Der alpine Tourismus wird sich mit dem Klimawandel verändern
Angesichts der klimatischen Veränderungen sind auch Tirols Touristiker gefordert. Skifahren bleibt wichtig, im Sommer ortet man aber mehr Potenzial.
Mit rund 50 Millionen Nächtigungen ist der Tourismus wirtschaftlich gesehen ein wesentliches Standbein für Tirol. Etwas mehr als 60 Prozent der Übernachtungen fallen dabei auf die Wintersaison. Umso wichtiger ist es, sich künftigen Herausforderungen – allem voran dem Klimawandel – zu stellen. Wenig Naturschnee und mangelnde Winterstimmung auf den Märkten waren auch heuer in der zweiten Hälfte der Wintersaison 2024/25 wieder Themen, die die Branche beschäftigten.
Nicht nur die renommierte Tiroler Gletscherforscherin Andrea Fischer hält in TT-Interviews immer wieder die Auswirkungen des Klimawandels im Alpenraum fest: „Der Mensch hat die Alpen zum großen Teil besiedelt und bebaut und das macht uns auch verwundbarer. Starkniederschläge und Massenbewegungen, wie sie in den vergangenen Jahren aufgetreten sind, machen die Auswirkungen des Klimawandels für uns deutlich spürbar.“
Fischer erklärt seit Jahren unermüdlich, dass unsere Region in 20 Jahren fast gletscherfrei sein wird und die Labilisierung des Permafrosts große Herausforderungen mit sich bringt. Zumindest in höheren Lagen oberhalb von 1800 bis 2000 Metern hält sie Wintersport in Zukunft noch für möglich (TT, April 2025). Denn: Trotz der globalen Erwärmung wird es auch in Zukunft immer wieder schneereiche Winter mit lang anhaltenden Kälteperioden geben. Genauso wie kühle oder verregnete Sommer.
Wintersport wird schwieriger
Gleichzeitig zeigt sich immer mehr, dass die Klimawandelfolgen große Auswirkungen auf den hochgradig schneeabhängigen Skitourismus haben werden – vor allem in tiefer gelegenen Gebieten. Je nach Höhenlage wird der Wintersport immer schwieriger, gleichzeitig verlängert sich die Outdoor-Saison im Sommer, lautete auch ein Fazit des kürzlich abgehaltenen Expertenforums „Klima.Sport.Schnee“ beim zweiten Alpenklimagipfel auf der Zugspitze. In einem sind sich alle Experten einig: Tirols Tourismus wird sich den neuen Gegebenheiten anpassen und sich teils auch neu erfinden müssen.
Große Adaptionsleistungen seien schon längst im Gange, sagt dazu Karin Seiler, Geschäftsführerin der Tirol Werbung. Man würde etwa ergänzend zur Piste den Gästen eine breite Palette an Möglichkeiten anbieten. Dieses so genannte „Skifahren plus“ reiche vom Winterwandern über Veranstaltungen bis hin zu Wellness oder Kulinarik und gewinne weiterhin an Vielfalt.
Für die Tirol-Werberin bleibt Skifahren trotz globaler Erwärmung auf absehbare Zeit das Kernprodukt des Tiroler Wintertourismus. Gleichzeitig würden die Saisonen immer mehr ineinander verschwimmen, so Seiler. Deshalb sei es strategisches Ziel, eine gleichmäßige Auslastung über das ganze Jahr hinweg zu forcieren. Hier kommt auch der Sommer immer mehr ins Spiel: „Wir beobachten ein weiterhin wachsendes Potenzial für den Sommer. Da Menschen zunehmend die Kühle der alpinen Höhenlagen suchen, können wir uns stärker als Destination für den Haupturlaub positionieren und mittelfristig als Alternative zum Strandurlaub im Hochsommer etablieren“, sagt Seiler. Zwei andere Schlagwörter, die im Zusammenhang mit Tirols touristischer Zukunft immer wieder zu hören sind, sind Nachhaltigkeit und Regionalität.
Der Tiroler Weg
Beides gehört zum „Tiroler Weg“, den das Land Tirol eingeschlagen hat. Nicht jede/r in diesem Land vertraut allerdings darauf, dass künftig neuen, touristischen Großformaten – im Volksmund gerne Bettenburgen genannt – schneller ein Riegel vor die Tür geschoben wird.
„Die raumverträgliche Tourismusentwicklung bis 2030“ soll aber genau das bewirken. Durch die Raumordnung soll in Zukunft stärker hinsichtlich Standortentscheidung und architektonischer Qualität eingegriffen werden. Wird Tirol schöner? Substanzpflege touristischer Bauten als Alternative zu Neubauten ist ein Ziel. Davon würden sowohl Kulturlandschaft und Naturraum profitieren, ist man sich einig.
Aktuell ist man stolz darauf, dass bereits drei Regionen im Land das Österreichische Umweltzeichen tragen: die Tourismusverbände Seefeld, Kufsteinerland und Pitztal. Das Ziel, mit dem Tourismus weiterhin gutes Geld zu verdienen und gleichzeitig zukunftsfit zu sein, rückt näher.