So klingt es, wenn Beatboxer und ein Sinfonieorchester die Kräfte messen
Innsbruck – Händeringend versucht der Kulturtanker Tiroler Landestheater (TLT), jüngeres Volk mit an Bord zu nehmen. Wer die Jugend erreichen will, muss alte Zöpfe abschneiden und sich auf – nicht allzu riskante – Experimente einlassen. Das TLT und dessen Hauskapelle, das Tiroler Symphonieorchester Innsbruck (TSOI), betrat daher am Dienstagabend eine Terra Incognita: Land, das für die Jugend selbstverständlich ist, für ältere Semester oft aber gänzlich unbekannt.
📽️ Video | Samuel Plieger und Paul Pichler in Aktion
Und siehe da: Es funktioniert! Das Haus der Musik ist voll besetzt, der Altersschnitt deutlich nach unten korrigiert. Auf der Bühne ein Stelldichein von holder Klassik und jungem Lifestyle. Beatboxer Samuel Plieger, der mit nichts anderem als Mund und Mikro treibende Beats wie von Bass, Schlagzeug oder Drumcomputer hervorbringt, matcht sich mit dem Orchester. Befeuert mit seiner aus dem Hip-Hop stammenden Mundwerks-Kunst klassische Standards von Brahms und Rossini. Performt solo oder holt sich Solisten aus dem Orchester. Und gewährt dem Publikum einen Crashkurs in Beatboxing. „p-ts-k-ts, p-ts-k-ts“ schallt es bald rhythmisch durch den Saal.
In memoriam Blutbuche
Für ein abendfüllendes Programm fehlt jedoch die Literatur. TSOI-Cellist Julian Walkner komponierte daher mit Herzblut Musik für Beatboxing und klassisches Instrumentarium. Apropos Blut: Walkner verfasste aus gegebenem Anlass auch „Purpurea“, eine traurig-schöne Melodie in memoriam jener Blutbuche, die vor dem Haus der Musik entfernt wurde.
📽️ Video | Samuel Plieger und TSOI mit „Experience“ von L. Einaudi
Weil Beatboxing zu zweit noch besser fährt, holt Plieger seinen Kumpel Paul Pichler (alias UkU) auf die Bühne, immerhin Österreichs amtierenden Staatsmeister in dieser Disziplin. Vereint fordern die beiden das Orchester zu einer „Battle“ heraus. Diesen keineswegs feindlich gesinnten Vergleichskampf gewinnt das Beatbox-Duo per Akklamation durch das Publikum.
Das TSOI unter Dirigent Daniel Spaw hat sich aber wacker geschlagen. Und wie alle Anwesenden dabei großen Spaß gehabt.
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