Amoklauf in Graz: Steigende Zahl von Zeugen-Hinweisen, Spendenkonto eingerichtet
Die Polizei berichtet von einer steigenden Zahl hochgeladener Hinweise zum Amok-Täter von Graz. Auch die Computerspiel-Profile des 21-Jährigen werden untersucht. Indes richtete die Stadt Graz ein Spendenkonto für die betroffenen Familien ein.
Graz – Die Polizei verfolgte am Samstag weiterhin Hinweise zur Amoktat von Graz am Dienstag, die über die Plattform zum Upload von elektronischen Dateien einlangten. Über die Ermittlungen komme man auch zu weiteren Zeugen, so ein Polizeisprecher zur APA. Der Zustand der elf Verletzten in zwei Grazer Spitälern sei laut KAGes unverändert stabil. Die Landtagsopposition kritisierte am Samstag Kürzungen bei u. a. Gewaltprävention, die Landeshauptmannpartei FPÖ wies dies zurück.
Die Ermittlerinnen und Ermittler konzentrierten sich auch am Wochenende auf die Befragung der über 100 Zeugen. Außerdem werden die Daten aus der Hausdurchsuchung in der Wohnung des Täters ausgewertet. Das gelte auch für jene von der Plattform des Innenministeriums, auf der Videos und Fotos für die Polizei hochgeladen werden können. Freitagvormittag waren es 683 Dateien, davon 371 Videos. Am späten Samstagvormittag waren es bereits 790 Dateien, davon 378 Videos, sagte Polizeisprecher Sabri Yorgun zur APA. Die Plattform bleibt weiter online und Zeugen können Dateien weiterhin unter https://upload.bmi.gv.at hochladen.
Polizei screent Profile
Untersucht werden auch die Profile des 21-jährigen Schützen "in der virtuellen Welt", so die Polizei. Man screene Profile, über die er bei Egoshooter-Spielen eventuell mit anderen in Kontakt gestanden sei. Dies geschehe in Hinblick auf mögliche Mitwisser. Über mögliche Kontakte, die der 21-Jährige während der Morde eventuell über das von ihm getragene Headset hatte, wollte man nichts sagen: "Das können wir nicht kommunizieren", so Yorgun.
In jener Siedlung in Kalsdorf im Bezirk Graz-Umgebung, in der der Täter gelebt hat, sei es mittlerweile ruhig, es gebe keine Einsätze. Nachbarn hatten sich u. a. von zahlreichen Medienvertretern bedrängt gefühlt, weshalb Beamtinnen und Beamte für Ordnung sorgen mussten.
Zustand der elf Verletzten stabil
Aus der steiermärkischen Krankenanstaltengesellschaft (KAGes) hieß es am Samstag auf Anfrage, dass die elf Verletzten des Amoklaufs medizinisch stabil seien. Im LKH-Uniklinikum Graz seien mittlerweile alle sechs Patienten auf der Normalstation. Im UKH Graz seien von den fünf Patienten drei noch auf der Intensivstation und zwei auf der Normalstation. Man gehe aber nicht von Rückfällen bzw. Verschlechterungen des Gesundheitszustandes aus, so eine Sprecherin.
Stadt Graz richtete Spendenkonto ein
Die Stadt Graz hat ein Spendenkonto eingerichtet, um den Betroffenen des Amoklaufs "mit voller Solidarität" zur Seite zu stehen, wie es hieß. Das Spendenkonto sei durch Bürgermeisterin Elke Kahr (KPÖ) und im Einvernehmen mit der Schuldirektorin ins Leben gerufen worden. "Wir werden sicherstellen, dass die Spenden zur Gänze bei den Betroffenen ankommen und sind in enger Abstimmung mit dem Elternverein", hieß es auf der Website der Stadt Graz. Der Empfänger lautet: Graz - Zusammenhalten Spenden BORG Dreierschützengasse. IBAN: AT59 1400 0009 1026 0197. Die Stadt wird auch die Begräbniskosten für die Opfer des Amoklaufs aus städtischen Mitteln, konkret aus dem Budget der Bürgermeisterin, übernehmen.
Zehn Menschen - neun Schülerinnen und Schüler und eine Lehrerin - waren bei dem Amoklauf des 21-jährigen Ex-Schülers des BORG Dreierschützengasse am Dienstagvormittag mit zwei Schusswaffen getötet worden. Der Täter beging danach Suizid. (TT.com, APA)
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