Umstrittenes Verbot

Brisanter EU-Entscheid: Aus für „Veggie-Burger” und „Soja-Schnitzel”

Ist das kein Burger, wenn das Pattie aus Gemüse besteht?
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Das EU-Parlament hat heute Maßnahmen zur Stärkung der Landwirtschaft angenommen. Nur mehr tierische Produkte sollen diesen Namen „Burger“ tragen dürfen. Die Kritik daran ist groß.

Ein „Veggie-Burger“ oder ein „Gemüse-Schnitzel“ kann in Europa nach dem Willen des EU-Parlaments bald nicht mehr bestellt oder gekauft werden: Die EU-Abgeordneten haben am Mittwoch in Straßburg dafür gestimmt, dass Bezeichnungen wie Wurst oder Schnitzel nur mehr für Produkte erlaubt sein sollen, die Fleisch enthalten. Zudem nahmen sie vereinfachte EU-Agrarvorschriften und Maßnahmen zur Stärkung der Landwirte in der Lebensmittelversorgungskette an.

Die vorgeschlagenen Änderungen der aktuellen Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) sollen eine Reaktion auf die Herausforderungen sein, mit denen sich Europas Landwirtinnen und Landwirte seit einigen Jahren verstärkt konfrontiert sehen. Sie sollen etwa weniger Verwaltungsaufwand, vor allem für Kleinbauern, bringen und die Position der Landwirte auf den globalen Märkten und im Wettbewerb stärken. Zwei Änderungsanträge zum Vorschlag zur Marktposition betrafen die Veggieprodukte.

Steak, Schnitzel, Wurst nur mit Fleisch

Laut dem angenommenen Änderungsantrag sollen die Bezeichnungen "Steak, Schnitzel, Wurst, Frikadellen, Hamburger, Eigelb, Eiweiß" ausschließlich für Produkte erlaubt werden, die Fleisch enthalten. Der Antrag wurde von der EVP-Abgeordneten und Berichterstatterin Céline Imart eingebracht und vom Agrarausschuss angenommen. Ein weiterer Antrag wurde von der liberalen Fraktion eingebracht, und wollte nur Bezeichnungen wie "Veggie-Huhn" verbieten, die dezidiert Fleischprodukte im Namen haben. Dieser fand keine Mehrheit.

Die österreichischen EU-Abgeordneten äußerten sich im Vorfeld skeptisch zu den Verboten: „Politiker im Parlament misstrauen der Intelligenz der Verbraucher", so der grüne EU-Abgeordnete Thomas Waitz, Schattenberichterstatter für die vereinfachten Agrarvorschriften, in einem Pressegespräch. “Verbraucher wissen, dass ein veganer Burger kein Fleisch enthält." Er vermutet hinter den Vorschlägen Versuche, „die Menge an Fleisch und Milchprodukten, die wir produzieren, aufrechtzuerhalten“. Das Ziel sollte seiner Meinung nach aber eine Reduzierung sein.

Gegen das Veggie-Schwein

Das Problem sei nicht der „Veggie-Burger“, das Problem sei eine Vermischung mit tierischen Begriffen wie „Veggie Chicken Nugget“, sagte der EU-Parlamentarier und ÖVP-EU-Agrarsprecher Alexander Bernhuber. Ein klares Nein erteilt er dem „Veggie-Schwein“, und erklärt seine Unterstützung für den liberalen Vorschlag. Der Landwirt betont, dass es bei den abgestimmten Texten um die Stärkung der Landwirte gehe, hin zu einer faireren Produktion.

„Scheuermilch ist auch nicht Milch“

SPÖ-EU-Delegationsleiter Andreas Schieder erklärte im Vorfeld, er werde dem Verbot nicht zustimmen. Scheuermilch sei auch nicht Milch von der Kuh, meint er. Der Sozialdemokrat sieht die ganze Initiative skeptisch: Die Menschen würden sich mit den hohen Lebenshaltungskosten beschäftigen, und „wir beschäftigen uns mit der Frage, wie der Veggie-Burger heißen darf“. Die Menschen würden das als „abgehoben“ empfinden, ist er überzeugt. NEOS-EU-Mandatarin Anna Stürgkh sieht eine „absolut unnötige Überregulierung“: "Wenn ich Hotdogs kaufe, weiß ich, dass da kein Hund drin ist." Vegetarische Produkte seien immer gekennzeichnet.

Nach dem Festlegen der Position des Parlaments starten nun die Verhandlungen mit den anderen EU-Institutionen, an deren Ende die Gesetze beschlossen werden. (APA)