Fehlende Wertschätzung: Sechsfache Weltmeisterin kehrt dem ÖSV den Rücken
Österreichs beste Para-Langläuferin Carina Edlinger (26) wirft dem Skiverband fehlende Wertschätzung vor. Die sechsfache Weltmeisterin plant einen Wechsel zum tschechischen Verband, die FIS erteilte eine Absage.
Innsbruck – „Eine Behinderung zu haben, ist nicht das Ende – es ist ein Abenteuer.“ Ein Satz, der auf dem Social-Media-Profil der Oberösterreicherin Carina Edlinger zu finden ist. Die sehbehinderte Bad Ischlerin ist eine Hausnummer in der Para-Langlauf-Szene: Die 26-Jährige sorgte erst heuer bei der Nordischen WM in Trondheim (NOR) für Furore. Sie verteidigte mit einer furiosen Leistung ihren Titel im Sprint der Sehbehinderten – ihre sechste WM-Goldene. 2022 hatte sich Edlinger bei den Paralympics in Peking ebenfalls Gold in dieser Disziplin gesichert. Nun will die zweifache „Behindertensportlerin des Jahres“ in Österreich ihrer Heimat sportlich den Rücken kehren.
ÖSV behandelt Inklusion „stiefmütterlich“
„Ich bin aus fast jeder Förderung geschmissen worden. Vielen Leuten hat es nicht gepasst, dass ich meine Meinung klar vertreten habe“, wird die Langläuferin in einem Zeitungsbericht zitiert. Die 26-Jährige kritisierte auch den Umgang des ÖSV mit dem Thema Inklusion. Dieses werde „sehr stiefmütterlich behandelt. Wenn sich keiner für dich einsetzt, bist du auf verlorener Bahn. Mit mir ist immer nur Schlitten gefahren worden.“ Sie wolle sich das aber nicht mehr bieten lassen und bemühte deftige Worte: „Ich will mir nicht länger auf den Kopf scheißen lassen.“
Beim Österreichischen Skiverband reagierte man irritiert. „Ich finde es etwas rätselhaft. Wir haben Carina über viele Jahre unterstützt. Sie hat um die Freigabe gebeten, das hat der Vorstand akzeptiert. Wir haben uns im Guten von ihr verabschiedet“, sagte laut dem Bericht der Leiter der Para-Sparte bei Ski Austria, Hermann Mayrhuber.
Im tschechischen Verband sei Edlinger jedenfalls mit offenen Armen empfangen worden. Künftig wird sie Petra Hyncicova, selbst 2018 und 2022 Olympiateilnehmerin, als Guide in der Loipe unterstützen. „Das erste Mal spüre ich in meinem Leben als Sportlerin keinen Gegenwind“, wird Edlinger zitiert. Noch scheint das Ansinnen nicht durch. Der Weltskiverband verlangt für einen Verbandswechsel einen zweijährigen Aufenthalt im künftigen Heimatland. (TT, APA)