Ein Blick hinter die Kulissen

Kuriose Zustellorte und tierische Begegnungen: TT-Zusteller erzählen aus ihrem Alltag

Seit über 20 Jahren ist Christian Wechner als Zusteller in Flirsch unterwegs. Die Ruhe in der Nacht bei der Arbeit genießt er sehr.
© Thomas Böhm

Ihr Arbeitstag beginnt, wenn die meisten Menschen noch schlummern: Rund 800 ZustellerInnen der Tirol Logistik sind täglich unterwegs.

Sie sind schon ganz früh unterwegs, um den AbonnentInnen der Tiroler Tageszeitung ihre Morgenlektüre direkt zur Haustüre zu bringen – die Zustellerinnen und Zusteller der Tirol Logistik.

Einer von ihnen ist Christian Wechner. Seit mehr als 20 Jahren stellt er Zeitungen und Magazine in Flirsch zu. „Wir haben gerade unser Haus gebaut, da konnte ich ein Nebeneinkommen gut gebrauchen“, erinnert er sich. Als dann in seinem Wohnort ein Zusteller gesucht wurde, hat er sich gemeldet. „Das frühe Aufstehen hat mir nie etwas ausgemacht.“

Während andere ins Fitness-Studio gehen, habe ich meine Bewegung draußen umsonst.
Christian Wechner

Anfänglich habe er etwas Sorge gehabt, wie sich die morgendliche Aufgabe mit seinem Beruf vereinbaren lässt. Wechner ist Assistent bei HolzArt der Lebenshilfe. „Es war wirklich nie ein Problem.“ Auch, weil er sich nach der Zustellrunde noch ein bis zwei Stunden hinlegen kann.

Um 3.30 Uhr fängt er mit der Zustellung an. „Während andere ins Fitness-Studio gehen und viel Geld bezahlen, habe ich meine Bewegung draußen umsonst. Und ich werd’ sogar dafür bezahlt“, sagt Wechner und lacht. Im Sommer ist er nämlich gern auch mal im Laufschritt auf seiner Runde unterwegs.

Dabei begegnen ihm Rehe und Hasen, Dachse und Füchse. „Vor Kurzem hat es geregnet, da ist ein Reh unter dem Vordach vor einem Haus gesessen und hat Schutz gesucht“, erinnert sich der 59-Jährige. „‚Bleib ruhig liegen‘, habe ich zu ihm gesagt, aber natürlich ist es gleich weggelaufen.“

80 Jahre Tiroler Tageszeitung

Zum 80. Geburtstag der Tiroler Tageszeitung am 21. Juni gibt es eine 96-seitige Jubiläumsausgabe.

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Schöne Momente

Die Begegnungen mit der Natur genießt er sehr. Und auch den Blick in den Sternenhimmel: „Wenn ich da hinaufschaue, atme ich zweimal durch und denk’ mir, wie schön wir es doch haben.“ Besonders in kalten, klaren Winternächten, wenn es vorher geschneit hat. „Wenn der Schnee knirscht und du der Erste bist, der Spuren zieht – das hat was.“

In der ganzen Zeit, in der er Zeitungen zustellt, ist er vielleicht dreimal hängen geblieben. „Aber ich habe immer jemanden getroffen, der geholfen hat.“ Den einen oder anderen Nachtschwärmer habe er schon schlafend im Schnee gefunden. „Die habe ich dann aufgeweckt.“

Ob beim Schneeräumen im Winter oder morgens an der Haustüre: Hin und wieder geht sich auch ein kleines Gespräch mit den AbonnentInnen aus. „Die Leute warten zum Teil schon auf uns, sie sind dankbar, dass wir ihnen so zuverlässig die Zeitung bringen. Und das freut uns wiederum sehr.“ Uns – das sind die Zusteller in Flirsch und Schnann. „Wir arbeiten schon sehr lang zusammen.“

In Reith und einem Teil von Kitzbühel stellt Manuela Schwaiger die Tiroler Tageszeitung zu. Vor allem der Winter ist dabei eine große Herausforderung.
© Harald Angerer

Mitten in der Nacht

Erst seit drei Jahren ist Manuela Schwaiger aus Hochfilzen als Zustellerin unterwegs. Ihr Gebiet ist die Gemeinde Reith bei Kitzbühel und ein kleiner Teil von Kitzbühel. „Ich habe drei Touren mit 200 Haushalten, das verändert sich jedoch immer ein wenig“, erzählt Schwaiger.

Ihr Tag beginnt schon um 0.30 Uhr in der Nacht. „Ich habe meinen festen Rhythmus und schaue, dass ich immer um 2 Uhr starte“, schildert Schwaiger. Das frühe Aufstehen ist für sie kein Problem, dafür geht sie schon um 21 Uhr ins Bett. „Für meine Tour brauche ich etwa drei Stunden. Danach fahre ich wieder nach Hause und leg’ mich nochmal ins Bett. Das macht mir nix aus“, sagt die 56-Jährige.

Ich habe meinen festen Rhythmus und schaue, dass ich immer um 2 Uhr starte
Manuela Schwaiger

Die Arbeit in der Nacht gefällt ihr sehr. „Zu Beginn ist die Arbeit in der Nacht herausfordernd, aber irgendwann genießt du es. Die Stille ist einzigartig“, sagt Schwaiger und fügt hinzu: „In der Nacht ist die Welt einfach ganz anders. Wann siehst du sonst schon einen Dachs oder einen Fuchs mit Babys?“

Natürlich gibt es Begegnungen mit Menschen, wenn auch selten. „Im Winter habe ich einmal eine Schneespur gesehen, die kreuz und quer über die Straße verlaufen ist. Dann hab’ ich den Mann auch schon gesehen und er ist mir ausgewichen. Auf dem Weg zurück hat er mich aufgehalten und mir gesagt: ‚Ich möchte mal den Zeitungszusteller kennen lernen‘“, erinnert sie sich und lacht.

Kurioser Zustellort

Werfen oder hinlegen ist für sie keine Frage. „Ich werfe nicht. Das mag ich nicht. Ich habe die Zeitungsrollen oder auch Briefkästen, manche wollen die Zeitung an bestimmten Orten. Da gibt’s ganz klare Vorlieben“, schildert sie. „In Kitzbühel gibt es mitten im Wald eine Zeitungsrolle und der will die Zeitung genau da haben und nicht bei seinem Haus. Denn das gehört bei ihm zum Morgenspaziergang.“ In ihrem Zustellungsgebiet wohnen auch viele Prominente. „Da gibt’s schon Häuser, wo du sagst: ‚Das ist irre.‘“

Diese beiden stehen stellvertretend für die rund 800 Zustellerinnen und Zusteller, dank derer die TT tagtäglich pünktlich bei den AbonenntInnen landet – in lauen Sommernächten genauso wie an verschneiten Wintertagen.