„Eindringlich und visionär“

László Krasznahorkai erhält den Nobelpreis für Literatur 2025

László Krasznahorkai ist nach Imre Kertesz der zweite ungarische Literaturnobelpreisträger.
© Lenke Szilágyi

Der ungarische Schriftsteller wird für sein „eindringliches und visionäres Werk“ ausgezeichnet, „das mitten im apokalyptischen Schrecken die Kraft der Kunst beschwört“.

Der wichtigste Literaturpreis der Welt, der Nobelpreis für Literatur, geht 2025 an den ungarischen Autor László Krasznahorkai. Der 71-Jährige wird für sein „eindringliches und visionäres Werk“ gewürdigt, „das mitten im apokalyptischen Schrecken die Kraft der Kunst beschwört“. Das teilte Mats Malm, der Ständige Sekretär der Schwedischen Akademie, Donnerstagmittag in Stockholm mit.

Krasznahorkai wurde am 5. Jänner 1954 in Gyula geboren. Er ist bekannt für seinen dichten, durchaus anspruchsvollen Stil. Seine Romane sind oft lang, verschachtelt und geprägt von einem melancholischen Grundton. Zu seinen wichtigsten Werken zählen der später von Béla Tarr verfilmte Roman „Satanstango“ (1985), „Die Melancholie des Widerstands“ (1989) und „Krieg und Krieg“ (1999).

Anfang 2024 erschien sein Erzählband „Im Wahn der Anderen“ in deutscher Übersetzung. László Krasznahorkai galt schon seit längerem als aussichtsreicher Anwärter auf den Literaturnobelpreis. 2021 wurde er mit dem Österreichischen Staatspreis für europäische Literatur ausgezeichnet.

Im Vorjahr überließ er seinen Vorlass der Österreichischen Nationalbibliothek. Krasznahorkai lebt unter anderem in Wien und Triest. In seinem Werk sieht Krasznahorkai die wichtigsten Einflüsse in der österreichischen Literatur und nennt neben Robert Musil und Franz Kafka vor allem den geistesverwandten Thomas Bernhard, aber auch Ingeborg Bachmann und Heimito von Doderer. Nach Imre Kertesz im Jahr 2002 ist er der zweite ungarische Träger des Nobelpreises für Literatur.

Der Literaturnobelpreis ist mit elf Millionen schwedischen Kronen dotiert – umgerechnet entspricht das etwa einer Million Euro. Vergeben wird die Auszeichung am 10. Dezember, dem Todestag von Preisstifter Alfred Nobel, in Stockholm. 2024 wurde die Koreanierin Han Kang ausgezeichnet.