Sieht sich als Friedensstifter

Warum US-Präsident Donald Trump glaubt, den Friedensnobelpreis zu verdienen

Bei der UNO-Generaldebatte ging Trump mit den Vereinten Nationen hart ins Gericht und lobte sich selbst als größten Friedensstifter.
© AFP/Clary

Am Freitag gibt das norwegische Nobelkomitee bekannt, wer mit dem wichtigsten politischen Preis des Jahres ausgezeichnet wird.

Washington – Wenn es nach ihm geht, dann ist die Sache mit dem Nobelpreis längst geritzt. Innerhalb von nur sieben Monaten habe er sieben Kriege beendet, die eigentlich nicht zu beenden gewesen seien, sagte US-Präsident Donald Trump jüngst vor der UNO-Vollversammlung in New York. Damit spielte er auf die Vermittlerrolle der USA in diversen Konfliktherden dieser Welt an. „Jeder sagt, dass ich den Friedensnobelpreis für jede einzelne dieser Errungenschaften bekommen sollte“, sagte Trump. Zuletzt legte er auch im Gaza-Krieg einen Friedensplan vor, der Hoffnung auf Frieden sowohl in Israel als auch bei den Palästinensern aufkommen lässt.

Doch selbst der mächtigste Mann der Welt hat keinen Einfluss auf das norwegische Nobelkomitee, das diesen Freitag in Oslo den diesjährigen Friedensnobelpreisträger verkündet. 338 Persönlichkeiten und Organisationen sind dieses Mal nominiert – wer darunter ist, wird offiziell 50 Jahre lang geheim gehalten. Erst um kurz nach 11 Uhr wird die Welt erfahren, wer mit dem wohl wichtigsten politischen Preis der Erde ausgezeichnet wird. Übrigens: Die Nominierungsfrist für den diesjährigen Preis ist bereits am 31. Jänner abgelaufen – gerade einmal eineinhalb Wochen, nachdem Trump offiziell im Amt vereidigt wurde. Er könnte sich somit auch gar nicht unter den Nominierten befinden.

Die strenge Geheimhaltung lässt jedes Jahr viel Raum für Spekulationen. Und dieses Jahr spielt eine Frage bei diesen Spekulationen eine ganz besonders große Rolle: Hat er – Trump – wirklich einen Friedensnobelpreis verdient?

Der neue Direktor des Stockholmer Friedensforschungsinstituts SIPRI, Karim Haggag, will diese Frage nicht mit einem Ja oder Nein abtun. Während manche Leute Trump für absolut unwürdig für den Nobelpreis hielten, sagten andere, dass er ihn unbedingt bekommen müsse. Trump, der selbst ernannte „President of Peace“ (Präsident des Friedens), führt an, sieben Kriege beendet zu haben, etwa die Konflikte zwischen Pakistan und Indien, Israel und dem Iran oder zwischen Armenien und Aserbaidschan. Friedensforscher Haggag sagt dazu, dass Trump zweifelsohne bei einer ganzen Reihe von Konflikten ein hohes Maß an diplomatischer Intervention an den Tag gelegt habe, sei es direkt oder indirekt. Allerdings: Beim genaueren Blick auf diese sieben Konflikte zeige sich, dass Trump keinen davon wirklich gelöst habe, sagt Haggag.

Vergessene Konflikte

„Bei all diesen sehr komplexen Konflikten sind sicherlich Versuche zu erkennen, eine gewisse Übereinkunft oder Verständigung zu erzielen, aber das ist noch lange kein Frieden oder ein Abkommen, das eine langfristige Beilegung des Konflikts herbeiführt“, sagt Haggag. Er kommt zu dem Schluss: Ein Nobelpreis für Trump ließe sich auf dieser Basis kaum rechtfertigen. Er will stattdessen den Blick auf andere Brandherde richten: „Ich würde den Preis an diejenigen vergeben, die ich als die vergessenen Friedensstifter vor Ort in den vergessenen Konflikten der Welt bezeichne.“ Konkret meint er lokale Friedensstifter und Aktivisten, die unermüdlich an der Vermittlung, Versöhnung und Friedensförderung in einigen der hartnäckigsten Konflikte der Welt arbeiten, etwa im Sudan. „Diese Konflikte sind von der internationalen Gemeinschaft weitgehend vergessen worden“, so der Friedensforscher.

Bei den Wettbüros werden freilich vor allem Einzelpersonen als Favoriten gehandelt. So etwa die syrische Friedensaktivistin Abir Hajj Ibrahim, Ukraines Präsident Wolodymyr Selenskyj, die Witwe des in russischer Haft verstorbenen Kremlkritikers Alexej Nawalny, Julia Nawalnaja – und eben Trump. (TT, dpa, APA)