Elektrischer Raumriese mit neuem Glanz

Mercedes EQV 300 Facelift im Test: Viel Platz, viel Komfort, null Emissionen

Die neue Front mit LED-Leuchtband verleiht dem EQV einen modernen und markanten Auftritt.
© Lukas Letzner

Groß, leise, luxuriös: Mit dem EQV 300 zeigt Mercedes, wie ein Elektroauto auch im Familien- oder Businessalltag bestehen kann. Der überarbeitete Van verbindet modernisierte Technik mit großem Raumangebot und hochwertiger Ausstattung. Doch wie schlägt sich das vollelektrische Flaggschiff der Stuttgarter im täglichen Einsatz? Wir haben den EQV auf Stadtstraßen und Autobahn getestet – mit spannenden Ergebnissen.

Mit dem überarbeiteten Mercedes EQV 300 zeigt der Stuttgarter Autobauer, wie moderne Elektromobilität in XXL funktioniert – und bringt 2024 eine aktualisierte Version seines Großraumvans auf die Straße. Wir haben die extralange Variante im Alltag getestet: ein vollelektrischer Siebensitzer, der Komfort, Hightech und Platz satt verspricht. Und tatsächlich: Der neue EQV überzeugt – trotz einiger kleiner Schwächen – auf vielen Ebenen.

Platz ohne Ende – und das ganz elektrisch

Schon beim Einsteigen wird klar: Das ist kein gewöhnlicher Van. Der EQV 300 in Langversion ist ein Raumwunder mit Premiumanspruch. Dank im Wagenboden verbauter Batterie bleibt der Innenraum genauso großzügig nutzbar wie bei der Dieselvariante. Bis zu 4785 Liter Gepäck passen hinein, wenn man die Rücksitze ausbaut – das reicht locker für den Familienurlaub oder den Transport von Fahrrädern, Kisten oder Möbeln.

Für den Alltag erfreulich: Die zweite und dritte Sitzreihe bieten auch größeren Mitfahrern bis über zwei Meter Körpergröße ausreichend Platz. Serienmäßig gibt’s jetzt zwei Schiebetüren – ein echter Segen beim Schulshuttle in engen Haltebuchten, wie unser Test in der Stadt schnell zeigte.

Bis zu 4785 Liter Ladevolumen machen den EQV zum wahren Transport-Talent.
© Lukas Letzner

Luxus auf den zweiten Blick

Das Interieur wirkt edel und solide verarbeitet. Besonders gelungen: das neue Cockpit mit zwei 12,3-Zoll-Displays in Widescreen-Optik und einem Infotainmentsystem, das weit mehr kann als nur navigieren. „Hey Mercedes“ versteht Sprachbefehle, zeigt Ladestationen an, hilft bei der Parkplatzsuche und merkt sich sogar persönliche Profile. Auch digitale Dienste wie Remote-Zugriff oder die Vorklimatisierung über die Mercedes me App sind mit an Bord.

Wer will, kann sogar per App die Türen ver- und entriegeln oder den Standort teilen – eine praktische Funktion bei größeren Familien. Die neue Ambientebeleuchtung mit 64 Farben schafft zudem eine angenehme Atmosphäre auf langen Strecken.

Zwei 12,3-Zoll-Displays und das neue MBUX-System bringen Hightech ins Cockpit.
© Lukas Letzner

Fahrverhalten: Sänfte statt Sportwagen

Auf der Straße fährt sich der EQV erstaunlich komfortabel. Vor allem in der Stadt bewegt er sich leise, kultiviert und souverän. Der 150 kW starke E-Motor zieht gleichmäßig und kräftig an. Wer die optionale Luftfederung wählt, genießt auch auf unebener Fahrbahn eine angenehm ruhige Fahrt.

Allerdings spürt man das hohe Leergewicht von rund 2,6 Tonnen vor allem bei schnellerer Fahrt oder in engen Kurven. Dann wirkt der Van etwas träge – was aber kaum überrascht, wenn man bedenkt, dass dieses Auto eher ein elektrisches Wohnzimmer auf Rädern als ein Kurvenräuber ist.

Reichweite und Laden: Alltagstauglich mit Einschränkungen

Mit der 90-kWh-Batterie sind laut WLTP bis zu 363 Kilometer drin. Im Alltag schwankt die Reichweite aber deutlich: Während unserer 14 Testtage brachten wir es im Schnitt auf 300 Kilometer. Das entspricht einem Verbrauch von rund 25 kWh auf 100 Kilometer. In Anbetracht der Stirnfläche des Vans dennoch ein guter Wert.

An Schnellladesäulen zieht der EQV Strom mit bis zu 110 kW, was für einen Van dieser Größe solide ist. Von 10 auf 80 Prozent geht es in rund 40 Minuten. Zuhause an der Wallbox dauert eine Vollladung über Nacht.

Neue Optik, bewährte Technik

Äußerlich präsentiert sich der neue EQV mit geschlossener Frontpartie, LED-Leuchtband und neuen Leichtmetallfelgen. Am Heck sorgen abgedunkelte Leuchten und ein Chromzierstab mit Mercedes-Schriftzug für ein modernes Erscheinungsbild. Einen Frunk gibt’s – wie bisher – nicht.

Neu ist auch die optionale MULTIBEAM-LED-Technik mit 84 einzeln steuerbaren LEDs pro Scheinwerfer. Wer oft nachts unterwegs ist, wird das adaptive Fernlicht zu schätzen wissen.

An Schnellladesäulen lädt der EQV mit bis zu 110 kW – in rund 40 Minuten von 10 auf 80 Prozent.
© Lukas Letzner

Fazit: Der EQV bleibt einzigartig

Mit dem Facelift bringt Mercedes seinen elektrischen Van auf ein neues Niveau. Der EQV 300 Lang ist kein Schnäppchen, aber er vereint Platzangebot, Premium-Ausstattung und Elektromobilität auf gelungene Weise. Ideal für Familien, Gewerbetreibende oder Vielreisende, die emissionsfrei unterwegs sein wollen – und dabei nicht auf Komfort verzichten möchten.

Was bleibt zu verbessern? Der in der vorderen Stoßstange befindliche Ladeanschluss könnte ergonomischer platziert sein, die Touchbedienung im Cockpit verlangt Eingewöhnung – und eine Anhängelast gibt es weiterhin nicht. Dennoch: Wer einen vollelektrischen Raumriesen sucht, wird am EQV 300 kaum vorbeikommen.