80 Jahre TT

Klopapier, Andenken, Info-Quelle: Zwei 80-Jährige erzählen aus ihrem Leben mit der TT

Die Lektüre der Tiroler Tageszeitung gehört für Heidemarie Vetter und Rainer Salzburger einfach dazu.
© Benedikt Mair

Für viele Menschen im Land gehört die Tiroler Tageszeitung einfach zum Alltag. Und das nicht erst seit gestern. Haidemarie Vetter aus Innsbruck und der Kramsacher Rainer Salzburger berichten von ihren Erinnerungen.

Innsbruck, Kramsach – An dem, was auf Seiten wie dieser alles geschrieben stand, haben sich im Laufe der Jahrzehnte unzählige große Nummern und kleine Rädchen abgeputzt. Dass aber die Seiten selbst zum Abputzen herhalten mussten, wissen wohl nur mehr die Wenigsten. „Wir waren arm, wie viele Leute damals“, sagt Heidemarie Vetter. „Daher wurde die Zeitung ganz natürlich auch als Klopapier benutzt.“ Ihre Mutter habe das alte Papier in etwa gleich breite Streifen gerissen, auf einen Draht gefädelt und diesen neben der Toilette befestigt. Es sind die ersten, vagen Erinnerungen, die sie an die TT hat.

Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg war das und Heimdemarie Vetter noch ein Kind. Sie lernte lesen, verschlang in der Jugend die früher oft abgedruckten Fortsetzungsromane, begann sich später dann mehr und mehr auch für andere Themen zu interessieren. Inzwischen ist die Innsbruckerin 80 Jahre alt, gleich wie die Tiroler Tageszeitung, die schon immer irgendwie Teil ihres Lebens war.

80 Jahre Tiroler Tageszeitung

Zum 80. Geburtstag der Tiroler Tageszeitung am 21. Juni gibt es eine 96-seitige Jubiläumsausgabe.

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Von vorne bis hinten

Seit 1976 besitzt Vetter ein Abonnement. „Weil ich informiert sein möchte und wissen will, was in Tirol passiert“, sagt sie. „Und natürlich auch, wer bei uns gestorben ist.“ Das Durchsehen der Todesanzeigen gehöre eben einfach dazu, meint die Frau – adrett gekleidet und immer ein Lächeln im Gesicht – bei einem Treffen in einem Café am Rand der Landeshauptstadt. Die Zeitung studiert sie aber selten auswärts, sondern meistens daheim, beim Frühstück.

„Um sechs Uhr stehe ich auf, hole die frisch angelieferte TT, schalte das Radio ein und setze mich an den Küchentisch“, erzählt Vetter. „Dazu ein Glaserl Wasser, einen halben Liter Tee und ein Stück Brot. Ich fange vorne bei der Titelseite an, arbeite mich langsam vor. Große Geschichten, besonders die geschichtlich fundierten, lese ich nicht sofort, sondern reiße sie raus und führe sie mir später zu Gemüte.“

Ortswechsel. Rainer Salzburger steht auf, tritt aus der holzgetäfelten Stube und verschwindet irgendwo im Obergeschoß seines Hauses in Kramsach. Wenig später kehrt er zurück, mit drei kleinen, selbst gebundenen Büchlein im Gepäck. Seine Augen leuchten, als er sie vorsichtig öffnet. „Vom ersten Kampf an habe ich jeden Zeitungsbericht ausgeschnitten und hier eingeklebt. Um mich zu erinnern.“

Es war immer eine riesige Motivation zu wissen, dass andere von meinen Erfolgen lesen können.
Rainer Salzburger aus Kramsach

Salzburger war Boxer, ein richtig guter sogar. Mehrfach wurde er Österreichischer Meister im Halbmittelgewicht, startete bei einigen Europameisterschaften und nahm im Jahr 1968 an den Olympischen Spielen in Mexiko teil. „Es war immer eine riesige Motivation zu wissen, dass andere von meinen Erfolgen lesen können.“

Und auch nach der aktiven Karriere, als Sport-Funktionär, wusste er das Medium zu nutzen. „20 Jahre lang habe ich als freier Mitarbeiter Artikel über das Boxen geschrieben. Wenn eine Veranstaltung vorab in der Tiroler Tageszeitung war, hieß das, dass gleich 200 bis 300 Zuschauer mehr kamen.“

Der 80-jährige Kramsacher kennt die Zeitung in all ihren Facetten – Teil der Berichterstattung, Autor von Texten und nach wie vor als Leser. „Das Regionale interessiert mich am meisten.“ Früher habe er sich da über vieles vortrefflich aufregen können, inzwischen weniger. Vielleicht ja die Altersmilde, meint er.

Die TT begleitet Rainer Salzburger und Heidemarie Vetter schon seit vielen Jahren. Gemeinsam sind sie älter geworden. Und doch jung geblieben.

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