„Unvorstellbare Verrohung“

Pädokrimineller soll Kind übers Internet in den Tod getrieben haben

Der Tatverdächtige soll im Internet unter dem Namen „White Tiger“ bekannt sein und zur internationalen Pädokriminellen-Gruppe „764“ gehören. (Symbolfoto)
© Arne Dedert

Gruppe hat Kinder und Jugendliche aus Europa und Amerika im Netz emotional abhängig gemacht und sie dazu gebracht, sich selbst zu verletzen – bis zum Suizid.

Hamburg – Die Polizei Hamburg hat einen 20-jährigen mutmaßlichen Pädokriminellen wegen Mordverdachts an einem Kind festgenommen. Er soll Kopf einer Gruppe im Internet sein, die zahlreiche Kinder virtuell sexuell missbraucht haben soll, wie die Polizei mitteilte. So soll der 20-Jährige u. a. über das Internet einen 13-jährigen US-Amerikaner in den Suizid getrieben haben.

Der Beschuldigte ist laut Staatsanwaltschaft dringend verdächtig, im Alter von 16 bis 19 Jahren mehr als 120 Straftaten begangen zu haben. Darunter seien vorwiegend Taten, die sich gegen das Leben, die körperliche Unversehrtheit und die sexuelle Selbstbestimmung von acht minderjährigen Geschädigten gerichtet hätten.

„Das sind Abgründe, die nur schwer auszuhalten sind“, sagte Hamburgs Polizeipräsident Falk Schnabel. Die Taten zeigten ein unvorstellbares Maß an Verrohung und Unmenschlichkeit.

Verdächtiger im Elternhaus festgenommen

Der Beschuldigte sei am Dienstag in der elterlichen Wohnung festgenommen worden. Er habe die Vorwürfe vor dem Haftrichter pauschal bestritten. Er soll im Internet unter dem Namen „White Tiger“ bekannt sein und zur internationalen Pädokriminellen-Gruppe „764“ gehören.

Der Täter habe sich gezielt verzweifelte Kinder ausgesucht, u. a. in Suizidforen. Er habe sich ihnen langsam angenähert, sie emotional abhängig gemacht und sie dann dazu gebracht, sich selbst zu verletzen. Die Dateien wurden als Trophäen gespeichert und als Druckmittel gegen die Kinder eingesetzt.

Alle Taten hätten sich im virtuellen Raum abgespielt. Insgesamt wurden acht geschädigte Kinder im Alter von 11 bis 15 Jahren ermittelt. Sie stammen England, Kanada, USA, zwei aus Hamburg und eines aus Niedersachsen. Ein 13-jähriger US-Amerikaner wurde demnach in den Suizid getrieben, eine 14-jährige Kanadierin habe versucht, sich umzubringen.

Appell an alle Eltern

Laut Staatsanwalt Nicolas Benz kreieren die Täter im Internet ein „Netzwerk der Angst“, aus dem die Kinder und Jugendlichen nur schwer herausfinden. Sie werden über Social Media und Gaming-Plattformen angesprochen. Durch Cyber-Grooming (gespielte Liebe) gewinnen sie das Vertrauen ihrer Opfer und setzen sie dann mit kompromittierendem Material unter Druck, sich selbst zu verletzen. Die Ermittler appellierten an Eltern, darauf zu achten, was ihre Kinder im Internet tun, und bei Verdacht die Polizei zu informieren.

Hilfsangebote

  • Kindernotruf unter Tel.: 0800 567 567.

Beide Angebote sind rund um die Uhr erreichbar.

(dpa, TT)