Zu wenig Wettbewerb bei der Energie: Strompreis im oberen Drittel Europas
Vor allem in den Bundesländern dominieren die früheren Monopolisten, kritisiert die Taskforce der Bundeswettbewerbsbehörde und E-Control. SPÖ-Vizekanzler Andreas Babler fordert einen neuen „Krisenschutz“ gegen hohe Strompreise.
Wien – Die Konzentration am Markt ist gestiegen, die Zahl der Anbieter gesunken. Die Bundeswettbewerbsbehörde und der Energiemarkt-Regulator E-Control stellen dem Wettbewerb in der Branche ein vernichtendes Zeugnis aus. Es gebe 24 Jahre nach der Liberalisierung nach vor allem in den Bundesländern „regional marktbeherrschende Unternehmen“. Diese früheren Monopolisten bei Strom und Gas stünden mehrheitlich im Eigentum der Länder und seien untereinander beteiligt, heißt es im Abschlussbericht der Taskforce Energie, der gestern vorgelegt wurde. „Diese wechselseitigen Kreuzbeteiligungen schaden dem Wirtschaftsstandort“, kritisiert BWB-Chefin Natalie Harsdorf.
Strompreis im oberen Drittel
E-Control-Vorstand Wolfgang Urbantschitsch sagte, dass Österreichs Strompreise im Europavergleich im oberen Drittel liegen – dies aber bei Großhandelspreisen nicht der Fall sei. „Das heißt, zwischen Großhandel und Endkundenpreisen passiert etwas“, verwies Urbantschitsch auf die hohen Gewinnmargen der Stromanbieter. In der Energiekrise hätten sich nicht nur die Energiepreise verdreifacht, sondern auch die Gewinne, das sei ein Zeichen dafür, dass der Wettbewerb nur „mangelhaft ausgeprägt“ sei.
Die beiden Behörden haben in einer gemeinsamen Taskforce die Energiekrise untersucht. Sie raten Kundinnen und Kunden, die Anbieter für Strom und Gas zu wechseln, damit sich Anbieter bei Preis und Service mehr bemühen. Der Politik wird empfohlen, etwa durch monatliche Abrechnungen für mehr Transparenz zu sorgen - ein Schritt, der von den Energieversorgern jedoch strikt abgelehnt wird. „Ich habe den Eindruck, dass diejenigen, die gegen monatliche Abrechnungen seien, den Wettbewerb fürchten“, kontert E-Control-Boss Urbantschitsch.
Ruf nach „Krisenmechanismus“
Aufgrund der politisch unsicheren Lage im Nahen und Mittleren Osten plant die Bundesregierung aus Volkspartei, Sozialdemokraten und NEOS einen neue gesetzliche Preisdeckelung. „Wir brauchen einen Krisenmechanismus, der Österreich vor den hohen Energiepreisen schützt“, sagt Vizekanzler Andreas Babler (SPÖ), man werde „keine Übergewinne auf Kosten der Bevölkerung akzeptieren“. Die Details dazu werden derzeit verhandelt. (TT, APA)
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