Hohe Baukosten – Ruf nach weniger Bürokratie und Normen
Cornelia Springer, kaufmännische Leiterin des Bauträgers Alpenländische, schlägt Maßnahmen vor, um die deutlich gestiegenen Baukosten in den Griff zu bekommen.
🎧 Podcast | Cornelia Springer im Gespräch
Sie sind seit mehr als drei Jahren in der Geschäftsführung des gemeinnützigen Bauträgers Alpenländische für die kaufmännische Leitung verantwortlich. Welche besonderen Projekte konnten Sie bisher mitentwickeln?
Cornelia Springer: Das Integrationshaus in der Gumppstraße in Innsbruck ist mir in besonderer Erinnerung. Es entstand in enger Zusammenarbeit mit der Diözese, der Caritas und der Stadt Innsbruck. Ende 2023 konnten wir 73 geförderte Mietwohnungen übergeben sowie rund 2000 Quadratmeter, die von der Caritas für soziale Initiativen, Beratung und Begegnung genutzt werden. Beeindruckt hat mich auch das Projekt in Holzgau, in dem vier Starterwohnungen für junge Leute integriert sind – perfekt für den ersten Schritt raus aus dem Elternhaus.
Was sind derzeit für gemeinnützige Bauträger die größten Herausforderungen?
Springer: Die stark gestiegenen Baukosten, die Zinsentwicklung und der zunehmende Mangel an verfügbaren Grundstücken. Wir sind verpflichtet die angefallenen Kosten an den Mieter über die Miete weiterzugeben. Das nennt sich Kostendeckungsprinzip. All das macht es schwerer, das Ziel „leistbares Wohnen“ weiterhin auf hohem Niveau umzusetzen.
Wie hoch ist die Miete einer Wohnung im Schnitt bei der Alpenländischen?
Springer: Die durchschnittliche Miete inklusive Betriebskosten liegt bei rund 9,40 Euro brutto warm pro Quadratmeter. Das ist im Vergleich zum freien Markt deutlich günstiger. Dort liegen die Mieten häufig bei mehr als 15 Euro und in Innsbruck sogar manchmal bei mehr als 20 Euro brutto warm pro Quadratmeter.
Warum ist Bauen in Tirol im Vergleich zu Ostösterreich so teuer?
Springer: Tirol ist schon allein wegen der Topografie anders aufgestellt als etwa der Osten Österreichs. Wenn wir nach Wien schauen, sind dort größere Projekte mit 60 oder mehr Wohnungen an der Tagesordnung. Wir bei der Alpenländischen bauen dagegen meist kleinere Einheiten, oft in ländlichen Regionen, und das ist pro Wohnung natürlich teurer. Dazu kommen die gestiegenen Materialkosten, höhere Löhne, der Fachkräftemangel und die Zinsen, die sich derzeit noch ordentlich bemerkbar machen. Auch die gesetzlichen Vorgaben spielen eine Rolle: Energieeffizienz, Barrierefreiheit, Brandschutz – vieles davon ist wichtig und sinnvoll, aber es summiert sich. Fairerweise muss man sagen: In Tirol unterstützt uns die Wohnbauförderung bei vielen dieser Themen. Aber am Ende bleibt es dabei, Bauen ist heute deutlich aufwändiger und teurer als noch vor ein paar Jahren.
Was kann man dagegen tun?
Springer: Wir brauchen eine kluge Baukostensenkungspolitik. Dazu gehören Entrümpelung der Normen, Entbürokratisierung der Verfahren und effizientere Flächennutzung. Außerdem wäre eine vorausschauende Bodenpolitik wichtig – etwa durch Widmung von Grundreserven für den sozialen Wohnbau.
Da würden sich private Bauträger aber benachteiligt fühlen wie bei den Vorbehaltsflächen für geförderten Wohnbau in Innsbruck.
Springer: Die Stadt Innsbruck versucht hier den hohen Preisen entgegenzuwirken. Ich verstehe, dass private Bauträger sich da benachteiligt fühlen, das sind sie ja auch. Und natürlich wäre es wünschenswert, wenn es einen fairen Ausgleich gibt, etwa durch gemischte Quartiere oder klare Kriterien.
Das Gespräch führte Frank Tschoner