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Gesundheitsbehörde in Gaza: 81 Tote in 24 Stunden

Weitere Angriffe, weitere Tote
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Bei israelischen Angriffen im Gazastreifen sind palästinensischen Angaben zufolge in den vergangenen 24 Stunden mindestens 81 Menschen getötet worden. Weitere 422 Palästinenser erlitten Verletzungen, teilte das von der islamistischen Hamas kontrollierte Gesundheitsministerium mit. Die Zahl der Toten seit Kriegsbeginn sei damit auf 56.412 gestiegen. Die Angaben machen keinen Unterschied zwischen Zivilisten und Kombattanten und lassen sich auch nicht unabhängig überprüfen.

Sie beruhen auf der Erfassung der Toten, die ihre Angehörigen in die nur mehr noch unter Einschränkungen funktionierenden Krankenhäuser bringen. Seit Beginn des Gaza-Kriegs vor mehr als 20 Monaten wurden nach Angaben der von der militanten Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde bisher mehr als 56.300 Palästinenser im Gazastreifen getötet. Diese Angaben machen keinen Unterschied zwischen Zivilisten und Kombattanten. Auslöser des Kriegs war der Überfall der Hamas und anderer islamistischer Terrororganisationen auf Israel am 7. Oktober 2023, bei dem rund 1.200 Menschen getötet und mehr als 250 als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt wurden.

Seit den frühen Morgenstunden am Samstag seien mindestens 56 Menschen bei mehreren Angriffen in verschiedenen Gebieten des Gazastreifens ums Leben gekommen, hieß es aus medizinischen Kreisen. Dutzende Menschen seien verletzt worden. Bei einem Angriff in der östlichen Gaza-Vorstadt Tuffah in der Nähe eines ehemaligen Schulgebäudes seien elf Menschen getötet worden. Der palästinensischen Nachrichtenagentur Wafa lag eine höhere Totenzahl bei jenem Vorfall vor. Wafa meldete zudem, unter den Toten seien auch Kinder.

Der von der islamistischen Hamas kontrollierte Zivilschutz berichtete darüber hinaus von etwa 45 Toten bei weiteren Angriffen des israelischen Militärs in dem Gebiet. Diese Angaben lassen sich zurzeit nicht unabhängig überprüfen. Von Israels Armee gab es zunächst keine Angaben.

US-Präsident Donald Trump rechnet unterdessen mit einer Waffenruhe im Gaza-Krieg in der kommenden Woche. Man sei nahe dran, er habe erst kürzlich mit einigen Beteiligten gesprochen, sagte Trump - wohl mit Blick auf laufende Vermittlungsbemühungen. Auf die Frage eines Journalisten, wie nahe man einer Waffenruhe im Gaza-Krieg sei, sagte der Präsident im Weißen Haus: "Wir denken, dass wir innerhalb der nächsten Woche eine Waffenruhe bekommen." Trump nannte dazu keine weiteren Details. Es blieb daher unklar, worauf sich seine optimistische Aussage stützte.

Die Vermittler Katar und Ägypten bemühen sich seit langem, eine neue (dritte) Waffenruhe zwischen Israel und der islamistischen Hamas zu vereinbaren. Im Rahmen einer solchen Vereinbarung sollen auch die im Gazastreifen verbliebenen Geiseln freikommen und viele palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen entlassen werden.

UNO-Generalsekretär António Guterres mahnte angesichts der humanitären Notlage im Gazastreifen eine sofortige Feuerpause ein. Die vor wenigen Tagen erzielte Waffenruhe zwischen Israel und dem Iran gebe "Anlass zur Hoffnung", sagte Guterres am Freitag (Ortszeit) in New York. Nun sei es an der Zeit, den "politischen Mut" für eine Waffenruhe auch in Gaza aufzubringen. "Menschen werden getötet, nur weil sie versuchen, sich und ihre Familien zu ernähren", beklagte der Portugiese und bezog sich damit indirekt auf die von der umstrittenen Gaza Humanitarian Foundation (GHF) in Gaza betriebenen Verteilzentren für humanitäre Hilfe. Nach UNO-Angaben sollen im Umfeld der Essensverteilung der GHF seit Ende Mai mindestens 410 Palästinenser getötet worden sein.

"Die Suche nach Nahrung darf niemals ein Todesurteil sein", sagte Guterres. Jede Operation, die "verzweifelte Zivilisten in militarisierte Zonen leitet", sei unsicher. Die GHF ist eine von Israel und den USA unterstützte Stiftung. Israel hatte sie nach einer wochenlangen Totalblockade des abgeriegelten Gazastreifens ins Spiel gebracht, um die Verteilung von Hilfsgütern durch die UNO und andere Organisationen zu umgehen. Es müsse einen uneingeschränkten, sicheren und dauerhaften Zugang für humanitäre Hilfe geben, sagte Guterres. "Es ist Zeit für eine sofortige Waffenruhe in Gaza".

Ein GHF-Sprecher teilte am späten Freitagabend in einer Erklärung mit, dass es bisher keine Zwischenfälle oder Todesopfer an oder in der unmittelbaren Umgebung der Verteilungsstellen gegeben habe. "Die GHF hat keine Kenntnis von diesen Vorfällen, aber diese Anschuldigungen sind zu schwerwiegend, um sie zu ignorieren, und wir fordern Israel daher auf, sie zu untersuchen und die Ergebnisse zeitnah und transparent zu veröffentlichen", so der Sprecher. In der Erklärung heißt es weiter, dass das israelische Militär die Aufgabe habe, allen humanitären Organisationen, die im Gazastreifen tätig seien, einschließlich der GHF, sicheres Geleit zu gewähren.

Nichtsdestotrotz hat die Generalstaatsanwaltschaft in Israel nach den vielen, tödlichen Schüssen bei den Essensverteilzentren im Gazastreifen einem Zeitungsbericht zufolge offenbar eine Untersuchung von möglichen Kriegsverbrechen und Verstößen gegen das humanitäre Völkerrecht durch das israelische Militär angeordnet. Wie die Zeitung "Haaretz" berichtete, besteht der Verdacht, dass israelische Streitkräfte absichtlich auf palästinensische Zivilisten in der Nähe von Verteilungsstellen für Hilfsgüter geschossen haben sollen. "Haaretz" zitierte zuvor anonym israelische Soldaten mit der Aussage, ihnen sei befohlen worden, auf die Menschenmengen zu schießen, um sie zurückzudrängen. Das Militär teilte Reuters mit, dass die israelischen Verteidigungsstreitkräfte ihre Soldaten nicht angewiesen hätten, absichtlich auf Zivilisten zu schießen. Hunderte von Palästinensern und Palästinenserinnen wurden seit dem vergangenen Monat in der Nähe von Verteilungszentren für Lebensmittel getötet, wie örtliche Krankenhäuser und Behörden mitteilten.