Wechseljahre in Tirol: Fakten, Vorbilder, faire Jobs?
Eine großangelegte Studie zeigt: Tirol braucht offene Worte über die Lebensphase der Wechseljahre – und arbeitsrechtliche Unterstützung. Warum Transparenz über die Wechseljahre Karrieren rettet – und Familien entlastet.
Die Wechseljahre in Tirol in Kürze:
Arbeitskraft: Frauen in den Wechseljahren sind die größte Frauengruppe im Arbeitsmarkt: Über 1,8 Millionen arbeitende Frauen in Österreich sind zwischen 45 und 64 Jahre alt.
Tirol-Befund: 75 % wünschen Vorbilder, 67 % bräuchten flexible Zeiten und Homeoffice, 44 % erleben weniger Respekt, 40 % befürchten Diskriminierung.
Wissenslücken: Knapp 60 % kennen keine Behandlungsoptionen oder Medikamente. Krafttraining kann Symptome spürbar lindern.
Family-Twist: Viele Frauen erleben die Perimenopause, während die Kinder in die Pubertät kommen – eine echte Chance für gegenseitiges Verständnis.
Tirol zwischen Tabu und Trendwende
Mehr als 1,8 Millionen Frauen zwischen 45 und 64 arbeiten in Österreich, Frauen 50plus sind die am schnellsten wachsende Erwerbsgruppe. Trotzdem wird über die Wechseljahre am Arbeitsplatz kaum gesprochen – in Tirol besonders spürbar. Laut einer Umfrage mit 1000 TeilnehmerInnen wünschen sich 75 Prozent der befragte TirolerInnen Vorbilder, 67 Prozent flexiblere Arbeitszeiten und die Möglichkeit zum Homeoffice, 44 Prozent erleben weniger Respekt, 40 Prozent sehen sogar Diskriminierungsrisiken.
4 wirksame Maßnahmen
Kraft: 2 bis 3 mal pro Woche Krafttraining fördert Schlaf, Stimmung, Hitzetoleranz, Knochen- und Muskelaufbau
Schlaf-Hygiene: konstanter Rhythmus, dunkel/kühl, Bildschirmfasten
Ernährung: Eiweißfokus, wenig Alkohol/Zucker, genug Calcium/Vitamin D
Evidenzbasierte Therapien nach ärztlicher Abklärung (HRT & Alternativen).
„Wir müssen endlich mit Vorurteilen aufräumen und Mangelinformation ausräumen“, sagt Elisabeth Pichler, Geschäftsführerin des Gesundheitsunternehmens GYNIAL. Aufklärung ist besonders wichtig, denn „in Tirol kennen knapp 60 Prozent der Befragten keine Mittel gegen Beschwerden. Dabei ließen sich Symptome oft lindern. Auch Krafttraining ist sehr wichtig“, sagt Pichler.
Sie fordert zudem eine deutlich realistischere Bildsprache: „Man muss endlich aufhören, die Wechseljahre nur mit grauhaarigen älteren Damen zu bebildern. Die Realität sind Frauen im Alter von Heidi Klum oder Hilary Swank – und jünger!“ Bereits mit 40 Jahren können erste Symptome auftreten – und tun es auch nicht selten.
Fehlendes Wissen hat auch Folgen für die Karriere: Jede vierte Betroffene hat nie über die Wechseljahre am Arbeitsplatz gesprochen – doch wer schweigt, leidet häufiger still, reduziert die Motivation, und fehlt öfter. Unternehmen könnten rasch und unkompliziert handeln: Gleitzeit, Homeoffice, klare Pausenregeln, gutes Raumklima, geschulte Führungskräfte und eine Sprache, die normalisiert statt stigmatisiert.
Schnelle Hebel, große Wirkung am Arbeitsplatz
Flexibilität: Gleitzeit, Homeoffice-Optionen, planbare Pausen
Arbeitsumgebung: Lüftung, Layer-Dresscode, ruhige Rückzugsnischen
Schulung: Führungskräfte sensibilisieren
Kultur: Vorbilder sichtbar machen – interne Storys, Talks, Mentoring
Zum Vergleich: „Männer gehen auch durch Wechseljahre, die ‚Andropause’. Nur bei den Männern redet erst recht niemand darüber“, klärt Pichler auf. Entscheidend sei weniger die medizinische Gleichsetzung als die Enttabuisierung. Die Botschaft: Kein Wettlauf der Beschwerden, sondern eine gemeinsame Gesundheitskultur entwickeln – zuhause und im Job. Denn: „Die Wechseljahre sind eine schöne Phase – die Kinder sind größer und selbstständiger. Auch steigt die Erwerbstätigkeit, denn viele Mütter stocken von Teilzeit auf Vollzeit-Beschäftigung auf. Das Mindset über die Wechseljahre sollte optimistisch sein, denn jetzt ist es an der Zeit und Möglichkeit, endlich seine eigenen Träume zu erfüllen“, zählt Pichler auf.
Family-Twist: Perimenopause plus Pubertät
Ein ganz großes Kino erleben Haushalte, in denen die Mama in die Wechseljahre-Symptomatik kommt, während die Kinder pubertieren. Stimmungsschwankungen, Schlafdefizit, Identitätsfragen auf beiden Seiten. Der gleiche Film, nur zwei verschiedene Tickets. Pichler: „Dabei ist das eigentlich eine supercoole Chance, auch tiefes Verständnis füreinander zu bekommen – denn es geht uns ja allen gleich.“
Peris und Teenies
Gemeinsame Regeln für Schlaf/Handyzeiten, Frischluft, Bewegung
Sprache der Gefühle: Lieber skaliert: 1 bis 10 statt „immer/nie“, kurze Check-ins beim Abendessen
Rituale: Walking-Talks, Abendroutine.
Gegen die Scham: Fakten teilen, Mythen entkräften, Humor zulassen
Offenheit, praktische Lösungen und starke Vorbilder machen laut Pichler langfristig den Unterschied – auch hier in Tirol.