Weitere Angriffswelle

Israels Angriffe auf den Iran: Mitten ins Herz des Regimes

US-Tarnkappenbomber des Typs B-2 haben in der Nacht auf Sonntag massive bunkerbrechende Bomben auf drei iranische Atomanlagen abgeworfen.
© Reuters/Thurlby/US Air Force

Israel hat am Montag erneut die Atomanlage Fordo und zentrale Einrichtungen des Regimes in der Hauptstadt Teheran angegriffen. Trump denkt über Regimewechsel nach.

Teheran, Tel Aviv – Israel hat nach offiziellen Angaben am Montag bei einer weiteren Angriffswelle auf den Iran Zufahrtswege zur Atomanlage Fordo sowie „Regimeziele und staatliche Unterdrückungsorgane im Herzen Teherans“ angegriffen. Ein Ziel war dabei das berüchtigte Ewin-Gefängnis in der Hauptstadt. Die Times of Israel mutmaßte, dass damit Gefangenen die Flucht ermöglicht werden sollte. In dem Gefängnis werden politische Gefangene und Regimegegner festgehalten. Die Haftanstalt ist seit Jahrzehnten als Ort gravierender Menschenrechtsverletzungen verschrien.

Iranische Aktivisten und ehemalige Insassen der Haftanstalt zeigten sich wegen der Gefährdung der Häftlinge bestürzt. Die australisch-britische Wissenschafterin Kylie Moore-Gilbert, die dort mehr als zwei Jahre inhaftiert war, sprach von einem symbolischen Angriff. „Es ist unwahrscheinlich, dass Gefangene entkommen können, nur weil die Tore entfernt wurden, da es zahlreiche weitere Barrieren, Kontrollpunkte und verschlossene Türen gibt“, schrieb sie auf X.

Neuerlicher Angriff auf Fordo

Ein weiterer israelischer Angriff zielte darauf ab, Zufahrtswege zur wichtigen Atomanlage Fordo zu blockieren. Die tief in einem Berg verborgene Anlage zur Urananreicherung wurde bereits am Wochenende von einem massiven US-Angriff getroffen. Nach Einschätzung der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA wurde sie dabei erheblich beschädigt.

Auch ein Hauptquartier der Revolutionsgarden wurde angegriffen.
© UGC/AFP

Laut Israels Verteidigungsminister Israel Katz griff das israelische Militär unter anderem auch das Hauptquartier der paramilitärischen Basidsch-Miliz sowie das Hauptquartier der Abteilung für innere Sicherheit der Revolutionsgarden an.

In mehreren Gegenden in Israel gab es während mehrerer Angriffswellen Raketenalarm, darunter in Tel Aviv und Jerusalem. Dutzende Drohnen wurden auf Israel abgefeuert. Zudem sollen erstmals Raketen eines neuen Typs mit mehreren Sprengköpfen zum Einsatz gekommen sein.

Russlands Präsident Wladimir Putin sagte dem Iran angesichts der Luftangriffe Israels und der USA Unterstützung zu. Nach dem massiven US-Bombardement auf Atomanlagen im Iran empfing der Kremlchef in Moskau am Montag den Außenminister des Landes, Abbas Araghchi.

US-Präsident Donald Trump hat auf seiner Plattform Truth Social US-Unterstützung für einen Sturz der Führung in der Islamischen Republik angedeutet. „Es ist nicht politisch korrekt, den Begriff Regimewechsel zu verwenden“, schrieb er. „Aber wenn die derzeitige iranische Führung nicht in der Lage ist, den Iran wieder großartig zu machen, warum sollte es dann nicht einen Regimewechsel geben??? MIGA!!!“ (TT, dpa)

„Sprache der Gewalt funktioniert nicht“

Laut dem Tiroler Iran-Experten Walter Posch von der Landesverteidigungsakademie kann der Regimewechsel nicht gewaltsam erfolgen.

Der Iran hat nach den US-Angriffen auf seine Atomanlagen Konsequenzen angekündigt. Könnten auch US-Basen in der Golfregion ins Visier geraten?

Die USA haben mit den Schlägen gegen die Atom­an­la­gen zwar keine zivilen Ziele angegriffen, aber die nationale Souveränität des Iran grob verletzt. Ich glaube derzeit nicht an einen Angriff auf US-Basen in der Region. Allerdings kann alles schnell aus dem Ruder laufen. Sollte Irans geistliches Oberhaupt Ayatollah Ali Khamenei gezielt getötet werden, hat auch Iraks einflussreicher schiitischer Großayatollah Ali al-Sistani mit Konsequenzen gedroht.

Wird Irans Regime den Krieg überleben. Kann ein Regimewechsel herbeigebombt werden?

Das europäische Dogma der Diplomatie ist offenbar Geschichte. Doch die Sprache der Gewalt wird nicht funktionieren. Der immense Druck von außen kann dem Regime nun sogar helfen, sich zu stabilisieren. Nun führt die Armee das Land, alles wurde auf Landesverteidigung umgestellt. Revolutionsführer Khamenei hat bereits viele Agenden an den General­stabschef übergeben. Viel gefährlicher wären für das Regime in Teheran wirtschaftlicher Aufschwung und gesellschaftliche Öffnung nach einem Deal gewesen.

Das Interview führte Christian Jentsch