Klinik in Israel bei iranischem Angriff getroffen: 32 Verletzte
Tel Aviv/Teheran – Bei jüngsten iranischen Raketenangriffen ist nach Angaben Israels ein Krankenhaus in Beersheba im Süden des Landes getroffen worden. Mindestens 65 Menschen seien bei den Attacken insgesamt verletzt worden, teilten Rettungsdienst am Donnerstag mit, mehr als 30 allein bei dem Spital. Israels Militär wiederum nahm nach eigenen Angaben in der Nacht erneut Atomanlagen im Iran ins Visier. Es habe sich dabei um einen Atomreaktor nahe Arak und einen Standort bei Natanz gehandelt.
Zunächst hatte das israelische Außenministerium einen "direkten Einschlag" im Soroka-Krankenhaus gemeldet. Ein Krankenhaus-Sprecher erklärte, der Angriff habe "in mehreren Bereichen schwere Schäden verursacht". In dem Krankenhaus werden unter anderem viele beim israelischen Militäreinsatz im Gazastreifen verwundete Soldaten behandelt.
📽 Video | Israelisches Krankenhaus getroffen:
Die israelische Regierung verurteilte den Angriff. Die Führung in Teheran werde einen "hohen Preis" dafür zahlen, schrieb Regierungschef Benjamin Netanyahu im Onlinedienst X. Israels Vize-Außenministerin Sharren Haskel warf dem Iran vor, "vorsätzlich" ein ziviles Ziel angriffen zu haben. Verteidigungsminister Israel Katz sagte, die Armee sei angewiesen worden, die Angriffe auf den Iran zu "intensivieren". Irans geistliches und politisches Oberhaupt, Ayatollah Ali Khamenei, werde für seine Taten "zur Rechenschaft gezogen", fügte er hinzu.
Auch in den nahe Tel Aviv gelegenen Städten Ramat Gan und Holon wurden Gebäude durch iranische Raketen beschädigt. Nachdem es Berichte über Raketentreffer in Ramat Gan nahe der österreichischen Botschaft der Tel Aviv gab, ließ das Außenministerium in Wien wissen: "Die Österreichische Botschaft Tel Aviv ist nicht betroffen." In der niederländischen Botschaft zerbarst im Gegensatz dazu ein Fenster, wie das Außenministerium in Den Haag mitteilte. Botschaftspersonal sei dabei nicht zu Schaden gekommen.
Luftalarm über Israel
In mehreren Teilen Israels war am frühen Donnerstagmorgen Luftalarm ausgelöst worden, nachdem der Iran einen neuen Raketenangriff auf Israel gestartet hatte. Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichteten von Explosionen, die in Tel Aviv und Jerusalem zu hören waren. Rettungskräfte meldeten einen Einschlag in der Nähe von Wohngebäuden in der Region Tel Aviv. Dort sei aber niemand verletzt worden. Nach Angaben der israelischen Armee feuerte der Iran "Dutzende ballistische Raketen" ab. Die Bevölkerung wurde aufgerufen, sich in Schutzräume zu begeben, konnte diese aber später wieder verlassen.
Israel hatte am vergangenen Freitag einen Großangriff auf den Iran gestartet, unter anderem Atomanlagen und militärische Einrichtungen des Landes bombardiert und zahlreiche ranghohe Militärs getötet. Erklärtes Ziel Israels ist die Zerstörung des iranischen Atomprogramms. Der Iran reagierte mit Vergeltungsangriffen und attackiert Israel seitdem mit Raketen und Drohnen.
Wieder Atomanlagen im Visier Israels
Zum Angriffs Israels auf einen Schwerwasserreaktor nahe Arak im Iran berichtete der israelische Armeesender, der Angriff sei nach einer Warnung des Militärsprechers in persischer Sprache erfolgt. Die israelische Armee hatte alle Menschen in Arak und Khandab dazu aufgerufen, sich in Sicherheit zu bringen. Khandab liegt westlich, der Reaktor bei Arak südwestlich der iranischen Hauptstadt Teheran. Israel wirft dem Iran vor, den Bau einer Atombombe anzustreben und sieht sich von der Islamischen Republik in seiner Existenz bedroht.
Die iranische Atombehörde berichtete laut dem regierungsnahen Webportal "Iran Nuances" von einem Angriff auf einen Forschungsreaktor und einen Schwerwasserkomplex. Es gebe aber keine Opfer und es bestehe keine Gefahr für die Bevölkerung. Man habe den Vorfall der in Wien ansässigen Internationalen Atomenergie-Agentur (IAEA) gemeldet. Schweres Wasser hilft bei der Kühlung von Kernreaktoren, erzeugt aber als Nebenprodukt Plutonium, das potenziell auch für Kernwaffen verwendet werden kann.
Die israelische Armee sprach in Sachen Arak von einem "stillgelegten Atomreaktor". Insgesamt seien in der Nacht im Iran mit 40 Kampfjets "Dutzende militärische Ziele" angegriffen worden. Dabei seien mehr als 100 präzisionsgelenkte Munitionen eingesetzt worden. Im Rahmen von Bemühungen, den Iran an der Entwicklung von Atomwaffen zu hindern, sei auch der Atomreaktor in der Region Arak angegriffen worden - "einschließlich der Dichtung des Reaktorkerns, einem zentralen Element bei der Plutoniumproduktion". Der Bau des Reaktors habe 1997 begonnen, sei jedoch aufgrund des Eingreifens der internationalen Gemeinschaft nicht vollendet worden.
Zu Khandab erklärte die IAEA am Donnerstag auf der Online-Plattform X: Man bestätige, dass israelische Angriffe den iranischen Schwerwasserforschungsreaktor getroffen haben. Es gebe jedoch keine radiologischen Strahlungen, weil der Reaktor nicht in Betrieb gewesen sei und kein Kernmaterial enthalten habe, so die UNO-Behörde.
Mehrere Produktionsstätten für Rüstungsgüter angegriffen
"Ursprünglich war der Reaktor zur Herstellung von waffenfähigem Plutonium vorgesehen, das für die Entwicklung von Atomwaffen genutzt werden kann", hieß es weiter in der Mitteilung der Armee. "In den letzten Jahren hatte das iranische Regime laut verschiedenen Abkommen mit dessen Umbau zur Produktion von niedrig angereichertem Plutonium begonnen, das sich nicht zur Waffenherstellung eignet."
Der Angriff habe sich gezielt gegen die Komponente zur Plutoniumproduktion gerichtet, "um eine Wiederherstellung des Reaktors und dessen Nutzung zur Waffenentwicklung zu verhindern". Die Luftwaffe habe außerdem eine Einrichtung zur Entwicklung von Atomwaffen im Bereich von Natanz und Produktionsstätten für Rüstungsgüter angegriffen. Auch Flugabwehrstellungen, Lager für Boden-Boden-Raketen, Radar- und Ortungssysteme seien attackiert worden. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.
Unterdessen hat eine abgestürzte Drohne in Jordanien ein Fahrzeug und eine Bushaltestelle beschädigt. Verletzte habe es bei dem Vorfall nördlich der Hauptstadt Amman nicht gegeben, meldete die jordanische Nachrichtenagentur Petra unter Berufung auf die Generaldirektion für öffentliche Sicherheit. In dem am vergangenen Freitag ausgebrochenen Krieg zwischen Israel und dem Iran sind bereits mehrfach Flugobjekte in benachbarten Ländern abgestürzt. (APA/dpa/AFP/Reuters)
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