Es geht immer um Kinder

Tiroler Reinhard Heiserer zum Fundraiser des Jahres gekürt

Reinhard Heiserer bei der Überreichung des Preises in Wien. Links Laudatorin Sophie Lauringer (Chefredakteurin Der Sonntag), rechts Ruth Williams (Geschäftsführerin des Fundraising Verband Österreich).
© Sima Prodinger

Das Lebenswerk des Geschäftsführers und Mitgründers von „Jugend Eine Welt“ wurde besonders gewürdigt. Der aus dem Außerfern stammende Netzwerker Heiserer sammelte weit über 100 Millionen Euro für Kinder- und Jugendprojekte in 50 Ländern.

Wien, Pflach – Reinhard Heiserer ist der „Fundraiser des Jahres“. Der Jugend Eine Welt-Geschäftsführer wurde bei der jährlich stattfindenden Verleihung der Österreichischen Fundraising Awards für sein langjähriges Wirken ausgezeichnet.

Der gebürtige Tiroler, der vor 28 Jahren die österreichische Entwicklungsorganisation Jugend Eine Welt mitgründete, reiht sich somit in die Liste prominenter Preisträgerinnen und Preisträger: Unter ihnen Gery Keszler, Sabine Haag, Heli Dungler, Marianne Hengl, Werner Kerschbaum, Pius Strobl oder zuletzt Michael Landau, ein.

Bildung überwindet Armut

Heiserer wird oft als „der Kopf, das Herz, der Motor von Jugend Eine Welt“ bezeichnet. Die Geschichte der von ihm mitgegründeten österreichischen Entwicklungsorganisation begleitet den Wahl-Wiener seit mittlerweile 28 Jahren. Nach absolvierter Berufsausbildung und ersten Arbeitsjahren in Tirol, brach der gebürtige Außerferner Heiserer im Jahr 1991 als Mitarbeiter des Österreichischen Entwicklungsdienstes nach Ecuador auf.

Reinhard Heiserer bei einem Jugend-Eine-Welt-Projekt in Indien. Wie immer stehen Kinder und Bildung im Mittelpunkt seines Tuns.
© Jugend Eine Welt

Im Straßenkinder- und Berufsausbildungszentrum „San Patricio“ der Salesianer Don Boscos in der Hauptstadt Quito packte der gelernte Elektrotechniker über vier Jahre lang kräftig selbst mit an. Es ging darum, ehemaligen Straßenkindern einen Beruf wie jenen des Elektrikers zu lehren und die praktische Berufsausbildung weiterzuentwickeln.

Im Zentrum all unserer Tätigkeiten stehen immer Kinder und Jugendliche, sie sind überall die Zukunft einer Gesellschaft. Was wir tun hat Relevanz.
Reinhard Heiserer, Jugend Eine Welt

Nachdem eine Mure im Land die Stromversorgung gekappt hatte, sammelte der Tiroler bei der Beschaffung eines Stromgenerators bereits erste Erfahrungen in der Welt der internationalen Förderanträge und bei der Suche nach großzügigen Spendern.

Diese Arbeit im Andenland Ecuador wurde für Heiserer zur „Umspannstation“ für sein weiteres Leben: Kindern und Jugendlichen aus prekären Verhältnissen die Chance auf Bildung und Ausbildung zu ermöglichen, genau das wollte er nach der Rückkehr nach Österreich weiter tun. Ein Grundstein für die Gründung der Organisation „Jugend Eine Welt“.

125 Mio. Euro an Spenden gesammelt

„Wir waren größtenteils ehemalige Volontäre und Entwicklungshelfer, Salesianer und Freunde Don Boscos, alle stark motiviert durch unsere eigenen Erfahrungen in der weltweiten Förderarbeit für Kinder und Jugendliche in Risikosituationen“, erinnert sich Heiserer an den Juni 1997.

Die Idee bei der Gründung war es, die Arbeit des Sozialpioniers und Jugendapostels Don Boscos in Österreich bekannter zu machen und Unterstützerinnen und Unterstützer für Don Bosco Sozial-, Bildungs- und Ausbildungsprojekte weltweit zu finden. Ein Ziel, das Jugend Eine Welt bis heute verfolgt. Aus dem kleinen Verein ist unter Heiserers langjähriger Leitung eine der größten Organisationen für Entwicklungszusammenarbeit in Österreich geworden.

Lernen, spielen, weiterbilden – Heiserer will die Jugend des Globalen Südens fit machen.
© Jugend Eine Welt

„In den vergangenen 28 Jahren hat Jugend Eine Welt beeindruckende 125 Mio. Euro an Spenden und Förderungen gesammelt. Dieser Erfolg wurzelt in einer klaren Haltung, mutigen Botschaften, hoher Transparenz – und in der Bereitschaft, im Fundraising stets neue Wege zu gehen“, betonte Ruth Williams, Geschäftsführerin des Fundraising Verband Austria, im Zuge der Verleihung.

„Im Zentrum all unserer Tätigkeiten stehen immer Kinder und Jugendliche, sie sind überall die Zukunft einer Gesellschaft“, erklärt Heiserer. Straßenkindern ein neues Zuhause zu geben, Kindern aus ärmsten Familien die Chance auf qualitätsvolle Bildung und Ausbildung zu ermöglichen, Kinder aus Risikosituationen zu befreien und sie vor Ausbeutung, Gewalt und Missbrauch zu schützen. Das sind Beispiele für Aktionsfelder, die sich auch im Leitgedanken der Organisation ausdrücken: „Bildung überwindet Armut!“

Verlässlicher Partner vor Ort

Jugend Eine Welt arbeitet dabei meist nach dem Assistenzprinzip: Es werden jene unterstützt, die schon vor Ort an den sozialen Brennpunkten tätig sind und bereits konkret etwas tun. Dafür braucht es verlässliche Partner vor Ort. Die hat Jugend Eine Welt hauptsächlich mit seinen Don Bosco-Projektpartnerinnen und -partnern. „Im Schnitt fördern und betreuen wir jährlich 110 bis 140 Projekte im Globalen Süden, also in Afrika, Asien, Lateinamerika und Südosteuropa“, sagt Heiserer. Mit Projektkosten zwischen jährlich 3.000 Euro und 1 Million Euro.

Bildungsförderung, Sozialprojekte und globale Armutsbekämpfung stehen für Heiserer – dessen Arbeit stark von jener des Jugendapostels Don Bosco geprägt ist – im Mittelpunkt. Es geht immer darum, akute Not zu lindern und gleichzeitig notmachende Strukturen zu bekämpfen sowie zu verbessern, damit Kinder und Jugendliche die Chance auf eine bessere Zukunft bekommen.

Dafür sei es auch nötig, in Österreich und der EU, sozialpolitisch aktiv zu sein und gegen Kinderarbeit, für gerechten Handel oder gegen umweltzerstörenden Müllexport nach Afrika einzutreten.

Von zinslosen Darlehen bis Bitcoinspenden

Dabei neue Wege zu beschreiten und Dinge einfach anzupacken sind für den „Fundraiser des Jahres 2025“ ein absolutes Muss. Er war zum Beispiel Initiator der ersten Entwicklungsanleihe Österreichs für die Universität der Salesianer in Ecuador.

Dieser ersten Anleihe folgten eine Reihe weiterer. Bei der Umsetzung vieler innovativer Unterstützungsmöglichkeiten – wie zinsenlose Darlehen, Wertpapier- und Bitcoin- Spenden, Testamentsspenden, Projektpatenschaften – war Jugend Eine Welt - Don Bosco-Entwicklungszusammenarbeit oft unter den ersten Organisationen.

Auf 3500 Metern Höhe in Ecuador. Reinhard Heiserer inspiziert im kleinen Örtchen Salinas de Guaranda ein von Jugend Eine Welt unterstütztes Projekt, bei dem Fußbälle hergestellt werden.
© Helmut Mittermayr

Rund 800 junge Volontärinnen und Volontäre aus Österreich haben sich schon über den von Jugend Eine Welt und den Salesianern Don Boscos getragenen Verein „VOLONTARIAT bewegt“ in Projekten weltweit engagiert. Dabei gehen sie meist ein Jahr ins Ausland. Ebenso bringen Senior Experts seit einigen Jahren ihr Fachwissen ein.

Ein Titel fehlt

Heiserer: „Es kann nicht sein, dass der Wohlstand in den USA oder Europa maßgeblich auf Ausbeutung, Kinderarbeit und Umweltzerstörung in Ländern des Globalen Südens beruht." Er zitiert den Schweizer Soziologen Jean Ziegler, der einmal sinngemäß gesagt haben soll: „Wir müssen den Menschen in Afrika nicht mehr spenden, es reicht, wenn wir ihnen weniger stehlen!“

Der Wahl-Wiener zeigt trotz der Ernsthaftigkeit seines Tuns auch Humor: „Ein Titel fehlt noch. Wenn sie mich zum erfolgreichsten Fundraiser machen wollen, dann müssen ein paar Spender noch tiefer in die Taschen greifen. Ich bin da vollkommen offen.“ Die Auszeichnung zeige jedenfalls, dass die Arbeit von Jugend Eine Welt wirklich Relevanz habe.

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