Trauer nach Amoklauf

Bundespräsident Van der Bellen kondolierte in Graz: „Es stellen sich Fragen für die Zukunft“

Doris Schmidauer und Bundespräsident Alexan der Van der Bellen.
© APA/ERWIN SCHERIAU

Österreichs Staatsoberhaupt Alexander Van der Bellen trug sich am Mittwoch in das von der Stadt Graz aufgelegte Kondolenzbuch ein. Laut dem Bundespräsidenten stellen sich Fragen für die Zukunft, einerseits zum 21-Jährigen, andererseits zur Sicherheit von Schulen und Kindergärten.

Graz – Bundespräsident Alexander Van der Bellen hat sich am Mittwoch nach dem Amoklauf in einer Grazer Schule im Rathaus in das von der Stadt aufgelegte Kondolenzbuch eingetragen. Zuvor war er für Gespräche bei Landeshauptmann Mario Kunasek (FPÖ) in der Grazer Burg und bei Bürgermeisterin Elke Kahr (KPÖ) im Rathaus. „Der Schock über die toten Kinder und Jugendlichen sitzt ganz, ganz tief“, sagte Van der Bellen am Hauptplatz gegenüber Medien.

Die Gespräche mit Kunasek und Kahr seien „einerseits von dem Schrecken und Horror geprägt, den wir gestern erlebt haben. Aber andererseits wurde der Polizeieinsatz gewürdigt. Es ging schnell, es hätte schlimmer kommen können, so furchtbar das auszusprechen ist. Die anderen Bundesländer haben sich schon gemeldet, um mit Rat und Tat und vor allem Personaleinsatz zur Seite zu stehen, wo er notwendig ist.“

📽️ Video | Statement Bundespräsident Van der Bellen

Hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht

Van der Bellen meinte aber auch: „Es stellen sich Fragen für die Zukunft – eine betrifft den 21-Jährigen. Er hatte Waffen für den Einsatz bereit. Ist die Rechtslage wirklich so, dass sie modernen Anforderungen genügt? Das wird zu prüfen sein. Und die zweite Frage ist, die vielleicht noch wichtiger ist: Wie kann die Sicherheit von Schulen und Kindergärten besser werden, weil hundertprozentige Sicherheit kann es nie geben. Ich habe mir heute bei den kurzen Wegen durch die Stadt gedacht: Es könnte jederzeit jemand aus einem Fenster oder einem fahrenden Auto schießen.“

„Der Schock über die toten Kinder und Jugendlichen sitzt natürlich ganz, ganz tief. Das hat es in diesem Ausmaß in Österreich noch nie gegeben. Ich verstehe, dass Graz, die ganze Steiermark und Österreich trauert. Wir haben sehr viele mitfühlende Botschaften aus dem europäischen Ausland bekommen. Alle nehmen das sehr ernst, was hier passiert ist. Und wir werden darüber nachdenken müssen, wie wir ein bisschen mehr tun können, um den Lehrerinnen und Lehrern sowie den Schülerinnen und Schülern das Gefühl von mehr Sicherheit zu geben.“

Waffengesetze zu hinterfragen

Er fuhr fort: „Graz ist leider im Fokus. Es ist eine wunderschöne Stadt, die wir sehr gerne mögen, aber es ist leider hier passiert. Wir werden zusammenstehen.“ Auf die Frage, was er den Eltern der getöteten Kinder sagen könne, meinte er: „Wenn ich mir vorstelle, dass einer meiner Söhne in die Schule gegangen wäre und zu Mittag nicht mehr heimkommt. Das ist einfach schrecklich.“

Van der Bellen wurde auch zu den geltenden Waffengesetzen und seiner Meinung befragt: „Politikerinnen und Politiker werden sich sicher anschauen, wie es sein kann, dass ein 21-Jähriger Kurz- und Langwaffe besitzt, und die Möglichkeit hat, entsprechende Munition zu kaufen und dieses Unheil anzurichten. Ich habe auch schon Medien entnommen, dass Österreich angeblich ein liberales Waffenrecht hat. Die Frage ist: Wie können wir die Wahrscheinlichkeit solcher Morde verringern.“ (APA)

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