Subtile Eleganz oder doch vielleicht wagemutige Formen
Der neueste Trend bei Sofas liegt im Kreis oder zumindest im Halbkreis, und in Rundungen, so weit das Auge reicht, die bei einem Entwurf sogar beim Michelin-Männchen entlehnt sind.
Von Ursula Philadelphy
In einem Sofa gemütlich versinken und auf ganz entspannte Art den Herbst begrüßen – wer will das nicht, wenn es draußen anfängt ungemütlich zu werden. Die Interieurszene überbietet sich außerdem gerade mit Vorschlägen, wie man das bitte schön auch wirklich up to date machen kann. Rein formal, aber natürlich auch farblich. Wobei: Das mit den Farben ist so eine Sache, da empfiehlt es sich, genau darüber nachzudenken, wie wagemutig man auf Dauer sein möchte, oder ob das Hell-Meerblau, das an den letzten Sommer im Süden erinnert, auch wirklich ein Hit ist, wenn man seinen Kindern nicht ständig mit Ermahnungen kommen will oder wenn man Haustiere hat.
Fündig wird man auf jeden Fall überall, die Palette reicht von Minotti, edra und Flexform bis Molteni oder Maxalto; wobei bei letzteren die Tendenz zwar zum Rund geht, aber nicht geschlossen, also auch für weniger Platz im Prinzip als Stilmittel geeignet. Bei Molteni setzt man übrigens bei der modularen (!) Version von „Augusto“ ( Design Vincent Van Duysen) auf ein schönes Dunkelblau, wodurch das Ganze an Eleganz kaum zu überbieten ist – platziert auf einem taupefarbenen Teppich. „Zeitlosigkeit mit zeitlosem Flair verbinden“ nennt es Van Duysen, wenn hochdichte Schaumpolsterung in recycelte PET-Polyesterfaser gehüllt, mit Paspeln versehen ist und auf eleganten Aluminiumbeinen steht.
In Blautönen besticht auch das „Polder Sofa“ (Vitra) von Hella Jongerius. Sehr wagemutig hingegen das „Anagram Sofa“ (Vitra) von Panter & Tourron, das sich aus Einzelteilen komplett individuell konfigurieren lässt. In Skandinavien setzt man seit einigen Jahren vermehrt auf Dunkelblau, was im ersten Moment irritiert, da man der dunkleren Zeit mit frühem Einbruch der Dämmerung intuitiv mit hellen Farben begegnen will. Aber bei genauerer Betrachtung haben dunkle Töne im Herbst etwas sehr Heimeliges, betonen den Höhlencharakter der Wohnung und schließlich kann man ja mit Weiß oder bunten Farben kombinieren. Super elegant wird es mit hellem Grau, dem Braun geräucherter Eiche oder eben Taupe.
Das Architekten-Duo Sharon Johnston und Mark Lee hat mit dem Entwurf „Biboni“ für Knoll International einen absoluten Hit gelandet! Ihre Inspiration war das Michelin-Männchen – und genau so sieht das Sofa auch aus: Rundungen, so weit das Auge reicht. Zugleich ist „Biboni“ aber auch eine Hommage an den von Eileen Grey 1926 entworfenen skulpturalen Sessel „Bibendum“. Jener Klassiker mit der Rücken- und Armlehne aus dicken Wülsten. Spannend und passend auch Patricia Urquiolas 20 Jahre alter Sofa-Klassiker „Tufty-Time“ (B&B Italia) – wiewohl auch ihre dekorative Polsterlandschaft „Bend-Sofa“ zu den neuen Trends passt –, der mit 14 Modulen und zahlreichen neuen Farben, alles dem Halbrund untergeordnet, in die neue Saison startet.
Bei Minotti sticht der Zweisitzer „Yves Round“ von Hannes Peer ins Auge. Ein wunderbar kurviges Sofa, zu dem man auch einen passenden Sessel und einen Hocker kombinieren kann. Aber auch „Vivienne“ vom italienisch-dänischen Design-Duo GamFratesi ist ein Möbel „das mit der Harmonie der Formen spielt“, wobei „seine weichen und großzügigen Rundungen zu einem perfekten Gleichgewicht zwischen Geschmeidigkeit und geometrischer Strenge“ führen.