Flugzeug in Indien abgestürzt: Mindestens ein Überlebender, laut Polizei mehr als 290 Tote
242 Menschen waren an Bord der Maschine, als sie kurz nach dem Start im Westen Indiens in einem Wohngebiet abstürzte. Mehr als 200 Leichen wurden bisher geborgen. Mindestens ein Passagier soll das Unglück überlebt haben.
Ahmedabat – Bei einem katastrophalen Flugzeugabsturz in Indien sind am Donnerstag laut Polizei über 290 Menschen ums Leben gekommen. Von den 242 Menschen an Bord der Maschine vom Typ Boeing 787-8 Dreamliner der Fluggesellschaft Air India starben die meisten, so die Polizei. 204 Leichen seien bisher geborgen worden. Mindestens ein Insasse habe überlebt. Weitere Menschen starben in dem Wohngebiet, in das die Maschine mit Ziel London kurz nach Start in Ahmedabad im Westen Indiens stürzte.
📽️ Video | Ein Überlebender nach Flugzeugabsturz in Indien
Minister: Zahl der Opfer nach DNA-Proben
Eine genaue Zahl der Opfer beim Flugzeugabsturz in Indien kann nach Behördenangaben erst sicher nach DNA-Abgleichen genannt werden. Es sei eine gute Nachricht, dass es unter den 242 Insassen der Maschine einen Überlebenden gegeben habe, sagte Innenminister Amit Shah vor Journalisten in Ahmedabad. Er habe ihn dort im Krankenhaus getroffen.
Ob alle übrigen 241 Personen einschließlich der zwölf Crewmitglieder an Bord umgekommen seien und wie viele Menschen am Boden, sagte er nicht. „Die Opferzahl wird nach der DNA-Bestätigung verkündet.“ Die Zeitung The New Indian Express berichtete unter Berufung auf die Polizei, dass außer einem Passagier sonst niemand überlebt habe.
Das Flugzeug habe 125.000 Liter Kraftstoff aufgenommen, sagte Shah. Angesichts der hohen Temperaturen seien die Chancen gering, dass man den Absturz überlebe. An der Unglücksstelle selbst war die Bergung von Leichen seinen Angaben zufolge bis zum späten Abend (Ortszeit) fast abgeschlossen. Es würden derzeit die DNA-Proben von Angehörigen gesammelt. Danach würden die sterblichen Überreste übergeben.
Laut Polizei bisher 204 Leichen geborgen
Zuvor hatte ein Polizeisprecher bestätigt, dass 204 Leichen an der Unglücksstelle geborgen worden seien. Wie viele der Opfer dabei am Boden ums Leben kamen, blieb zunächst unklar. Er sprach von mindestens 40 Verletzten. Das Flugzeug der Gesellschaft Air India hatte kurz nach dem Start vom Flughafen in Ahmedabad im Westen Indiens an Höhe verloren und war in ein Gebäude gestürzt, unbestätigten Berichten zufolge setzte der Pilot kurz vor dem Unglück einen Notruf ab.
Es handelt sich um eine der weltweit schwersten Luftfahrtkatastrophen der vergangenen Jahre. Die Ursache war zunächst unklar. „Die verletzten Passagiere wurden von den örtlichen Behörden in die nächstgelegenen Krankenhäuser gebracht“, sagte Airline-Chef Campbell Wilson in einer Video-Stellungnahme auf der Plattform X.
📽️ Video | Flugzeug mit rund 240 Menschen stürzt in Indien ab
Unterkunft für Medizinstudenten zerstört
„Eine Hälfte des Flugzeugs stürzte in ein Wohngebäude, in dem Ärzte und ihre Familien leben“, sagte der Arzt Krishna. Flugzeugnase und das Vorderrad seien auf die Kantine gestürzt, in denen Studenten gerade zu Mittag gegessen hätten. Krishna sah nach eigenen Angaben „etwa 15 bis 20 verbrannte Leichen“, 15 Studenten habe er aber mit seinen Kollegen retten können.
Augenzeuge Poonam Patni schilderte AFP, als er den Absturzort erreicht habe, hätten dort Leichen gelegen, viele davon verkohlt. Einige Menschen seien aus dem zweiten oder dritten Stockwerk aus umliegenden Gebäuden gesprungen, um sich vor den Flammen zu retten.
Maschine des Typs Boeing 787-8 Dreamliner
Laut der Website Flightradar24 handelte es sich um eine Maschine des Typs Boeing 787-8 Dreamliner, eines der modernsten Passagierflugzeuge. Experten zufolge ist es der erste Absturz einer solchen Maschine, die als sehr sicher gilt. Die Boeing-Aktie gab im vorbörslichen Handel in New York um 6,8 Prozent nach. Boeing arbeite zusammen mit den indischen Behörden an einer Untersuchung des Vorfalls, teilte der US-Flugzeugbauer mit.
Nach Angaben von Air India war das Flugzeug auf dem Weg zum Flughafen London-Gatwick in Großbritannien. Einem Insider zufolge waren unter den 242 Insassen 169 indische Staatsangehörige, vermutlich 53 Briten, sieben Portugiesen und ein Kanadier. Mindestens elf Kinder seien an Bord gewesen. Österreichische Staatsangehörige dürften sich nicht in der Maschine befunden haben, teilte das Außenministerium in Wien auf APA-Anfrage mit.
Beileidsbekundungen aus aller Welt
Der indische Ministerpräsident Narendra Modi, der selbst aus dem Bundesstaat Gujarat stammt, ordnete einen umfassenden Rettungseinsatz an. „Wir teilen Ihren Schmerz“, schrieb EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. An Premier Modi gerichtet, betonte sie: „Europa ist in diesem Moment der Trauer mit Ihnen und dem indischen Volk solidarisch.“ Weitere Beileidsbekundungen kamen u.a. von Russlands Präsident Wladimir Putin, dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron und dem australischen Premier Anthony Albanese.
Papst Leo XIV. drückte den Familien und Freunden der Verstorbenen sein tiefes Beileid aus. Er sei „zutiefst betrübt über die Tragödie“ und bete auch für die an den Bergungsarbeiten beteiligten Helfer, heißt es in einem am Donnerstag im Vatikan veröffentlichten Schreiben, wie Kathpress berichtete.
Pakistan drückte Mitgefühl aus
Der britische König Charles und der britische Premierminister Keir Starmer äußerten sich zutiefst erschüttert über den Flugzeugabsturz. Es sei niederschmetternd, "von dem schrecklichen Flugzeugabsturz in #Ahmedabad zu erfahren. Meine Gedanken und Gebete sind bei denjenigen, die Angehörige verloren haben. Wir stehen in diesen dunklen Stunden an der Seite unserer Freunde in Indien“, versicherte Bundeskanzler Christian Stocker (ÖVP) auf der Plattform X.
Auch Erzrivale Pakistan drückte sein Mitgefühl aus. „Unser tief empfundenes Beileid gilt den Familien und Angehörigen aller an Bord befindlichen Personen“, schrieb Pakistans Verteidigungsminister Khawaja Asif auf der Online-Plattform X. „Unsere Gedanken und Gebete sind bei all den Betroffenen.“ US-Präsident Donald Trump bot indes Unterstützung an. Indien sei ein „großes“ und „starkes“ Land, doch die Vereinigten Staaten stünden bereit, im Bedarfsfall sofort Hilfe zu leisten, sagte der Republikaner bei einer Veranstaltung im Weißen Haus in Washington. Trump zeigte sich betroffen und sprach von einem „furchtbaren Absturz“ und „einem der schlimmsten in der Geschichte der Luftfahrt“.
Immer wieder Sicherheitsprobleme
In den vergangenen Jahren war Boeing immer wieder wegen Sicherheitsprobleme in die Schlagzeilen geraten. Bei den Unglücken mit Flugzeugen des Modells 737 Max im Oktober 2018 und März 2019 waren 346 Menschen ums Leben gekommen. Luftfahrtbehörden in aller Welt hatten daraufhin Flugverbote für das Modell erlassen. Erst nach einigen technischen Verbesserungen wurde das Modell schrittweise wieder für den Flugverkehr freigegeben. (APA/Reuters/dpa/AFP)