Gelände dort auch von der Eis-, Fels- und Gerölllawine erfasst.

Bei ihren Simulationen hatten die Experten zwar die Folgen der Felsabbrüche berechnet. Aber das Material riss einen ganzen Gletscher in die Tiefe, ein höchst ungewöhnliches Ereignis, für das es wenig Erfahrungswerte gibt. Tatsächlich donnerte deshalb viel mehr im Tal. Der Schuttberg, der Blatten und das Flussbett der Lonza bedeckt, ist rund zweieinhalb Kilometer lang. Der Fluss hat sich inzwischen eine Ablaufrinne durch den Schutt gebahnt.

📽️ Video | Aktuelle Situation in Blatten

Gefahr: Eisschmelze

Die Höhe des Schuttbergs über Blatten schätzten Spezialisten bei einem ersten Augenschein direkt auf dem Gelände. Für Aufräumarbeiten ist es weiter zu gefährlich. Der Schuttberg sei zwar stabil, aber das könne sich ändern, sagte der Kantonsgeologe Raphael Mayoraz der Schweizer Zeitung Le Nouvelliste.

„Bisher haben wir keine größeren Risse oder Einstürze festgestellt“, sagte er. „Das kann sich jedoch ändern, wenn das Eis zu schmelzen beginnt.“ Es geht um das Eis im Schuttberg. Rund ein Drittel der neun Millionen Kubikmeter dürfte Gletschereis sein, schätzen die Experten. Weitere Felsabbrüche und Gerölllawinen können sie ebenfalls nicht ausschließen.

Auch die Lonza, die sich einen Weg über den Schutt gebahnt hat, könnte plötzlich Material mitreißen. Das soll dann im Staubecken von Ferden unterhalb von Blatten aufgefangen werden. (dpa)

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