Die Risiken des US-Angriffs auf den Iran für Trump und die Welt
Bisher blieb der Konflikt zwischen Israel und Iran regional relativ begrenzt. Doch droht nun mit dem Angriff der USA auf iranische Atomanlagen eine Ausweitung des Konflikts? Der US-Präsident könnte zudem Anhänger verlieren.
Washington, Berlin, Jerusalem – Noch am Freitag hatte US-Präsident Donald Trump geklagt, dass er trotz aus seiner Sicht erfolgreicher Vermittlungen an verschiedenen Brandherden ohnehin nie einen Friedensnobelpreis bekommen werde. In der Nacht auf Sonntag ließ er dann die Supermacht in Israels Krieg mit Iran eingreifen und iranische Atomanlagen bombardieren.
Damit bricht Trump sein Versprechen an seine Wähler, sein Land nicht in einen neuen militärischen Großkonflikt zu führen. Dies dürfte erhebliche Folgen haben für die Weltpolitik und Trumps Position in den USA.
Ausweitung des Konflikts?
Bisher blieb der Konflikt zwischen Israel und Iran regional relativ begrenzt. Beide Länder überzogen sich mit Raketenangriffen. Iran bekam nicht die erhoffte Unterstützung durch Russland – und die Reaktionen der mit der schiitischen Regionalmacht Iran verbündeten Houthi-, Hisbollah- und Hamas-Milizen hielten sich in Grenzen. Die sunnitischen Golfstaaten reagierten zurückhaltend, weil auch sie eine iranische Atombombe fürchten.
Das Eingreifen der USA könnte dies ändern. Es droht ein Flächenbrand. So gehen Experten davon aus, dass die Führung in Teheran als Vergeltung etwa die Straße von Hormuz sperren könnte, durch die jeden Tag Öltanker aus der Golfregion kommen. Dies könnte Abnehmer in Asien wie nicht zuletzt China auf den Plan rufen, für die der Iran ohnehin ein wichtiger Öllieferant ist.
Die iranische Regierung veröffentlichte zudem eine Karte mit US-Militärstützpunkten im Nahen Osten und droht mit Angriffen. Auch Anschläge auf amerikanische oder israelische Einrichtungen und Bürger weltweit werden befürchtet. „Die Iraner sind militärisch stark geschwächt und in ihren Fähigkeiten eingeschränkt“, sagte Aaron David Miller, ehemaliger Nahost-Unterhändler für demokratische und republikanische Regierungen. „Aber sie verfügen über alle möglichen asymmetrischen Mittel, um zu reagieren. (...) Das wird nicht so schnell vorbei sein.“
„Langfristig dürfte die militärische Aktion den Iran zu der Überzeugung bringen, dass Atomwaffen tatsächlich zur Abschreckung notwendig sind und dass Washington nicht an Diplomatie interessiert ist“, erklärt die Arms Control Association, eine überparteiliche US-Organisation, die sich für Waffenkontrollgesetze einsetzt.
Bruch mit der eigenen Basis?
Bereits die ersten Reaktionen in den USA zeigen, dass Trumps Vorgehen auch ein großes innenpolitisches Risiko für ihn birgt. Erstmals könnte ein Teil seiner treuesten Unterstützer der sogenannten MAGA-Bewegung („Make America great again“) abspringen – Isolationisten, die auf sein Versprechen pochen, keine Kriege zu beginnen.
Die MAGA-Aktivistin Marjorie Taylor Greene kritisierte den Angriff, warf Israel vor, den Krieg begonnen zu haben und schrieb auf der Plattform X: „Dies ist nicht unser Kampf.“ Der republikanische Abgeordnete Thomas Massie aus Kentucky kritisierte, dass der US-Militärschlag nicht verfassungskonform sei und bezog sich dabei auf das Recht des US-Kongresses, anderen Ländern den Krieg zu erklären. Immerhin bekam Trump Unterstützung vom republikanischen Mehrheitsführer im Senat, John Thune, sowie dem republikanischen Sprecher des Repräsentantenhauses, Mike Johnson. Trump habe verhindert, dass der Iran Atomwaffen erhält, argumentieren sie.
Das Problem: Trump selbst hatte Atomgespräche mit dem Iran angestrebt. Er war erst durch den israelischen Angriff unter Zugzwang geraten und hatte plötzlich der Einschätzung seiner CIA-Direktorin widersprochen, dass Iran noch weit von einer Atombombe entfernt sei. (APA/Reuters)
🔴 Entwicklungen im Live-Blog
Iran greift als Vergeltung US-Basen in Katar und Irak an, Raketen laut Katar abgefangen
Angriff auf Iran
Iranische Atomanlagen bei US-Luftschlägen laut Trump komplett zerstört
Eskalation im Iran